Für die „Laienaugen“ einer Reisenden muten die Gesteinsschichten in der Gola Alcantara, unweit von Taormina (Sizilien) sehr eigen an. Wie kommt es, dass diese Schichten den Eindruck machen, als seien sie geformt und dann übereinander gestapelt worden? Wer es wissen will, findet hier Informationen über basisches Ergussgestein oder eben Basalt. Wer sich vertieft, findet Erläuterungen zum so genannten Basaltstreit, in dem über unterschiedliche Ansichten bezüglich Entstehung eben dieser Gesteine gestritten wurde. Die Reisenden indess stritten nicht, verschmähten den acht-Euro-Lift in die Schlucht hinunter und suchten den zweihundert Meter entfernt gelegenen, etwas versteckten Einheimischen-Eingang und stiegen zu Fuss ab. Der Abstieg lohnt sich des Basalts wegen und bei besseren Wetterverhältnissen und einer gewissen Wasser-Affinität wäre es möglich, etwas weiter in die Schlucht hineinzugehen. Die Badende, welche lieber nicht nass wird, äugte, ob sich allenfalls ein Eisvogel zeigen würde, die aber hielten sich bedeckt. Die ganze Anlage scheint in touristenintensiveren Zeiten stark frequentiert zu werden, auf die nebenzeitlich Reisenden machte sie einer eher abgetackelten Eindruck. Also: hingehen, falls mann oder frau sowieso in der Nähe ist; hingehen, wenn Steine, Geologie etc. interessieren.
Taormina und das noch höher gelegene Castelmola bieten bei schönem Wetter eine wunderbare Aussicht. Beide Orte sind vermutlich eine beliebte Destination für die Kaffee-und Kuchen-Fraktion, zwischendurch locken Schmuck- und Souvernirläden und die engen Gassen bzw. deren Anwohner werden unter der Autoinvasion ächzen. Drum: den Wagen in der grossen Parkgarage lassen und mit dem Lift hochfahren. Die Reisenden haben sich a piedi nach Castelmola hochgeschwitzt, einer Erinnerung wegen, an der dann der Lack blätterte.
Noch mehr Zeit vorausgesetzt, wäre der eine und andere Sizilien-Gedanke auszuführen bzw. weiterzuspinnen. Zum Beispiel die Frage, weshalb „Kommunikation“ – das Gespräch von Mensch zu Mensch – in diesen Kulturräumen leichter, schneller und unkomplizierter möglich ist. Ist es der Raum, die Sprache, die entspannte Ferienzeit, das eigene Anderssein in der leicht vertrauten Fremde, eine Wechselwirkung – wie dem auch sei… Immer wieder fand sich die Schreibende in Gespräche verwickelt, es wurde nachgefragt, woher frau komme, weshalb sie hier sei, welche Eindrücke sie gewonnen habe. Und dies im Tabakladen (keine Angst, erstanden wurden dort „nur“ Briefmarken…), beim Gemüsehändler oder einfach so auf der Strasse. Manchmal wurde es auch bedrückend – dann wenn junge Männer von ihren eher hilflosen Versuchen, die deutsche Sprache zu erlernen berichteten und von der Hoffnung, dannzumal irgendwo in Deutschland oder der Schweiz Arbeit zu finden. In vielen Köpfen scheint ein romantisiertes Bild zu herrschen von den Verhältnissen in den nördlicheren Ländern und wissend um den Stachel im Leben von Migranten wäre den jungen Menschen viel mehr zu wünschen, ihre Politiker würden sich auf ihre wirklichen Aufgaben besinnen statt darauf, eigene Pfründe zu sichern. Dass die Hamsterräder gnadenlos zuschnappen und dass „fremd und immer unterwegs sein“ bitterer ist als vieles Andere, lässt sich in einem Viertelstunden-Gespräch auf der Strasse nicht ausführen. Die traurigen Schicksale älterer Einwanderer, die nach ihrer Pensionierung keine Heimat und keine Wurzeln mehr haben, weil sie nie wirklich hier angekommen sind und in ihrer Urheimat eben diese nicht mehr finden, berühren und stimmen nachdenklich… Mehrfach beschenkt, dankbar und um viele Eindrücke reicher sind die Südreisenden zurück – alla prossima, ci vediamo… spero…