Archiv der Kategorie: Pflanzen

Vom Sammeln und anderem

Dem herbstlichen Sommertag (nicht nur meteorologisch gemeint) setzt die sammelnde Gärtnerin einen farbigen Kontrapunkt entgegen. Das Glas der neuen Zeit ist einmal halb voll und bald darauf halb leer. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Tage seit dem Eintritt in Phase 3 – ausgehend von vier Lebensaltern – dank dem Strukturverlangen der Gärtnerin gut gefüllt sind. In den Innenwelten (und um diese geht es…) sind schroffe Wege zu queren, pfadlos oft und auf schwankendem Seil ohne Netz. (Noch) kein Hochsitz in Sicht, kein Felsvorsprung, keine Höhle und auch kein Samtsessel. So etwas wie ein temporäres Einmitten in die neue Lebenszeit wäre das Wunschziel, immerhin, eine gute Portion Neugier auf die Prozesse ist vorhanden. So geht sie, mit Sichel und Fernglas, den Wolfstraum im Gepäck und ein Sehnsuchtsbild, das sich erst schemenhaft zeigen will…

Im Reisegepäck sind Kräuter und Heilpflanzen, von Alant bis Ziest. Die einen werden frisch in der täglichen Ernährung verwendet (lebhafte Erinnerung an den allerersten Brennesselpesto vor gut 12 Jahren), viele andere werden gesammelt und lichtgeschützt luftgetrocknet für Teemischungen. Die Gewinnung von Essenzen, Ölauszüge, Salben oder neu auch die Herstellung von Oxymel sind weitere Verwendungsgebiete. Ein gutes Gefühl, die unmittelbar ums Haus gewachsenen Kräuter zur Erhaltung der Gesundheit einsetzen zu können, ergänzt durch Wildsammlungen auf Streifzügen durch die Natur. Für die Räucherungen sind zu den bereits ansässigen weitere gepflanzt: Andorn, Herzgespann, Mariengras und Heiligenkraut. Noch dürfen sie Fuss bzw. Wurzeln fassen in der Umgebung von Artemisia, Angelica oder Crataegus. In der Vielfalt der Pflanzenbotschaften – materiell auf der Körperebene, wenn ein Kraut gegessen wird – phytotherapeutisch im Heilmittel oder subtil auf einer feineren Energieebene wenn sie geräuchert werden, liegen möglicherweise auch Anklänge oder Erhellungen für die Wege ins Pfadlose.

PS. Das Titelbild ist eine Aufnahme des 9-jährigen Enkels

Farbenrausch

Seit etwa drei Jahrzehnten begleiten drei Pflanzen das Leben der Gärtnerin. Haben Aus- und Umzüge überlebt, hatten gute und weniger gute Plätze, dunkle Überwinterungsorte und ab und zu sah es so aus, als würde die eine oder andere den Sommer nicht überleben. Eine davon ist diese alte Päonie im Titelbild. Jahrelang stand sie in einem Topf, zu klein, auf einer oft zu besonnten Terrasse. Vor über zehn Jahren wurde sie aus dem Topf befreit (Käfighaltung! Böse Gärtnerin!) und nach einem Jahr in der Gartenerde belohnte sie die Betrachtenden mit drei wunderbaren Blüten. Dieses Jahr setzte ihr der Nachtfrost zu, doch was für eine Überraschung: heute zeigt sie bereits Blüten. Sie sind weniger dunkel und weniger gross, aber sie blüht!
(Aha, die beiden anderen Begleitpflanzen? Also: ein Olivenbäumchen, das seit letzten Herbst eine! Olive trägt und eine Fuchsie).

Der weiter unten folgende, bildliche Farbreigen soll nicht darüber hinweg täuschen, dass heute und jetzt vieles Anlass zu Sorge gibt. Die Schreibende erinnert sich an die Aufbrüche in der Dritt-Welt-Bewegung, an Schachteln von Bananen, die an Standaktionen bei jedem Wetter verkauft wurden; an Kaffee, dessen Preishintergrund frau bis zum Stottern erklärte und wiederholte und tausendmal dankte, wenn ein engagierter Lehrer zwei Pakete fürs Lehrerinnenzimmer kaufte. Feuer und Flamme! Herzblut und der Glaube, wirklich etwas bewegen zu können, beseelte die Gruppe. Hoffnung, dass die Welt gerechter werden könnte. Weniger Hunger und weniger Kriegschauplätze. Ein Traum? Eine Utopie? Auf die Schnelle könnte frau zu einem solchen Urteil kommen. Vor etwa vierzig Jahren (oh schreck, wer schreibt das?? 40 Jahre???) wurden an verschiedenen Orten verschiedenste Bewegungen ins Leben gerufen, die bis heute auf verschiedene Art und Weise daran arbeiten, gerechter, fairer, mitweltverträglicher, nachhaltiger zu agieren. Zwei Beispiele: der Betrieb von Gino Girolomoni, der in Mittelitalien dafür sorgte, dass Kleinbauern ihr Getreide biologisch anbauen und vermarkten konnten und nicht in die Städte abwandern mussten. Mit unendlich vielen Hürden durch den Staat… heute wird der Betrieb von seinen drei Kindern geführt – die Schreibende hatte Gelegenheit, den Betrieb samt Pastaproduktion zu besuchen. Ein Tipp: im Genossenschaftsladen St. Gallen und Claro St. Gallen findet sich die Pasta von Girolomoni im Sortiment.
Ebenfalls vor vierzig Jahren wurde Longo Mai gegründet, hier wurde auch schon darüber geschrieben. Aus Sicht der Schreibenden sind besonders die Verdienste um den Erhalt alter Kulturtechniken, der Erhalt des Wissens über Saatgut (grosses Thema)!, der Widerstand gegen Abholzung von Wäldern und v.a. die Schaffung von Perspektiven für junge Menschen, welche in den Normsystemen keine Zukunft für sich sehen, besonders verdienstvoll.
Und ja natürlich: auch die Dritte-Welt bzw. Claro-Läden sind geblieben. Mit vielen positiven Effekten. Der grosse Traum aber…

Sich an „solche Geschichten“ zu erinnern, ist wichtig. Gibt ein wenig Balsam, wenn der Eindruck entsteht, in einer komplett in Aufruhr geratenen Welt zu versinken… weil die Schreiberin eine optimistische Zweiflerin oder eine zweifelnde Optimistin ist, vor den Farben ein Zitat vom charismatischen Gino Girolomoni:

Man darf niemals aufgeben und muss weiterhin hoffen, nicht sosehr, um die Welt zu retten – das ist vielleicht eine zu schwierige Aufgabe – sondern einfach, um nicht auf der Seite derjenigen zu stehen, die sie zerstören- Gino Girolomoni

Nahaufnahmen

In Tagen, in denen frau völlig ausfransen könnte ob all den Meldungen, Eindrücken, Befürchtungen, Mutmassungen, Ängsten und wenig Hoffnungsvollem (welches Departement ist für Hoffnung zuständig?) – nun, an solchen Tagen Bilder ohne weitere Worte.

Dieses Bild hat eine Nachgeschichte, die Rehfreundin wartet noch auf eine Antwort…

Knapp 1000m.ü.M. – Bestandesaufnahme in Bildern

Geduld bringt (Christ-)Rosen

Vom südlichen Frühling (davon wird noch zu lesen sein) angesteckt, war da irgendwo die Hoffnung, das lästige Weiss sei auch auf dem Lärchenhügel verschwunden. Dem war nicht so, doch Tag für Tag schmilzt der Schnee ein Stück weit weg und gibt den Blick frei auf Krokus&Co. Eine Entdeckung macht besonders Freude: eine vor Jahren gepflanzte Christrose bildete Jahr um Jahr immer grössere grüne Blätter ohne jedoch zu blühen. War es Bescheidenheit oder Resignation – die schreibende Gärtnerin arrangierte sich mit dieser Tatsache ebenso wie mit den Launen der Katze oder dem Moos im Garten. Keine Erwartungen hegen, heisst es in den dümmlichen Ratgebern, so könne Frau sich immer wieder überraschen lassen. Und siehe da: Surprise am Montag! In diesem Sinne ist der Beitragstitel irreführend, denn Geduld war nicht vonnöten, weil ich sie einfach liess, wie sie werden wollte… vom Kompost und herbstlichem Bedecken mal abgesehen. So wird auch die zweite Christrose, die noch als Topfpflanze im Haus steht, dem Garten übergeben und in Ruhe ge-lassen… „liebevolle Verwahrlosung“ sagte mal jemand auf die Frage, wie Orchideen zu pflegen seien und die blühen regelmässig:-). Sollten also aus den beiden Trieben wirkliche Helleborus-Blüten werden, folgen Bilder.

Nachtrag 30.3.15: Die Sache enwickelt sich..

Streifzug 3

Ein Klick auf den Pfeil im Bild rechts öffnet die Galerie.

 

Vögel ohne Flügel

Sie sind im Kulturland des Mittellandes zu einer raren Gattung geworden. Am ehesten findet man sie noch in lichten Waldpartien, in kaum genutzten Krautstreifen, Kiesgruben oder ausgeschiedenen Schutzgebieten. Umso mehr ziehen sie unsere Blicke und Bewunderung auf sich, wenn sie ihre Pracht sozusagen am Wegrand entfalten… die einheimischen Orchideen, die alle unter strengem Schutz stehen und doch immer seltener vorkommen. Es sind heikle Gewächse, die auf die ihnen entsprechenden Standorte angewiesen sind und keinerlei Eingriffe wie mulchen, mähen oder düngen ertragen.
Das obige Exemplar trägt den fantasievollen und wohlklingenden Namen „rotes Waldvögelein“ und blüht seit Jahren im Juni in einer kleinen Gruppe an einem südwestexponierten Abhang mit lichtem Buchenaufwuchs – hoffentlich noch lange!

Eine schöner als die andere …

Die eine Blütenpracht geht ihrem diesjährigen Ende zu – jene der Päonien – die nächsten „Lieblinge“ sind daran, ihre Blütenfülle zu präsentieren. Wie so oft: frau steht in einer Gärtnerei, an einem Raritätenmarkt, im Blumenladen, der Gartenabteilung eines Einkaufszentrums und da sie es nie lassen kann, umherzustreifen und zu schauen, fällt der Blick früher oder später auf eine Blattform, eine Blütenfarbe, eine Etikette. Wäre der ARGA-Garten ein schmaler Streifen, sagen wir einsfünfzig auf drei Meter, wäre das Thema abgehakt. So wie sich die Verhältnisse präsentieren, darf immer noch die eine oder andere Pflanze einziehen. Dem ersten Überschwang folgt die gärtnerische Läuterung, sprich: frau bezieht Klima, Wintertauglichkeit (draussen!), Bodenverhältnisse, vorhandene Mitpflanzen (und die lieben Schnecken) in ihren Kaufentscheid mit ein. Die ersten zwei Vertreterinnen der Gattung „Waldrebe“ stammen aus der Zeit der Euphorie … und die Gärtnerin scheint einfach Glück gehabt zu haben. Inzwischen weiss sie, dass die Gattung der Clematis gute dreihundert Sorten kennt, Wildarten und dazu eine Vielzahl von Hybriden. Die meisten Waldreben wollen klettern, die eine höher, andere weniger. Die namenlose Schönheit vom Beitragsbild klettert einer Birke entlang, die zweite, ebenso namenlose scheint sich eher gedrungen buschig zu entwickeln. (Bitte klicken, um das Bild grösser zu machen)

IMG_1505
IMG_1506
Diesen Vorsommer haben vier weitere Waldreben Einzug gehalten, Blüten erwartet die Gärtnerin frühestens nächstes Jahr – vorausgesetzt sie sind zufrieden mit den vorgefundenen Bedingungen und der ihnen zukommenden Pflege. Zu den Schönheiten ohne Namen haben sich nun eine Koreanische Waldrebe, die Anemonenwaldrebe, eine Mandelwaldrebe und die  Sibirische Alpenwaldrebe gesellt. Ausgerechnet letztere, als anspruchsloseste bezüglich Standort und Licht beschrieben, ziert sich noch ein wenig.
Die Anemonenwaldrebe hingegen strebt nach höheren Gefilden, dies nachdem sie als zerzaustes Pflänzchen einem Postpaket entnommen wurde.

IMG_1507
Vor nicht allzu langer Zeit war zu lesen,  dass im Kanton Bern eine Clematisgärtnerei etwa vierhundert Sorten Clematis anbietet, ganz gewiss haben die eine Bodendeckerclematis und eine Nelly Thompson, deren Farbkombination umwerfend schön ist. Die Gärtnerin reist dann mal nach Bern…

Exotisch

Zur flirrenden Hitze dieses Tages passt diese Pflanze und ihre erste Blüte: es handelt sich um das umgangssprachliche Eiskraut (Eis…Eis!), auch bekannt unter dem Namen Mittagsblume oder fachsprachlich „Mesembryanthemum crystallinum“. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südafrika, ist inzwischen an den Mittelmeerküsten, in Japan, Mexiko oder Kalifornien heimisch. Auf den Kanaren wurde sie früher zur Sodaherstellung verwendet, deshalb auch der Name Sodapflanze. Das Eiskraut entzieht seiner Umgebung Feuchtigkeit und kann diese in ihren Zellen einbinden und so auch längere Trockenzeiten ohne Probleme überstehen. Der Zellsaft soll positiv auf menschliche Hautverhältnisse wirken und wird deshalb in der Naturkosmetik eingesetzt.Die Pflanze kann Salze aufnehmen und abgeben, die Blätter schmecken leicht salzig-säuerlich und können verzehrt werden. Hier wird sie vermutlich eher in Ruhe wachsen, frau beobachtet sie, freut sich an ihren lieblichen Blüten und gönnt ihr den „Exotenstatus“ im vorwiegend mit einheimischen Pflanzen bestückten Garten.

Zwei weitere Besonderheiten: (klicken um die Bilder zu vergrössern)

griechischer Bergtee

griechischer Bergtee

Trotz einer gewissen Abneigung gegenüber Salbei bereichert der griechische Bergtee seit Jahren das Teesortiment. Allherbstlich erstand ich einen grösseren Sack mit dem getrockneten, stark riechenden Kraut und bis vor einiger Zeit hätte ich kaum geglaubt, dass dieses Kraut, das an trocken-heissen Hängen Griechenlands wächst, auch hier einmal wachsen und – das ist ja das Entscheide – auch überwintern könnte. Nichtsdestotrotz konnte ich es vor zwei Jahren nicht lassen, ein solches Pflänzchen zu erstehen und ins Kräuterbeet zu setzen. Das Pflänzchen wuchs nur zögerlich, schien zu serbeln, sich ganz zurückzuziehen, erlebte Schnee (viel!), Kälte (bis minus 15 Grad) – und nun, in diesem Frühling, der bereits in einen Sommer zu münden scheint, in diesem Frühling also spriesst es, hat scheinbar unterirdische Ausläufer gebildet und schaut an einer zweiten Stelle aus dem Boden. Nun sieht es aus, als wolle es gar blühen… eines Tages werde ich zwei drei Blättchen zupfen, Tee zubereiten und von Griechenland träumen… und zwischendurch noch vom Vorrat nehmen, den mir die liebenswürdige griechische Bäuerin geschenkt hat.

Und die Dritten im „exotischen“ Bund: die Seerosen – nicht der Pflanze wegen, sondern weil erstmals vier Blüten auf einmal blühen… 🙂

Seerosen mal vier

Seerosen mal vier

Päonien – die Hauptgeschichte

Schneller als erwartet, schneller als alle andern und weit vor Pfingsten hat sie sich entrollt, ihre vielen Schichten sichtbar gemacht, die hauchzarten Blütenblätter der Sonne zugewandt. Den Duft, der dieser Blüte entströmt, kann ich hier nicht riechbar machen und das ist gut so. Sie ist die Hauptdarstellerin und dass sie nach all den Jahren ohne Blüte nun in dieser Farbintensität und mit betörendem Duft den ARGA-Garten schmückt, freut mein grünes Herz! Möge sie sich an ihrem Platz sehr lange wohlfühlen!