Rein zufällig wird niemand hier vorbeikommen. Eine längere Fahrt durch einen urtümlichen, landwirtschaftlich genutzten und äusserst ansprechenden Teil Siziliens vorausgesetzt, finden sich Reisende wenigstens im frühen Frühling fast alleine in einer atemberaubenden, eindrücklichen und sehr stillen Landschaft, bzw. Schlucht. Die Nekropole (UNESCO Weltkulturerbe) liegt etwa 35 km von Siracusa entfernt (Landstrasse), zwischen den Orten Ferla und Sortino. Von der zu den Gräbern gehörenden Siedlung ist hier ausser dem ausgegrabenen Königspalast der Sikuler nichts gefunden worden. Im Archäologischen Museum von Siracusa sollen diverse Grabbeigaben zu sehen sein. Die Gründe, weshalb zwischen dem 13. und 8. Jh.v.Chr. rund 5000 (!) Gräber in die Felsen gehauen wurden, mit welchen Werkzeugen damals gearbeitet wurde und v.a. weshalb diese Art Totenkult betrieben wurde, ist unklar (den einschlägig Gelehrten vermutlich nicht, es war bloss noch keiner auffindbar….). In solchen Momenten, an solchen Orten und dies mehrmals auf dieser Reise wünscht die reisende Schreiberin eine Zeitmaschine, um sich in die damalige Zeit und die entsprechenden Verhältnisse zurück versetzen zu lassen.
Da stehend und den Blick durch die Anapo-Schlucht (nach dem gleichnamigen Fluss) und über Hunderte von Höhlengrab-Löchern gleiten zu lassen, lässt einem kieferoffen und erstaunt schauen; ungläubig und irgendwie zur Bakterie schrumpfend und mit vielen Fragen beladen staunen. Mehrstöckige Grabhöhlen – wie kamen die Toten dorthin, wurden die Gräber „auf Vorrat“ gehauen, was geschah auf dem Weg von der Siedlung bis zum Grab… ?? Die Grabkammern waren mit Steinplatten geschlossen, die toten Körper wären wohl leichte Beute für hungrige Tiere gewesen. Es ist möglich, einzelne Grabhöhlen aus der Nähe zu besichtigen. In späterer Zeit sollen verfolgte Christen in den Höhlen Unterschlupf gefunden haben, an einem Hang konnten die Sizilienfahrer eine Kapelle innerhalb einer Art Siedlung ausmachen. Die Anapo-Schlucht ist heute Naturschutzgebiet und kann durchwandert werden. Jeglicher motorisierter Verkehr ist verboten und von der einstigen Zugslinie zeugt nur mehr ein fast überwachsenes Geleise. Obwohl diese Zugslinie in nicht so ferner Zeit eine Verbindung ermöglicht hat und diese Gegend bewohnt(er) gewesen sein muss, zeigt auch sie die Konstante der Veränderung, bzw. die Tatsache, dass nichts ewig bleibt.
Unterwegs in Sizilien, Teil 3: Markt in Catania, ohne Worte
Unterwegs in Siziliens Osten, Teil 2: Rund um den Etna
Eisenbahn- und Landschaftsliebhaber (auch Liebhaberinnen…) sollten sich eine Fahrt mit der Schmalspurbahn Circumetnea nicht entgehen lassen. Sie ermöglicht, fast um den ganzen Etna herum zu fahren und dies in einem Zug, dessen Sitzgelegenheiten an Zeiten erinnern, in denen es in den Schweizer Zügen drei Klassen gab. Die Zugs“komposition“ scheint einem alten Film entlehnt zu sein, beförderte die Reisenden sehr pünktlich und ohne irgend welche Schwierigkeiten. Wer sich die Zeit nimmt, wird mit eindrücklichen Landschaftsbildern verwöhnt. Orangen- und Zitronenhaine unmittelbar vor den Fenstern, ab einer gewissen Höhe dominieren Oliven, Reben und Mandeln und im Grossraum um Bronte wachsen die Pistazienbäume, welche nur alle zwei Jahre Früchte tragen. Bizarr, geologisch interessant und etwas unheimlich sind die Hänge und Felder voller erstarrter Lavaströme. Entweder noch „frisch“ und unbedeckt oder schon wieder von Pionierpflanzen bedeckt. Die vulkanische Erde ist fruchtbar – das Leben an diesen Orten mit dem unberechenbaren Spucker im Nacken gewiss gewöhnungsbedürftig bzw. nicht für jeden Mann oder jede Frau. Auf der Zugsfahrt ist der Vulkan bei gutem Wetter immer mal wieder zu sehen, näher oder weiter weg, hüllt sich aber oft innert kürzester Zeit in Wolken oder Rauch. Die Tatsache, dass der „heisse Berg“ schneebedeckt war, dass einem der Schlunde stets Rauch entwich, dass gleichzeitig Agrumen und weiter meerwärts Fave geerntet wurden und Himmel und Meer in Blautönen erschienen, war ein kraftvolles-archaisches Schauspiel. Unmöglich, diesmal hinauf auf den Vulkan zu kommen – die Erinnerung an die Kraterlandschaften, den Schwefelgeruch und die unterweltliche, unheimliche Stimmung aufzufrischen. Ein andermal…! Die Fahrt ganz um den Etna dauert fast einen ganzen Tag, es ist gut möglich, nur Teilstrecken zurückzulegen. Die Reisenden hatten bei anderer Gelegenheit bereits eine ganze Umrundung gemacht und beschränkten sich diesmal auf das Teilstück Giarre-Randazzo.
Folgende Anmerkungen für Reisende: Die Züge verkehren wirklich, zu bestimmten Zeiten nutzen viele Schüler diese Fahrgelegenheiten. Den Fahrplan genau studieren oder bei einem Schalterbeamten nachfragen. Die Strecke kann nicht in einem „Zug“ abgefahren werden, Umsteigen erforderlich. Zwischen Catania und Giarre „normale“ Eisenbahn. Fahrkarten können im Zug gelöst werden. Dort gibt es (natürlich) keine Verpflegungsmöglichkeiten, wer länger unterwegs ist, tut gut daran, Proviant mitzunehmen. Nicht nachvollziehbar und äusserst ärgerlich ist, dass es (immer noch!) Orte gibt, an denen eine geordnete Abfallentsorgung nicht gewährleistet ist. Über die Gründe für diesen Missstand kann spekuliert werden – er ist unverzeihlich und bitterschade für die kulturell reiche und landschaftlich beeindruckende Insel.
Reizvolle Bilder, quasi eine virtuelle Reise findet sich hier.
Unterwegs in Siziliens Osten, Teil 1: Siracusa und Umgebung
Siracusa soll einst eine der mächstigsten Städte der Welt gewesen sein: der historische Stadtkern befindet sich auf der kleinen Insel Ortigia, welche durch Brücken mit den später gebauten Stadtteilen verbunden ist. Das winzige Inselstädtchen, deren Bauten aus hellem Kalkstein erstellt worden sind, erinnert an griechische oder nordafrikanische Orte, mindestens dann, wenn Meer und Sonne das ihre dazu tun. Die griechische Göttin Artemis soll auf Ortiga gelebt haben, genau so wie der Tyrann Dionysios, an den „das Ohr des Dionysios“ etwas ausserhalb der Stadt erinnert. Mitte des achten Jahrhunderts v. Chr. haben Griechen die Insel besetzt, der ansässige Stamm der Sikuler soll ins Landesinnere vertrieben worden sein.
Blüte und Zerfall einst schöner und reicher Städte sind ein nicht nur Siracusa auferlegtes Schicksal. Interventionen der staatlichen Instanzen scheinen den Rückgang der Wohnbevölkerung und die kriminellen Energien etwas eingedämmt zu haben. Ortigia ist inzwischen ein vielbesuchter Ort und es ist erfreulich, dass die „Altstadt“ auch verkehrsberuhigt wurde. Die riesigen Parkplätze beim Eingang deuten darauf hin, dass der Ort an schönen (wärmeren) Tagen sehr viele BesucherInnen anzieht. Der Dom, um Säulen eines griechischen Tempels herum gebaut, ist sicher ein lohnendes Ziel, ebenso ein Spaziergang durch die vielen Gassen, dem Meer entlang und zwischen barocker Baukunst blitzt sogar dann und wann ein moderner Einschub auf.
Nach einer Pause in einem der vielen Cafés oder wie im Falle der Reisenden im MOON lohnt sich die Fahrt zu der ausserhalb der Stadt gelegenen Ausgrabungsstätte. Amphitheater gibt es einige, dieses hier ist eingebettet in ein grösseres Ausgabungsgelände, in dem u.a. das berüchtigte Ohr des Dionysios steht. Es lohnt sich, genügend Zeit mitzubringen und früh am Nachmittag dort zu sein – im Falle der schlendernden Reisenden wurde es mal wieder spät und um 17 Uhr rasselte bereits der Schlüsselbund der Altertumswächter. Nach dem Besuch der archäologischen Seite mussten die Neugierigen einfach noch sehen, was es mit dem eigenartigen Gebäude (grosses Beitragsbild Mitte) auf sich hat. So ein hässliches unansehliches Gebäude! Eine Kirche, deren Name bezeichnenderweise dem Speicher entfallen ist… – bei aller Offenheit für Ungewöhnliches blieb die Frage, wer Derartiges will, entwirft, baut, bezahlt und aushält. Nicht mal eine gute Akustik…
Das Mietauto, das auf einem öffentlichen Parkplatz von vier! Männern bewacht werden wollte (also die Männer wollten das…) stand unversehrt da, obwohl vermutlich in jedem Reiseführer etwa das Gegenteil steht. Dass die Vier ein Trinkgeld (für einmal passt das Wort haargenau) wollten, war bereits am Morgen klar. Diese und andere Formen des Gelderwerbs auf der Strasse bleiben nicht verborgen und zeigen die „der Blüte“ abgewandte Seiten. Dazu und v.a. dem eigenen Verhalten diesen Situationen gegenüber soll sich jedeR Reisende die eigene Strategie zurecht legen, genau so, wie er oder sie das in ähnlichen Fällen hierzulande handhaben will.
Agriturismo il melograno: Lob und Dank
Weder bezahlte Werbung noch Auftrag noch irgendwas: dieser Beitrag ist ein Lob für einen Agriturismo, der (noch) in keinem Reiseführer steht und der Individualreisenden empfohlen werden kann. Wer weder einem Fähnchen hinterher laufen mag noch Gruppenfeeling sucht, keine Animation benötigt und auf Spa und dergleichen verzichten kann, für den oder die könnte so ein Ort passen. Mehr zufällig in den Netzuntiefen entdeckt, entpuppte sich dieser im letzten Herbst eröffnete „Agriturismo il melograno“ in der Nähe von Giarre (Catania) gelegene Ort als Glücksfall. Das alte Landhaus (man/frau möge sich nicht vom äusseren Anblick täuschen lassen) hat einige wenige Zimmer (gross, blitzblank und stilvoll eingerichtet) und steht * zwischen Etna und Meer* und begrenzt die dazugehörende, BIO-zertifizierte Zitronen-, Orangen-, Mandarinen- und Granatapfelplantage. Weil ohnehin schon fast gewonnen hat, wer der agrumenliebenden Schreiberin eine solche (temporäre) Wohnmöglichkeit bietet und weil sich der E-Mail-Verkehr mit „Giusi“ derart unkompliziert und freundlich gestaltete, war die Angelegenheit rasch gebucht. Ein einziger Satz zum Thema Geld oder Vorauszahlung oder Zahlungsmodus überhaupt wäre einer gewesen. Kein Thema! Was hat frau doch diesbezüglich schon erlebt… Anbieter, die den ganzen Betrag einfordern, bevor die Reise überhaupt in Angriff genommen wurde… Nun ja.
Zurück nach Sizilien: Zimmer und Frühstück war eh klar, auf Wunsch bestehe die Möglichkeit, dort auch das Nachtessen einzunehmen. Vegetarisch? Vegetarisch! No Problem, schrieb sie. Ok. Zwanzig Jahre Vegi sein lehrt das eine oder andere. Und die Überraschung war perfekt: jeden Abend ein viergängiges, aus saisonalen und regionalen Produkten gekochtes vegetarisches Essen! Keine komplizierte Schischi-Küche: Gemüsegerichte, Pasta, Hülsenfrüchte. Sie hätten noch Hefte und Bücher gewälzt, gestanden die beiden Schwestern, denn eine Woche lang „nur“ vegetarisch hätten sie bisher noch nie gekocht. Hei, super – Auguri den Signora’s von „il Melograno“ – da könnte sich der eine oder andere Ch-Wirt nicht eine sondern mehrere Scheiben abschneiden bezüglich Flexiblität und Fantasie. Es war ganz einfach toll: GRAZIE a Nuccia, Teresa und Dorothea! Und an Giusi! Wunderbar, sich tagsüber auszumalen, was sich die Köchin Nuccia wohl ausgedacht haben könnte und sich dann überraschen zu lassen!
In Sizilien liebt man Süsses. Sehr sogar. Gebäck aus Mandeln – biscotti di mandorle – sind in vielen Variationen zu bekommen. Auf dem Frühstückstisch fanden sich u.a. ebensolche Mandelbiscotti. Solche der Premiumsorte: eigene Mandeln, ganz leicht angeröstet, umhüllen die köstlichen Biscotti. Sie haben definitiv Suchtpotential und sind in dieser Qualität nirgends zu kaufen, da sie „una Signora anziana“ privat herstellt. Gleich wie die Mandel- oder Pistazientorte (natürlich mit den DOP-Pistazien aus Bronte!), welche Dorothea bäckt…
Der Mensch lebt ja nicht nur vom Essen alleine: von den Zimmern schrieb ich schon: gross und hell; es war überraschend ruhig, was auch mit dem frühen Frühling zusammenhängen mag und noch dies: fast jeden Abend hatten die Reisenden Fragen. Fragen zu den Agrumen, der Umgebung mit all ihren Phänomenen oder Ausflugszielen. Und die Fragen wurden umfassend beantwortet, notfalls wurde der oder die konsultiert, um ganz sicher zu gehen. Kurz: ein guter Ort, dem viel Erfolg gegönnt sei…!
P.S. Innenbilder und Fotos vom Essen gibt es nicht, siehe Einstieg. Kein Plan, keine Absicht, nichts! Bilder von möglichen Unternehmungen in der näheren und weiteren Umgebung folgen in den nächsten Tagen.
Frida von ARGA
Schon längst fällig – die fellige Dame die hier eine eigene Rubrik hat, soll kurz vorgestellt werden…
Ihr Name täuscht. Eigentlich stammt sie aus dem Wald. Frida aus dem Wald!?? „von ARGA“ macht sich einfach besser. Ihre namenlose Mutter wohnt im Wald, hat jahrelang ohne menschliches Zutun überlebt und vor etwa sechs Jahren ihren Wurf Jungkatzen im Geissenstall versteckt. Natürlich blieb die Sache nicht unentdeckt und weil ARGA einer Katze ein privilegiertes Katzenleben bieten kann, beschlossen der damalige Ziegenmeister und die umziehende Schreiberin, dass eines der Tierchen domestiziert werden solle. Getreu dem Motto „stetes Streicheln zähmt die wilde Katze“ wurde sie, anders als ihre Mutter, zutraulich und gewöhnte sich an Menschen bzw. an den Menschen, der sie zuverlässig koste. Junge Katzen bewirken meist den so genannten Jöö-Effekt, bei der Tigerprinzessin kamen eine aussergewöhnlich schöne Fellzeichnung und ihr ausdrucksstarkes Katzengesicht dazu. Dass sie sehr reinlich ist, kapriziös eigen- und selbständig sein kann; sich bei Abwesenheiten ihrer Menschen einige Tage autonom organisiert (den Muttergenen sei Dank) und dann wieder unendlich anhänglich ist, hat ihre Futterlieferanten/Tierarztfinanzierer/Liebkosungsspender für sie eingenommen.
In der Wald- und Stallfreiheit mit freiem Ein- und Ausgang aufgewachsen, waren ihr Glas und geschlossene Türen völlig unbekannt. Nach ihrem Umzug aus der Kapitale in den fernen Osten war sie erst mal leicht désoleé und rasch war klar, dass die ominöse Regel, „Katzen nach einem Umzug drei Wochen nicht ins Freie zu lassen“ in diesem Fall den sicheren Tod dieses freiheitsliebenden Tierchens bedeutet hätten. Man verordnete ihr eine einzige Nacht in Gefangenschaft, dies in ihrem künftigen Wohn- und Essraum, dem Gartenhäuschen. Dort war ein Korb mit Stroh aus dem Stall, dessen Geruch sie bereits kannte. Nach dieser ersten Nacht ging der Mensch, dessen Streicheln sie besänftigt hatte, mit ihr rund ums Grundstück und seit her lebt sie hier völlig frei. Wiesen, Wald, freier und nur für sie zugänglicher Ess- und Schlafplatz inklusive.
Frida die Schöne (benannt nach der mexikanischen Malerin) scheint ihr Katzenleben zu geniessen – die Mäuse werden sie weniger schätzen und die Vögel müssen geschützt werden, soweit das machbar ist… weitere Beutetiere werden beiseite gelassen, sie reizen das Brechzentrum und den Fremdschäm-Modus…
Geduld bringt (Christ-)Rosen
Vom südlichen Frühling (davon wird noch zu lesen sein) angesteckt, war da irgendwo die Hoffnung, das lästige Weiss sei auch auf dem Lärchenhügel verschwunden. Dem war nicht so, doch Tag für Tag schmilzt der Schnee ein Stück weit weg und gibt den Blick frei auf Krokus&Co. Eine Entdeckung macht besonders Freude: eine vor Jahren gepflanzte Christrose bildete Jahr um Jahr immer grössere grüne Blätter ohne jedoch zu blühen. War es Bescheidenheit oder Resignation – die schreibende Gärtnerin arrangierte sich mit dieser Tatsache ebenso wie mit den Launen der Katze oder dem Moos im Garten. Keine Erwartungen hegen, heisst es in den dümmlichen Ratgebern, so könne Frau sich immer wieder überraschen lassen. Und siehe da: Surprise am Montag! In diesem Sinne ist der Beitragstitel irreführend, denn Geduld war nicht vonnöten, weil ich sie einfach liess, wie sie werden wollte… vom Kompost und herbstlichem Bedecken mal abgesehen. So wird auch die zweite Christrose, die noch als Topfpflanze im Haus steht, dem Garten übergeben und in Ruhe ge-lassen… „liebevolle Verwahrlosung“ sagte mal jemand auf die Frage, wie Orchideen zu pflegen seien und die blühen regelmässig:-). Sollten also aus den beiden Trieben wirkliche Helleborus-Blüten werden, folgen Bilder.
Nachtrag 30.3.15: Die Sache enwickelt sich..
Ausstieg als Einstieg
Während 3 Jahrzehnten haben SIE mich begleitet und zu einem guten Teil auch meinen Tagesrhythmus und Jahresgang mitbestimmt. Vor rund 10000 Jahren haben sich die Ziegen erstmals mit Menschen eingelassen (oder der Mensch sich mit ihnen). Die gemeinsame Geschichte ist also eine lange und bemerkenswerte – trotzdem blieben sie als Begleiter der menschlich-tierischen Enwicklungsgeschichte über all die Zeit und bis heute eine Minorität. Das mag an ihrem nicht gerade einfachen Wesen und all den zutreffenden (und angedichteten) Eigenarten liegen, die sie sich bis dato bewahrt haben und wohl auch nicht abzulegen gedenken. Eben diese charakterlichen und physischen Eigenheiten haben jene, die mit Geissen „zu tun gedachten“ abgeschreckt oder aber vorbehaltlos für sie eingenommen. Bei mir war zweites der Fall. Durch Zufall kam ich mit ihnen auf „Fellfühlung“ und hatte die Möglichkeit, diese Begegnung auszuweiten und über recht lange Zeit mit allen Begleitabenteuern und Lernfeldern zu erleben.
Strandgut des Zeitflusses sind stets kleinere und grössere Veränderungen – so kommt es, dass die Felltiere nun versucht sind, mit ihren „Kapriolen“ weitere Zeitgenossinnen in ihren Bann zu ziehen. Im Verlauf dieses Jahres übernehmen Sibil und Stefan mit Ida und dem bis dato noch unbenannten und ungeborenen Menschlein die Betreuung des Landwirtschaftlichen Kleinstbetriebes mit der dazugehörenden Geissenherde. Ich werde – so hoffe ich – Zeit und Gelegenheit finden, an dieser Stelle die neue Konstellation auf dem Geissenbetrieb schreibend und bebildernd zu begleiten – sicher verbunden mit diversen berichterstattenden Ausschweifungen und Abstechern in verwandte Themenbereiche. Schliesslich ist ja im Februar in China auch das Jahr der Ziege angebrochen….
Oranges Wochenende
Dank Naturkeller, wachsamem Auge und einer Agrumenaffinität ist es möglich, in einem Kleinsthaushalt über die Wintermonate gut 50 kg Orangen entweder einfach so zu essen oder weiter zu verarbeiten, damit während der orangenarmen Zeit nicht völlige Enthaltsamkeit angesagt ist. Regelmässig Lesende wissen, dass es sich dabei nicht um irgend welche „anonymen Orangen“ handelt, sondern um Früchte aus diesem Projekt. So dem Tun hingegeben, lässt sich Musik hören, von Süd- und Nordferien träumen oder die Gedanken um die kommende AR-Regierungsratswahl kreisen lassen. Nicht viel Neues in Sicht – leider! „Füllen auf fünf“ ist kaum möglich, dazu fehlt es an eigenständigen, wirklich unabhängigen Positionen und Charisma und v.a. an Vertrauen, wenn der Blick das Wirken von einzelnen Bisherigen fokussiert. Und ja, vermutlich haben diejenigen Recht, welche entgegen, dass die wirkliche „Politik“ sowieso anderswo gemacht werde. Nämlich hinter verschlossenen Türen (frau denke u.a. an das Freihandelsabkommen, die vielen Lobbyisten und erwartungsfrohe Sponsoren von Wahlkampagnen).
Tja, so also vergehen Sonntage: während die Hände werken, rumort es im Schädel – das Handwerk darf sich sehen lassen, der Wahlzettel liegt noch auf dem Tisch. Leer. Neben Orangenkonfitüre (jeweils 1 kg gemischt aus Fruchtstücken, Schale, Saft und 250 gr Zucker sowie 25 g Apfelpektin, kein Wasser – hält aus Erfahrung bestens, sauberes Arbeiten vorausgesetzt!); Orangenmeersalz (frische Zesten auf einem Backpapier mit Meersalz mischen und in ein Schraubglas füllen, sparsame Verwendung z.B. in einer Tomatensauce, bitterem Grüngemüse wie Catalogna, Cima di rapa oder Puntarelle); Orangensirup vom Feinsten (nach diesem Rezept, mit weniger Kardamom, für Desserts, Drinks, als Trinksirup um Welten besser als alle stark beworbenen Süssgetränke); Orangenzucker (Schale vom weissen Teil befreien, trocknen und mahlen, mit Zucker mischen und wo gewünscht benutzen und Orangenöl als Versuch (Schale mit wenig weissem Albedo in neutrales Ö eingelegt, falls überhaupt Aroma ins Oel übergehen wird, wäre es als Würzöl einsetzbar) und ein weiterer, letzter Versuch: Zesten (auf ein Blech ausgelegt, in den Tiefkühler gestellt und später in ein Gefriersäcklein abgefüllt, für Gebäck etc.).
So. Soviel für dieses Jahr zu Orangen. gebana bietet schliesslich noch mehr … !
Südmusik
Die schreibende Hörerin freuts: Ins (wenig geliebte) Weiss blickend ist da plötzlich eine Stimme, Musik und vor allem eine Sprache, von der lediglich ein paar wenige Worte zu verstehen sind. Wer ist das?? Gut, dass heutige Radiogeräte auf ihrem Display anzeigen, was gespielt wird. Ein bis dato unbekannter Name, dem Netz sei Dank wird klar, dass Davide van de Sfroos aus Como stammt und den Dialekt jener Gegend spricht bzw. singt. Musik die Freude macht, Südziehen und deren ungewohnter Sprachklang „ankommt“…