Unterwegs in Siziliens Osten, Teil 1: Siracusa und Umgebung

Siracusa soll einst eine der mächstigsten Städte der Welt gewesen sein: der historische Stadtkern befindet sich auf der kleinen Insel Ortigia, welche durch Brücken mit den später gebauten Stadtteilen verbunden ist. Das winzige Inselstädtchen, deren Bauten aus hellem Kalkstein erstellt worden sind, erinnert an griechische oder nordafrikanische Orte, mindestens dann, wenn Meer und Sonne das ihre dazu tun. Die griechische Göttin Artemis soll auf Ortiga gelebt haben, genau so wie der Tyrann Dionysios, an den „das Ohr des Dionysios“ etwas ausserhalb der Stadt erinnert. Mitte des achten Jahrhunderts v. Chr. haben Griechen die Insel besetzt, der ansässige Stamm der Sikuler soll ins Landesinnere vertrieben worden sein.
Blüte und Zerfall einst schöner und reicher Städte sind ein nicht nur Siracusa auferlegtes Schicksal. Interventionen der staatlichen Instanzen scheinen den Rückgang der Wohnbevölkerung und die kriminellen Energien etwas eingedämmt zu haben. Ortigia ist inzwischen ein vielbesuchter Ort und es ist erfreulich, dass die „Altstadt“ auch verkehrsberuhigt wurde. Die riesigen Parkplätze beim Eingang deuten darauf hin, dass der Ort an schönen (wärmeren) Tagen sehr viele BesucherInnen anzieht. Der Dom, um Säulen eines griechischen Tempels herum gebaut, ist sicher ein lohnendes Ziel, ebenso ein Spaziergang durch die vielen Gassen, dem Meer entlang und zwischen barocker Baukunst blitzt sogar dann und wann ein moderner Einschub auf.
Nach einer Pause in einem der vielen Cafés oder wie im Falle der Reisenden im MOON lohnt sich die Fahrt zu der ausserhalb der Stadt gelegenen Ausgrabungsstätte. Amphitheater gibt es einige, dieses hier ist eingebettet in ein grösseres Ausgabungsgelände, in dem u.a. das berüchtigte Ohr des Dionysios steht. Es lohnt sich, genügend Zeit mitzubringen und früh am Nachmittag dort zu sein – im Falle der schlendernden Reisenden wurde es mal wieder spät und um 17 Uhr rasselte bereits der Schlüsselbund der Altertumswächter. Nach dem Besuch der archäologischen Seite mussten die Neugierigen einfach noch sehen, was es mit dem eigenartigen Gebäude (grosses Beitragsbild Mitte) auf sich hat. So ein hässliches unansehliches Gebäude! Eine Kirche, deren Name bezeichnenderweise dem Speicher entfallen ist… – bei aller Offenheit für Ungewöhnliches blieb die Frage, wer Derartiges will, entwirft, baut, bezahlt und aushält. Nicht mal eine gute Akustik…
Das Mietauto, das auf einem öffentlichen Parkplatz von vier! Männern bewacht werden wollte (also die Männer wollten das…) stand unversehrt da, obwohl vermutlich in jedem Reiseführer etwa das Gegenteil steht. Dass die Vier ein Trinkgeld (für einmal passt das Wort haargenau) wollten, war bereits am Morgen klar. Diese und andere Formen des Gelderwerbs auf der Strasse bleiben nicht verborgen und zeigen die „der Blüte“ abgewandte Seiten. Dazu und v.a. dem eigenen Verhalten diesen Situationen gegenüber soll sich jedeR Reisende die eigene Strategie zurecht legen, genau so, wie er oder sie das in ähnlichen Fällen hierzulande handhaben will.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert