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Nordwärts Teil 1: Vom Brot, Touristen und der Heide

Die Reisenden sind zur Basisstation zurück gekehrt. Auch Südmenschen fahren mal nordwärts ebenso wie die dem Element Erde Zugetane sich auch mal ins Wasser wagt. Zögerlich. Die nomadische Art des Reisens im VW-Bus eröffnet Freiheiten und Sichten, fordert Vorbereitung, ab und zu Geduld und schiebt einem vermutlich näher an Land, Menschen, Fauna und Flora. Statt kontinentalem Frühstück im Hotelbauch Müesli mit selbstgesuchten Beeren am See; Einkaufen in Läden, in denen die Produkte schwedisch und nur schwedisch angeschrieben sind und ein Himmel der sechzehn (16!) Tage blau und fast wolkenlos ist.
Die Wege sind weit, umso mehr wollen sie eingeteilt sein in verträgliche Etappen, verbunden mit Orten, Menschen oder einfachem Sein. Hier wird keine lückenlose Auflistung entstehen, mehr ein punktueller Rückblick auf einzelne Momente, der knappen Zeit geschuldet vermutlich oft mehr bild- statt wortlastig.
Wiederkehrende BlogbesucherInnen wissen es: Brot ist der Schreibenden wichtig, so wichtig, dass sie ihre eigenen Sauerteige züchtet um damit Brote aus gutem Getreide (u.a. von hier) und mit sehr langsamer Teigführung zu backen. Vor ihrer Abreise hat die Bäckerin ihre Freunde kaltgestellt, was übersetzt bedeutet, dass ihre Sauerteige je zur Hälfte getrocknet bzw. tiefgefroren wurden, um nach der Rückkehr ins aktive Hefeleben zurück zu kehren. Im Norden gibt es auch Brot. Sicher. Wirklich gutes Brot ist eher selten zu bekommen. Dann und wann findet sich eine Brotmanufaktur. Kleine Auswahl, Baguettes, Brötchen, grosse Roggenlaibe, Zimt-Kardamomschnecken – das reicht und ist dann meist auch gut. Weil die Brotnot drohte, weil die Schreibende den Bäcker über gemeinsame Bekannte vage kannte und weil seine Brot-Philosophie mehr als anspricht, war ein Blitzbesuch bei Arnd Erbel, dem Freibäcker in der Nähe von Nürnberg gewidmet. Ein Blick in die Backstube, ein paar Sätze und eine geschenkte, noch namenlose Brotkreation, die sich zu den bereits im Laden erstandenen Vorräten gesellte und die wie alle anderen Freibäckereien Gaumen, Magen und Bäckerinnenherz beglückten.

 

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So ausgestattet (logo: die Brote statt Verpackung zu zeigen wäre sinniger. Die wunderbaren Brote sind jedoch nur in Union mit den Reisenden zu sehen und diese lassen wir mal beiseite…) wurde der erste Rastplatz bzw. Waldrand gefunden. Nach einer Fahrt durch äusserst trockene Gegenden Deutschlands – ältere Einheimische erinnern sich nicht an solch trockene Sommer – vorbei an riesigen Maisfeldern, ab und zu Getreide, alles ingesamt im Vergleich zur Schweiz sehr grosse Betriebe (die Fahrenden werden sich weiter nördlich noch wundern…). Grosse Hallen, in denen wir aufgrund der Umgebung und des Geruchs Schweine vermuten: nach der Reise und eingehender Beobachtung von Essgewohnheiten muss leider davon ausgegangen werden, dass dem so ist.

Die Lüneburger Heide, wieder einmal ein Ort, dessen Klang lockt – abgesehen von der „touristischen Schlagseite*“ durchaus lohnenswert – zumal das Heidekraut zwischen Mitte August und September blüht und das betrachtende Auge erfreut. Wissbegierige erfahren hier mehr zur Heide. Von Niederhavebeck aus radelten die Reisenden auf den höchsten Berg (ui… Berg…??) in der Lüneburger Heide, den Wilsederberg, 169 m.ü.M.  Neuland und lohnenswert, der blaue Himmel entspannte sich erst in Kopenhagen vollends.

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* Eine Zwischenbemerkung: Es ist ein eigenartiges Phänomen, dass sich Reisende durch andere Reisende gestört fühlen. „Es hatte keine Touristen“ als Aussage von Touristen ist mehr als fragwürdig, als was bitte betrachten sich diese Menschen? Als besondere Spezies, die sich vom Gros der Reisenden irgendwie abhebt und historischen Entdeckern gleich (gab es eigentlich Entdeckerinnen? Das wüsste die Schreibende schon lange gerne!) als erste und einzige einen Ort betreten? Jede und jeder, der in gleicher Absicht unterwegs ist, ist ein pfui! Tourist und stört? Wie weit dieses Verhalten ein CH-typisches ist, kann nicht gesagt werden, ebenfalls nicht, ob es sich um ein Unter-, Mittel-, oder Oberschichtenproblem handelt, wobei die Reisenden in ihrer soziologisch nicht einzuordnenden Schichtzugehörigkeit kaum in Kontakt kommen mit der Creme de la Creme. O.k., frau schrieb von touristischer Schlagseite. Gemeint sind die Shops mit den unsäglich hässlichen Souvenirs (hergestellt in Fernost), die nicht minder unschönen Cafés mit Touristenmenü (iss schnell und mach rasch Platz), entsprechende Qualität (als ob alle Reisenden zu einem möglichst günstigen Preise möglichst viel in ihren Schlund stopfen möchten!) und über allem eine erschöpfende, müde und graue Lieblosigkeit. Regionale Produkte in stimmig-authentischem Ambiente, es kommt vor, leider viel zu selten.

Wald, Wälder – Harz, Lüneburger Heide, Thüringer Wald – sollten erst ein Vorgeschmack sein zu dem, was sich den Reisenden diesbezüglich in Schweden zeigte… jetzt erstmal:

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In Puttgarden steht die Autofähre bereit und bringt Vehikel und Insassen nach Rodby (Dänemark). Wildcamper können unvernünftig sein und einem Wortklang auf einem Strassenschild folgen. Der Fjord entpuppte sich als dicht bebautes Gebiet, die Bauminsel, die sich später und anderswo zeigte, war ganz passabel als Nachtlagerort. Frühmorgens Weiterfahrt nach Kopenhagen, dort und später in Stockholm blieben Moritz und Crew VW-Bus und Besatzung auf einem Campingplatz ausserhalb der Stadt. Die zehn Kilometer ins Stadtzentrum waren Velozeit: eines der freudigsten Erlebnisse auf dieser Reise: Den langen Roskildevej entlang nach Kopenhagen sausen und v.a. innerhalb der Stadt völlig frei per Velo an jeden Ort radeln können… ruft nach mehr!

Die Biofreaks freuts: der knurrende Magen kann auch in Kopenhagen besänftigt werden:

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Fortsetzung folgt.