Archiv der Kategorie: Essen

Vom hilflosen Radieschen oder ein Sonnentagsessen

101Wäre da bloss nicht das hilflos geschnittene, verletzte und ungeschickt platzierte Radieschen – weswegen sich die Bediensteten in der Küche völlig foutierten – könnten die im frühlingshaften Taumel abendsonnegeniessenden EsserInnen ihre Hügelköche wieder einmal in einsamen Höhen loben… auf der sonntäglichen Hügelspeisekarte standen bzw. auf den Tellern lagen

Belugalinsen mit marokkanischen Salzzitronen
Carpaccio von Chioggia-Rande mit Ingwer-Honig-Marinade
ofengetrocknete schwarze Oliven aus Sizilien mit Chili
getrocknete und in Öl eingelegte Tomate aus dem Aostatal
Avocado-Dip mit Gartenkräutern
Humus mit Schwarzkümmel – ohne Aglio!
ofengerösteter Blumenkohl mit Safran und Rosinen nach Yotam O. (sehr zu empfehlen)
Feta
auf Rucola- und Brunnenkressebeet mit Rettichsprossen
grüner Klee (da war was mit über den Klee loben oder so?!) und Blutampfer
Blüten von Schlüsselblumen und Lungenkraut
dazu Vinschgerl von der Eigenbrötlerin.

Und Rollenvielfalt. Küchenchefin, Hofbäckerin (führt die „Brigade prickelndes Anstellgut“), Hügelgast, Gärtnerin, Fremdtopfgucker,schreibende Testesserin, Küchengehilfe usw.usw. Alles andere als langweilig.

Oranges Wochenende

Dank Naturkeller, wachsamem Auge und einer Agrumenaffinität ist es möglich, in einem Kleinsthaushalt über die Wintermonate gut 50 kg Orangen entweder einfach so zu essen oder weiter zu verarbeiten, damit während der orangenarmen Zeit nicht völlige Enthaltsamkeit angesagt ist. Regelmässig Lesende wissen, dass es sich dabei nicht um irgend welche „anonymen Orangen“ handelt, sondern um Früchte aus diesem Projekt. So dem Tun hingegeben, lässt sich Musik hören, von Süd- und Nordferien träumen oder die Gedanken um die kommende AR-Regierungsratswahl kreisen lassen. Nicht viel Neues in Sicht – leider! „Füllen auf fünf“ ist kaum möglich, dazu fehlt es an eigenständigen, wirklich unabhängigen Positionen und Charisma und v.a. an Vertrauen, wenn der Blick das Wirken von einzelnen Bisherigen fokussiert. Und ja, vermutlich haben diejenigen Recht, welche entgegen, dass die wirkliche „Politik“ sowieso anderswo gemacht werde. Nämlich hinter verschlossenen Türen (frau denke u.a. an das Freihandelsabkommen, die vielen Lobbyisten und erwartungsfrohe Sponsoren von Wahlkampagnen).

Tja, so also vergehen Sonntage: während die Hände werken, rumort es im Schädel – das Handwerk darf sich sehen lassen, der Wahlzettel liegt noch auf dem Tisch. Leer. Neben Orangenkonfitüre (jeweils 1 kg gemischt aus Fruchtstücken, Schale, Saft und 250 gr Zucker sowie 25 g Apfelpektin, kein Wasser – hält aus Erfahrung bestens, sauberes Arbeiten vorausgesetzt!); Orangenmeersalz (frische Zesten auf einem Backpapier mit Meersalz mischen und in ein Schraubglas füllen, sparsame Verwendung z.B. in einer Tomatensauce, bitterem Grüngemüse wie Catalogna, Cima di rapa oder Puntarelle); Orangensirup vom Feinsten (nach diesem Rezept, mit weniger Kardamom, für Desserts, Drinks, als Trinksirup um Welten besser als alle stark beworbenen Süssgetränke); Orangenzucker (Schale vom weissen Teil befreien, trocknen und mahlen, mit Zucker mischen und wo gewünscht benutzen und Orangenöl als Versuch (Schale mit wenig weissem Albedo in neutrales Ö eingelegt, falls überhaupt Aroma ins Oel übergehen wird, wäre es als Würzöl einsetzbar) und ein weiterer, letzter Versuch: Zesten (auf ein Blech ausgelegt, in den Tiefkühler gestellt und später in ein Gefriersäcklein abgefüllt, für Gebäck etc.).

So. Soviel für dieses Jahr zu Orangen. gebana bietet schliesslich noch mehr … !

Griechische Orangen – jetzt!

Heute sind sie eingetroffen – die Bio-Navelina aus der griechischen Region Argolida. Chrysoula und Christos Stergiou bewirtschaften ihre Orangenhaine seit sechzehn Jahren biologisch. Diese zu einigermassen aufwandsgerechten Preisen in Griechenland selbst zu verkaufen, wurde immer schwieriger. Glücklicherweise nahm gebana die Orangen in ihr Sortiment auf, um sie in der Schweiz direkt an die Konsumenten zu verkaufen. Vor genau einem Jahr traf die erste 13 kg-Lieferung auf der kleinen Appenzellerlandpost ein. Etwas ungewohnt, sich mit soviel orangen Früchten auf einmal einzudecken und – richtige Lagerung, regelmässige Kontrolle und natürlich Orangenaffinität vorausgesetzt – kein Problem! Im Keller (1-6 Grad) oder auf einer Terrasse in einer Styroporbox o.ä. können sie etwa einen Monat lang bleiben. Ausgewogen, süss, viiiiel Orangenaroma, keine aggressive Säure – und unbehandelt!, was auch die Verwendung der Orangenschalen möglich macht. Wozu? Kandierte Orangenschalen, getrocknete Orangenschalen für Tee, Orangenpulver als Gewürz für Gebäck, Müesli, Desserts etc. Oder einfach in eine Schale geben, auf den Ofen oder die Heizung stellen und den feinen Duft durch die Behausung ziehen lassen…
Vom Äusseren zum Innern: abgesehen vom üblichen Fruchtverzehr erinnere ich an Desserts (etwa ein Orangen-Tiramisu, natürlich ohne Ei!); Birchermüesli (eine der Leibspeisen); Orangenconfitüre (allerhöchstens 300g Zucker auf ein Kilo Früchte, lieber noch etwas weniger – und sie hält! Ein Jahr mindestens, vorausgesetzt, es wird sauber gearbeitet.) Oder: Abends in Scheiben schneiden, mit dem aufgefangenen Saft und wenig Birnel, etwas Ceylon-Zimt oder anderen wärmenden Gewürzen (Pfeffer, Ingwer etc.) bestreuen und über Nacht ziehen lassen und zur Hafergrütze zum Porrigde essen. Orangensalat als Dessert, ganz schlicht und erfrischend, vielleicht ergänzt mit ein paar Dattelstreifen, getrocknete Feigen passen auch, Nüsse oder Pistazien undsoweiterundsofort. Die Variante auf dem Beitragsbild ist mehr ein pikanter Salat, wie er in Süditalien, Sizilien und im Maghreb gegessen wird. Dattelstreifen, eingelegte marrokanische Salzzitronen und Chilischoten über eine feingeschnittene Orange streuen, ziehen lassen… Süss, salzig, fruchtig, scharf – alles zusammen… das vorgeschlagene Orangenblütenwasser fehlt, weil die schreibende Köchin es genau so wenig mag wie Rosenblütenwasser – sein Fehlen tut dem Genuss keinen Abbruch. Ziehen lassen ist im Zusammenhang mit Orangengenuss sehr empfehlenswert: Interessierte stöbern im lamiacucinablog unter dem Stichwort Orangen und entdecken früher oder später die Mazeration. Nein nein, nichts aus einem OP, kann aber auch blutig sein:-)
Also: gutes Projekt, gutes Produkt! gebana wird voraussichtlich im Januar und Februar 15 nochmals Orangen aus Griechenland anbieten! Fast vergessen: dieses Jahr gabs erstmals auch Mandarinen aus Griechenland – neben vielen anderen Produkten wie Datteln, Nüssen, Kaffee, Trockenmango etc.etc. Wem dreizehn Kilo Orangen zuviel sind: teilen oder verschenken – und damit ein paar Menschen in Griechenland unterstützen und motivieren!

Lichtsuchend

Lichtsuchend – nicht nur, die Urabsicht ist noch nicht spruch- bzw. schreibreif – also des Lichtes wegen unterwegs beglückt die Engadiner Landschaft mit all ihren ausgeprägten Merkmalen. Tiefblauer Himmel, gelb leuchtende Lärchen, Arvenwälder, der Flug eines Adlers oder die Stille während des Aufstiegs zur Alp Tavrü. Weil dieser Blog keine Werbeseite für ohnehin bekannte Ziele sein will hier die Notiz einer nicht gesuchten, jedoch sehr erfreulichen Begegnung auf eben dieser Fahrt.
Im Albulatal produzieren einige Bauern rund um Marcel und Sabina Heinrich-Tschalèr die „verrückten Bergkartoffeln“. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das von Pro Specia Rara und www.bio-suisse.ch unterstützt wird und das u.a. im Buch Das kulinarische Erbe der Alpen, erschienen im www.at-verlag.ch, vorgestellt wird. Alles rund um die Idee, das Konzept und die Sorten ist auch hier nachzulesen. Die Bauern bieten alte und rare Kartoffelsorten an, ein Glücksfall hierzulande, wo gute Kartoffeln (sehr leider) rar geworden sind. Die Sorten sind dem Anbauort angepasst, haben sowohl vom Aussehen als auch vom Geschmack her ausgeprägte Eigenheiten und werden mit Empfehlungen zur Verwendung verkauft. Die Kartoffeln können ab Hofladen gekauft werden, was vermutlich für die Wenigsten eine Option ist, sie werden auch verschickt oder können an bestimmten Orten (bisher nur Umgebung Zürich) abgeholt werden. Die kochende Schreiberin kannte das Projekt aus besagtem Buch und irgendwie fiel es ihr auf der Reise wieder ein – das muss doch hier irgendwo sein – das elektronische Gerät bestätigte dies – stoppp, hier ist es!!!!..
Und so kam es, dass Stunden später Corne de gatte auf eine zwar rudimentäre aber nicht minder gute Art zu Gschwellten köchelten… und andere Sorten wie Ditta oder Röseler auf ihre Verwendung warten. Einmal mehr: ein gutes Grundprodukt, Fleur de sel, wer mag etwas Butter und/oder Käse – mehr braucht es nicht, diese Härdöpfel haben nichts gemein mit muffigen, nassen Knollen…
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Viel Vegi und wenig Wurst oder wie es wirklich ist …

„Wie Göttin in Frankreich“ könne frau/mann essen, wird prophezeit, wenn ein besonderes delikates Mahl gekocht oder angeboten wird. Die Schreiberin kennt keine Göttinnenwelten, weder französische noch irgendwelche anderen, wohl aber seit gut zwanzig Jahren ausserhäusliche Speiseangebote für vegetarisch lebende Menschen. Vegetarisch meint in ihrem Fall seit gut 7300 Tagen weder Fleisch noch Fisch, ohne Wenn und Aber, No-Olma-Bratwurst oder jambon weiss nicht was. Gründe gibt es einige, ein anderes Lebewesen zu töten um es zu essen ist für die Schreibende ein unerträglicher Gedanke, vom Tun nicht zu sprechen. JedeR hat ihre/seine Gründe und es ist mehr als müssig, darüber überhaupt noch Worte zu verlieren. Es gibt genügend Möglichkeiten, sich neben der ethischen Frage über die diversen Miseren in der Tierhaltung, der Getreideverschwendung etc. zu informieren, ebenso zur Frage des Fleischessens in bezug auf die eigene Gesundheit. Fast wie im Märchen von Hänsel und Gretel mutet es an, wenn Fleischkonsum durch die „glückliche“ Tierhaltung legitimiert werden soll. Die Hexe füttert Hänsel, damit er Fett ansetzt – warum wissen alle Grimmleser… Damit soll nicht geschmälert werden, was engagierte, nachdenkende Tierhalter in den letzten Jahren im Dasein ihrer Tiere verbessert haben. Die Schreiberin hat vor Urzeiten mit genau solchen Gedanken („die Tiere hatten es wenigstens gut…“) Fleisch gegessen, heute befällt sie beim Nachdenken Gruseln und Scham.
Genug Prolog. Unterwegs sein heisst auch auswärts essen, eine Zeitlang in Napoleons Landen, wo derselbe seinen Landsleuten jeden Sonntag ein Huhn in den Topf wünschte… Vielleicht gibt es Regionen in Frankreich, wo bekannt ist, dass auch ohne karnivore Teile gekocht werden könnte oder vielleicht hatten die Reisenden einfach Pech (zweimal auch Glück, davon weiter unten!) – nach weiss nicht wievielen Speisekarten durchlesen blieb meist ausser chèvre chaud auf Salat nichts ausser der Dessertkarte. Salate, Vor- und Hauptspeisen zuhauf, irgend ein Tierstück ist immer drin. Wir wollen das Problem nicht dramatisieren – niemand litt Hunger, es gab ja feinsten Ziegenkäse, Baguette und Trauben – unverständlich bleibt dieses eingefahrene, nicht nachdenkende Vorgehen vieler Restaurants bzw. deren Köche.

Bevor hier weiter Wünsche produziert werden, zwei bauchherzerfreuende Beispiele – so könnte es also auch sein: Ein Abend, schon angenachtet, die Reisenden etwas ermattet vom Tag, der Suche nach „siehe oben“ – eine letzte Adresse, die Karte fleischig wie immer. Puuh… mal fragen, wer weiss. Der Chef Typ „gmögiger“ Franzose begrüsst persönlich, noch bevor sich die Reisenden setzen, stammeln sie ihre Wünsche und siehe da, no problem, sagt er und mann/frau solle ihm vertrauen, Vorspeise und ein Hauptgang, ob das gut sei. Entzückt wird Platz genommen, Weisswein mit Cassis kennt die Servicefachfrau nicht, wieder taucht der Patron auf und erfüllt den Wunsch. Es war gut und das unkomplizierte Eingehen hat ihm nebst einem Lob den Eintrag in eine entsprechende Plattform gebracht, auf dass Andere auch in den Genuss kommen (und er eines Tages ganz selbstverständlich ein Vegi-Menü anbietet…:-) Es sah nach einem nicht festgehaltenen Amuse bouche so aus:

Das rosarote Etwas auf dem Vorspeisenteller ist kein Lachs, sondern eine Art eingelegter Rettich, der einem – hauchdünn geschnitten – erst auf eine falsche Fährte führt.  Die zweite Überraschung war ein Bistro in Collobrieres in den maurischen Bergen, wo ein charmanter Wirt seinen Chefteller (siehe grosses Beitragsbild ganz am Anfang) so gestaltete, dass lediglich die Wurst vorne rechts für den mitreisenden Herrn gedacht war und die ganze übrige Vielfalt fleisch-fischfrei war.  Soo gut, dass es einige Zeit später so aussah…
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Eine etwas anders geartete, nicht minder bedenkliche Seuche grassiert hierzulande in Restaurants und Betriebskantinen. Da glauben Kochleute, mit dem Ersetzen des Fleisches durch höchst fragwürdige Tofuprodukte sei das lästige Vegetarierproblem gelöst. Sie verschliessen die Augen vor der Herkunft ihrer Sojaprodukte (sprich Brasilien, Gentechnik, Regenwaldabholzung etc.) ebenso wie vor der Tatsache, dass viele dieser Fleischersatzprodukte stark verarbeitet und durch diverse Hilfsstoffe fragwürdiger Herkunft zu etwas Fleischähnlichem gemacht wurden. Nein, es ist NICHT okay, quasi eine „ersetzen-durch“-Funktion durchzuführen und nicht weiter über eine gesundes, ausgewogenes Vegi-Angebot nachzudenken! Lesen bildet (meistens) – es gibt Unmengen von vegetarischen Kochbüchern, in denen Inspirationen zu holen sind und die zeigen, wieviel ungehobene Schätze brach liegen. Mann/Frau müsste es wollen und dann vielleicht auch fleischessenden Zeitgenossen die eine oder andere speichelflussanregende Variante anbieten. Was ist beispielsweise mit den vielen Getreidesorten? Den zig Reissorten? Allen Hülsenfrüchten? Den vielen Gemüsevarianten? In der italienischen Küche gibt es unzählige Rezepte die vegetarisch sind, seit ewig, aus einfachen, guten Zutaten. Es gibt ein paar wenige Orte, an denen Menschen kochen, die sich von einer starren Menügestaltung (Fleisch im Mittelpunkt, die Beilagen drumherum) gelöst haben und eine kreative, lustvolle, vegetarische (oder gar vegane, aber das wäre wieder ein ganz anderes Thema…) Küche anbieten, oft unter dem Einfluss der Weltküche.
Und wenn es dann doch ab und zu Tofu sein darf,  bitte von dem, dessen Sojabohnen in der Schweiz angebaut wurden und der von einer Frau verarbeitet wird, welche die Zubereitung in ihrer Heimat kennengelernt hat. Auch hier gilt: ab und zu, dafür gute Qualität und fair produziert.
Es besteht Handlungsbedarf – nicht nur an dem Ort, an dem an erster Stelle des vegetarischen Menüs steht: „Fleischbouillon Maximilian“….

 

Mitgebracht

Die Kleinstteilchen sprich Raviolini lagen in einem Geschäft für frische Pasta in Aosta. Suppenlöffel- und mundgerechte Teighüllen, unter denen sich die Reisende die eine oder andere Füllung vorstellte, natürlich allesamt vegetarisch. Fremdgefüllte Pasta kommt nicht ins Haus, es sei denn, eine nahestehende Person würde sie fertigen, was aber so gut wie ausgeschlossen ist. Also Linguine, Spaghetti & Co. einpacken und den Ort der Verführung wieder verlassen. Einen Tag später spielt der Zufall: beim Spaziergang zu den römischen Hinterlassenschaften und zum (zu vernachlässigenden) Markt fällt der Blick in einen Gastro- und Küchenladen. Auf der Einkaufspendenzenliste steht ein spezielles Messer, um das Eigenbrot einzuschneiden und ein zwei andere Küchenhilfsmittel, welche im Osten des Landes bisher nicht auffindbar waren. Also hinein in den Tempel und was sieht das Auge: DIE FORM! Die Form, um genau jene Teilchen zu fabrizieren, die am Vortag die Mundsäfte angeregt hatten. Keine lange Entscheidungsfindung wie sonst so oft (weil die Küche mit dem Notwendigen ausgestattet ist, weil nur Gegenstände ins Haus sollen, die regelmässig verwendet werden etc.etc.) Nichts davon, zack! – auf den Ladentisch und schon wartet die Form im Rucksack (dem ewigen) auf die Heimreise durch den grossen Berg.
Die Dinge sind vorläufig an ihrem Platz, die Arbeitsaufnahme in Sicht, draussen Regen und Nebel und Besuch angesagt. Allerbeste Gelegenheit, DIE FORM genau jetzt auszuprobieren. Die allerkleinsten Ravioli als Suppeneinlage, logischerweise in einer selbstgemachten Gemüsebrühe, so der Plan. Und so hat sich die Sache entwickelt – wobei gleich eine Vorbemerkung gemacht werden will: Die Angaben sind rudimentär, mehr zwecks einer vagen Vorstellung denn eines genauen Rezeptes. Die kochende Schreiberin hegt die Vermutung, dass die Schilderung nicht unbedingt dazu angetan ist, Gleiches in Angriff zu nehmen…

1) Aus Hartweizenmehl, einer Prise Salz, 2 Tl. Olivenöl und Wasser einen eher festen Teig herstellen und etwa eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Sieht so aus:
IMG_27382) Während der Teig an der Kühle ruht, die Füllung zubereiten: Im Falle der Schreiberin heisst das, durch den Regen in den Garten waten, Mangold schneiden, dazu Petersilie, Schnittlauch, eine Röhre Luftzwiebeln und drei Halme Schnittknoblauch. Zurück in die warme Küche, Mangold waschen und blanchieren, Kräuter schneiden, alles zusammen mit einem TL Sauerrahm im Cutter fein pürieren. Mit Ricotta (bitte KEIN Industrieprodukt!!) und wenig geriebenem Käse – diesmal Parmesan, könnte auch Pecorino oder vom einheimischen Sbrinz sein; mischen, würzen mit Muskat (frisch gerieben!), Pfeffer aus der Mühle, Meersalz, Piment d’Espelette, wenig Kräutersalz. Die Masse muss so fein sein, dass sie mit dem Spritzsack appliziert werden kann!

3) Den Teig vierteln, drei der Viertelstücke wieder in den Kühlschrank geben. Das erste Viertel zuerst mit dem Wallholz etwas auswallen, so dass die Teigplatten anschliessend (mehrmals, auf immer feinerer Stufe) durch die Nudelmaschine „gewalzt“ werden können.
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4) Eine der ausgewallten Nudelplatten auf die Raviolini-Form legen, ganz sachte leichte Vertiefungen formen, damit die Füllung richtig aufgetragen werden kann. Die Füllung in den Spritzsack geben, wenig (knapp haselnussgross) Füllung auf die Vertiefungen setzen, die zweite Teigplatte sorgfältig darüber legen und mit sanfter Hand etwas andrücken! Mit dem Wallholz sachte darüber fahren, damit die Trennungszacken sichtbar werden. Diese Arbeit erfordert besondere Sorgfalt!
IMG_2744IMG_2747IMG_27525) Die Stunde der Wahrheit: Der erste Sturzversuch! Fallen sie aus der Form oder fallen sie nicht? Beim ersten Versuch bewegen sie sich keinen Millimeter, mit der Messerspitze werden alle leicht angehoben und dann auf ein Küchentuch (ohne Waschmittel- und gar Weichspüler-Geruchsrückstände, sonst riechen die Preziosen danach!!) gestürzt. Puuh! Mühsam! Langwierig! Aufgeben? Nein! Hirnen, was der „Fehler“ sein könnte! Zu warmer Teig, weil die Küche durchs gleichzeitige Brotbacken und das knisternde Ofenfeuer warm ist ?? Form ausmehlen? Versuch 2: Teig ist kühler und die Form ganz fein ausgemehlt. Und siehe da! Einer Schokolade nicht unähnlich liegen sie nun da und müssen nur noch voneinander getrennt werden.
IMG_27586) Das Ganze insgesamt viermal gemacht, Gang 2,3 und 4 gelingen problemlos, das ergibt rund 200 solcher Minis. Es ist ein Tag in der Mitte des Septembers 2014, gerade mal 10 Grad, frau denkt ans Heimkommen nach einem arbeitsreichen Tag, ans Schneestapfen, den Wind der durch die Hainbuche und ums Haus pfeift und an die Möglichkeit, aus einer der Eisschrank-Schubladen eine gute Handvoll gefüllte Pasta zu holen, in einer feinen Gemüsebrühe ziehen zu lassen, Kräuter oder allenfalls geriebenen Käse (ja, mögen nicht alle, die schreibende Köchin schon) darüber und dann…. sich wärmen lassen von der „Suppe“, den Erinnerungen und der Freude am Gelingen… mehr braucht es nicht, weil es viel ist, mit Freude und guten Grundprodukten gefertigt.
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IMG_2763Nachtrag:
Es fallen Teigreste an, diese werden natürlich weiter verwendet. Die Streifen mit dem Teigrädli in eine beliebige, kleine Form schneiden, antrocknen lassen und entweder innerhalb einer Woche verwenden oder einfrieren.  Sie werden als Einlage zum Beispiel für einen Teller „Past‘ e fagioli“ verwendet.

Eine neue (alte) Liebe oder wohin meine Meertrübeli verschwinden

Ja, es ist Sommer und ja, sie ist altmodisch, sehr sogar und vielleicht genau deshalb hab ich sie (wieder) liebgewonnen, die gute alte Linzertorte. Seit die homemade-Confi, deren Süsse von mir bestimmt wird, in ihre Mitte darf, mag ich sie noch inniger. Es müssen (für mich) Meertrübeli, bzw. Johannisbeeren bzw. Ribisel sein; Konfitüre und sicher kein rotgefärbter Zuckergelée. Natürlich mag jede und jeder die seine füllen mit was er oder sie mag: für mich ist es genau die Kombination des süssen Teiges mit der säuerlichen Konfitüre, die ihren Reiz ausmacht. Dazu eine Tasse Kaffee (bio und fair wie dieser) und ich lasse Glacé und vieles andere stehen.Wer wissen will wie’s geht, lese hier.

Bei aller Liebe – alle vier sind bereits vergeben … 🙂

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Eigenbrötlerin

Compis können einiges, doch sie transportieren weder den Duft noch das Knistern und schon gar nicht die knusprige Krume dieses meines „Hausbrotes“. Hunderte davon – nein, ich übertreibe nicht – haben den heimischen Backofen verlassen und sind (nur mit frischer Butter drauf!) zu Hauptdarstellern geworden. Am zweiten Tag gerne mit Comfi, Pomeranzen oder Quittengelee, in jedem Fall Homemade, da weiss frau genau, was für Früchtchen und wieviel (wie wenig!) Zucker drin sind. Das Brot ist auch am Tag vier noch bestens, kein Muffen, kein Schimmel, kein drohender Zahnverlust. Es riecht nach Getreide, nach was anderem ist extrem unerwünscht, folgedessen ist die Zutatenliste kurz: Mehl, davon ein Teil aus frischgemahlenem Getreide (Dinkel, Weizen, Roggen, je nach dem), Wasser, Salz und zwei mickrige Gramm Hefe. Zeit ist der entscheidende Faktor: vom Moment des Teiganrührens bis zum fertigen Brot s.o. dauert es rund 24 Stunden. Also nix da für Eilige, die kaufen ihr Brot besser, es gibt ja noch einige wenige Bäckereien, die Brot backen. Mit dieser langen Gehzeit entwickelt das Getreide den intensiven Brotduft, wenn du ihn riechst, fällt dir im besten Falle das Brot deiner Kindheit ein – hmm, vorausgesetzt du bist fünfzig und drüber! Im Magazin des Tages-Anzeigers schreibt Christian Seiler (Link folgt) über einen Bäcker in Wien, dessen Brotzubereitung sage und schreibe 144 Stunden daure. Der Bäcker ein Tüftler, leidenschaftlich besessen von seiner Brotvision, die KundInnen danken es und sollen die Brote bis zum allerallerletzten Krümmel essen. Mir fallen genau jetzt die Bilder aus dem Film „We feed the world“ von Erich Wagenhofer ein, wie baggerschaufelweise Tonnen von Brot „entsorgt“ werden und es bleibt wohl Wunsch, dass Brot wieder weit mehr sein kann als ein geschmackloses Wattestück, das ein paar Stunden nach dem Kauf weggeworfen wird. Für Neugierige: mein Brot entsteht leicht abgeändert nach einem Rezept in vier Teilen auf dieser Seite.

Der Konfitürenbaum

Auf den ersten Blick sieht es aus wie jedes andere Kirschbäumchen. Etwas schütter vielleicht, aber doch recht flott in Form geschnitten. Mit Wetterglück, und wenn die Bienen Kraft zu Flug- und Sammelzeit finden, werden gegen Ende Juni jene raren Früchte pflückreif sein, die es ganz selten noch auf Märkten oder direkt beim Obstbauern zu kaufen gibt. Es sind die herben, säuerlichen, hellroten, in reifem Zustand fast glasig durchscheinenden Weichselkirschen, die kaum mehr kultiviert werden. Aus diesen kugeligen, farbintensiven Früchten lässt sich eine Konfitüre einkochen, deren einzigartiger Geschmack mit Bittermandelnote mich beim Zubettgehen fragen lässt, wann man sich zum Z’morge erheben könne ……

Die Ersten

aus der Schweiz natürlich!, grün und beim ersten Mal mit fast nichts dazu um ihren grasig-erdigen Geschmack samt buttrigem Mark unverfälscht zu spüren, die Anleihe an Spinat oder Avocado, ihren leicht herb-metallischen Nachgang. Vorfreudig erwartet – die eingeflogenen, unfairen Ästchen  Spargeln lassen wir liegen – am ihrem Marktstand in St. Gallen, hier (und anderswo) gibt’s die Guten, offen – falls Du eine einzige kaufen möchtest. Einkaufen übrigens und der Verlust einer einzigartigen Adresse in St. Gallen wird demnächst Thema sein.