Archiv des Autors: Lisa Tralci

Geduld bringt (Christ-)Rosen

Vom südlichen Frühling (davon wird noch zu lesen sein) angesteckt, war da irgendwo die Hoffnung, das lästige Weiss sei auch auf dem Lärchenhügel verschwunden. Dem war nicht so, doch Tag für Tag schmilzt der Schnee ein Stück weit weg und gibt den Blick frei auf Krokus&Co. Eine Entdeckung macht besonders Freude: eine vor Jahren gepflanzte Christrose bildete Jahr um Jahr immer grössere grüne Blätter ohne jedoch zu blühen. War es Bescheidenheit oder Resignation – die schreibende Gärtnerin arrangierte sich mit dieser Tatsache ebenso wie mit den Launen der Katze oder dem Moos im Garten. Keine Erwartungen hegen, heisst es in den dümmlichen Ratgebern, so könne Frau sich immer wieder überraschen lassen. Und siehe da: Surprise am Montag! In diesem Sinne ist der Beitragstitel irreführend, denn Geduld war nicht vonnöten, weil ich sie einfach liess, wie sie werden wollte… vom Kompost und herbstlichem Bedecken mal abgesehen. So wird auch die zweite Christrose, die noch als Topfpflanze im Haus steht, dem Garten übergeben und in Ruhe ge-lassen… „liebevolle Verwahrlosung“ sagte mal jemand auf die Frage, wie Orchideen zu pflegen seien und die blühen regelmässig:-). Sollten also aus den beiden Trieben wirkliche Helleborus-Blüten werden, folgen Bilder.

Nachtrag 30.3.15: Die Sache enwickelt sich..

Oranges Wochenende

Dank Naturkeller, wachsamem Auge und einer Agrumenaffinität ist es möglich, in einem Kleinsthaushalt über die Wintermonate gut 50 kg Orangen entweder einfach so zu essen oder weiter zu verarbeiten, damit während der orangenarmen Zeit nicht völlige Enthaltsamkeit angesagt ist. Regelmässig Lesende wissen, dass es sich dabei nicht um irgend welche „anonymen Orangen“ handelt, sondern um Früchte aus diesem Projekt. So dem Tun hingegeben, lässt sich Musik hören, von Süd- und Nordferien träumen oder die Gedanken um die kommende AR-Regierungsratswahl kreisen lassen. Nicht viel Neues in Sicht – leider! „Füllen auf fünf“ ist kaum möglich, dazu fehlt es an eigenständigen, wirklich unabhängigen Positionen und Charisma und v.a. an Vertrauen, wenn der Blick das Wirken von einzelnen Bisherigen fokussiert. Und ja, vermutlich haben diejenigen Recht, welche entgegen, dass die wirkliche „Politik“ sowieso anderswo gemacht werde. Nämlich hinter verschlossenen Türen (frau denke u.a. an das Freihandelsabkommen, die vielen Lobbyisten und erwartungsfrohe Sponsoren von Wahlkampagnen).

Tja, so also vergehen Sonntage: während die Hände werken, rumort es im Schädel – das Handwerk darf sich sehen lassen, der Wahlzettel liegt noch auf dem Tisch. Leer. Neben Orangenkonfitüre (jeweils 1 kg gemischt aus Fruchtstücken, Schale, Saft und 250 gr Zucker sowie 25 g Apfelpektin, kein Wasser – hält aus Erfahrung bestens, sauberes Arbeiten vorausgesetzt!); Orangenmeersalz (frische Zesten auf einem Backpapier mit Meersalz mischen und in ein Schraubglas füllen, sparsame Verwendung z.B. in einer Tomatensauce, bitterem Grüngemüse wie Catalogna, Cima di rapa oder Puntarelle); Orangensirup vom Feinsten (nach diesem Rezept, mit weniger Kardamom, für Desserts, Drinks, als Trinksirup um Welten besser als alle stark beworbenen Süssgetränke); Orangenzucker (Schale vom weissen Teil befreien, trocknen und mahlen, mit Zucker mischen und wo gewünscht benutzen und Orangenöl als Versuch (Schale mit wenig weissem Albedo in neutrales Ö eingelegt, falls überhaupt Aroma ins Oel übergehen wird, wäre es als Würzöl einsetzbar) und ein weiterer, letzter Versuch: Zesten (auf ein Blech ausgelegt, in den Tiefkühler gestellt und später in ein Gefriersäcklein abgefüllt, für Gebäck etc.).

So. Soviel für dieses Jahr zu Orangen. gebana bietet schliesslich noch mehr … !

Südmusik

Die schreibende Hörerin freuts: Ins (wenig geliebte) Weiss blickend ist da plötzlich eine Stimme, Musik und vor allem eine Sprache, von der lediglich ein paar wenige Worte zu verstehen sind. Wer ist das?? Gut, dass heutige Radiogeräte auf ihrem Display anzeigen, was gespielt wird. Ein bis dato unbekannter Name, dem Netz sei Dank wird klar, dass Davide van de Sfroos aus Como stammt und den Dialekt jener Gegend spricht bzw. singt. Musik die Freude macht, Südziehen und deren ungewohnter Sprachklang „ankommt“…

http://youtu.be/cMaBDe1TlwY

 

Trotzallem …

im Dickicht, Chaos und all den Leiderfahrungen auch/wieder/noch Farben sehen… weil es sie gibt, wenn der Blick dafür offen bleibt und sich die Vernunft wehrt gegen Bitterkeit und Resignation, gegen allzu einfache Strickmuster und gegen blinden Hass. Rezepte dafür gibt es hier keine, jedeR ist selbst herausgefordert und in der Verantwortung – jeden Tag und in jeder Begegnung, auch in der mit sich selbst…

Licht

Wird ein Mensch geboren,
stirbt ein Geist,
stirbt ein Mensch,
wird ein Geist geboren.
(Novalis)

Allen hier Durchreisenden wünsche ich Stille und wohltuendes bei-sich-sein. Möge das wiederkehrende Licht allerorts eine Ritze finden und von innen kommende Freude bewirken!

Griechische Orangen – jetzt!

Heute sind sie eingetroffen – die Bio-Navelina aus der griechischen Region Argolida. Chrysoula und Christos Stergiou bewirtschaften ihre Orangenhaine seit sechzehn Jahren biologisch. Diese zu einigermassen aufwandsgerechten Preisen in Griechenland selbst zu verkaufen, wurde immer schwieriger. Glücklicherweise nahm gebana die Orangen in ihr Sortiment auf, um sie in der Schweiz direkt an die Konsumenten zu verkaufen. Vor genau einem Jahr traf die erste 13 kg-Lieferung auf der kleinen Appenzellerlandpost ein. Etwas ungewohnt, sich mit soviel orangen Früchten auf einmal einzudecken und – richtige Lagerung, regelmässige Kontrolle und natürlich Orangenaffinität vorausgesetzt – kein Problem! Im Keller (1-6 Grad) oder auf einer Terrasse in einer Styroporbox o.ä. können sie etwa einen Monat lang bleiben. Ausgewogen, süss, viiiiel Orangenaroma, keine aggressive Säure – und unbehandelt!, was auch die Verwendung der Orangenschalen möglich macht. Wozu? Kandierte Orangenschalen, getrocknete Orangenschalen für Tee, Orangenpulver als Gewürz für Gebäck, Müesli, Desserts etc. Oder einfach in eine Schale geben, auf den Ofen oder die Heizung stellen und den feinen Duft durch die Behausung ziehen lassen…
Vom Äusseren zum Innern: abgesehen vom üblichen Fruchtverzehr erinnere ich an Desserts (etwa ein Orangen-Tiramisu, natürlich ohne Ei!); Birchermüesli (eine der Leibspeisen); Orangenconfitüre (allerhöchstens 300g Zucker auf ein Kilo Früchte, lieber noch etwas weniger – und sie hält! Ein Jahr mindestens, vorausgesetzt, es wird sauber gearbeitet.) Oder: Abends in Scheiben schneiden, mit dem aufgefangenen Saft und wenig Birnel, etwas Ceylon-Zimt oder anderen wärmenden Gewürzen (Pfeffer, Ingwer etc.) bestreuen und über Nacht ziehen lassen und zur Hafergrütze zum Porrigde essen. Orangensalat als Dessert, ganz schlicht und erfrischend, vielleicht ergänzt mit ein paar Dattelstreifen, getrocknete Feigen passen auch, Nüsse oder Pistazien undsoweiterundsofort. Die Variante auf dem Beitragsbild ist mehr ein pikanter Salat, wie er in Süditalien, Sizilien und im Maghreb gegessen wird. Dattelstreifen, eingelegte marrokanische Salzzitronen und Chilischoten über eine feingeschnittene Orange streuen, ziehen lassen… Süss, salzig, fruchtig, scharf – alles zusammen… das vorgeschlagene Orangenblütenwasser fehlt, weil die schreibende Köchin es genau so wenig mag wie Rosenblütenwasser – sein Fehlen tut dem Genuss keinen Abbruch. Ziehen lassen ist im Zusammenhang mit Orangengenuss sehr empfehlenswert: Interessierte stöbern im lamiacucinablog unter dem Stichwort Orangen und entdecken früher oder später die Mazeration. Nein nein, nichts aus einem OP, kann aber auch blutig sein:-)
Also: gutes Projekt, gutes Produkt! gebana wird voraussichtlich im Januar und Februar 15 nochmals Orangen aus Griechenland anbieten! Fast vergessen: dieses Jahr gabs erstmals auch Mandarinen aus Griechenland – neben vielen anderen Produkten wie Datteln, Nüssen, Kaffee, Trockenmango etc.etc. Wem dreizehn Kilo Orangen zuviel sind: teilen oder verschenken – und damit ein paar Menschen in Griechenland unterstützen und motivieren!

Nachts die Sterne, tags der Nebel

Der Nebel, der so ungeliebte, hartnäckig festsitzende, tropfend-nasse und fast undurchdringliche will seit Tagen nicht weichen. Hockt bockig in den Hügelfalten und schleicht durchs Tal zwischen Rotmonten und den drei Weihern. Unbeirrt trotz er jedem Aufbegehren, vernebelt die Sicht, wenn Talfahrt oder Gang angesagt sind, kriecht bis in die Knochenmitte und macht nächste Nachbarn unsichtbar. Die Schreibende mag ihn nicht, vor allem als Dauergast rüttelt er am stoischen „Nehmen des Wetters wie es ist“, lässt gedanklich auswandern, während hier bereits jetzt die wärmste Merinoschicht auf die Haut zu liegen kommt. So geht frau in graue Tage und ebenso graue Nächte. Wohlverstanden: wir sprechen vom Wetter, nicht von einer Seelenlage, auch wenn es durchaus naheliegt, dass sich der verweilende Nebel und die vermeintliche Abwesenheit der Sonne aufs Gemüt legen. Zwischen Abend und Morgen jedoch offenbart sich ab und zu  – fast wie zum Trost für unsereins – ein klarer Himmel; Mond und Sterne scheinen ins Hügelzimmer, ach, es gibt euch noch… Die klaren Nachtbilder geben den einen oder anderen Schlafstundenabzug, erhellen dafür den nächsten Nebeltag und lassen hoffen. So wie das Beitragsbild aus der unmittelbaren Nähe der ARGA-Klause.

Bevor der Winter… Teil drei von drei

Irgendwo standen die Worte, die Bezeichnung einer Gegend. Vielleicht noch eine vage Beschreibung, vielleicht auch nicht; möglicherweise eine sich aus den Gehirnnebeln schälende Erinnerung an Erzählungen Dritter, eine Passage aus einem Buch, ein Bild, was auch immer. Nicht immer so klar wie damals, als die schreibende Leserin das Buch „Arturos Insel“ von Elsa Morante las und vom Verlangen gepackt wurde, den Ort des Geschehens, die 4 qkm kleine Insel Procida zu besuchen. Wie in Umbrien, wo die Sibillinischen Berge riefen, waren es nun in Südfrankreich die Maurischen Berge, die ihren Lockruf aussandten. Marseille im Rücken und abseits die Tummelplätze der Glitzerwelt, folgte eine Reise durch unendlich ausgedehnte Wälder, wie vorzeitliche, waldpelzige Tiere lagen Hügel an Hügel, ab und zu ein Pass, eine Erhöhung, die in diesem grünen Blatt- und Nadelmeer nichts mehr als die eigene Winzigkeit sichtbar macht, dann rechts und links Dickicht, sehr selten eine Mas, ein Gehöft, ob da noch jemand lebt und wie?
Plötzlich waren sie da, diese roten Baumstämme. Erst wähnte man sich Zeuge eines menschlichen Frevels geworden zu sein, beim genauen Hinsehen zeigte sich jedoch, dass da ein System und Gründe dahinter stehen müssen und beim Nähertreten war es klar: das sind Korkeichen! Von solchen Bäumen stammen also die Korkzapfen, die zwar selten, dann aber vorfreudig dem Flaschenhals entzogen werden!

IMG_2599Zwölf bis fünfzehn Jahre soll es dauern, bis zum ersten Mal Kork geerntet werden kann, die erste abzutragende Schicht wird als „männlicher“ Kork bezeichnet, dieser ist qualitativ minderwertig und kann nur zu Isolationszwecken verwendet werden. Kork ist nachwachsend, alle folgenden Ernten sind „weiblicher“ Kork und können kommerziell genutzt werden. Die reisende Schreiberin erinnert sich an einen Bodenbelag aus Kork, eine sehr angenehme, weiche und warme Unterlage. Fast als wäre noch etwas Südwärme drin… Wer mehr nachlesen will, findet hier detaillierte Infos. Die Verwendung von Kronkorken oder Zapfen aus künstlichem Material verändert die Situation/Lebensweise der Menschen und Landschaften in den Mittelmeergebieten, in denen die Korkeichen heimisch sind.

Bevor der Winter… Teil zwei von drei

Das Wasser der Cèze hat in der Nähe der südfranzösischen Ortschaft Roque-sur-Cèze tiefe Schrunden, Tümpel und Kanäle in die Kalkfelsen gefressen. Wasserfälle und Strudel, stille „Seelein“ und lautes Wasserrauschen bilden eine eigenartige Landschaft, welche die Kraft des Wassers (im Sinne von „steter Tropfen……“) eindrücklich sichtbar machen. Warntafeln verbieten das Baden in den Sautadets de Cèze, es sollen über dreissig Menschen umgekommen sein, was aber viele BesucherInnen wenig beeindruckt. Die Schreibende hat in diesem Fall die Füsse lieber auf dem Trockenen, sind doch schon die waghalsigen „Klippen“sprünge der sich im hormonellen Überschwang befindlichen jungen Männer kaum mitanzusehen. Ausser natürlich von den jungen Begleiterinnen, welche die buhlenden Jungs waghalsigen Kerle und ihre Vorführungen halb bewundernd halb schaudernd verfolgen …

Bevor der Winter … Teil eins von drei

Bevor der Winter Einzug hält, die Erinnerungen blasser werden und die Bilder schier unauffindbar, ein Blick zurück in spätsommerliche Reisezeit. Am Rande des südfranzösischen Dorfes Roussillon bringen Ockersteinbrüche eine ganz besondere Farbe in die Umgebung. Fast unwirklich der Kontrast zu den grünen Pinien, changierend zwischen zinnoberrot, purpur und dunklem Safran. Bereits die Römer sollen rund um Roussillon Ocker abgebaut haben. Heute führen zwei Lehrpfade durch die Steinbrüche und die Erdfarbe trägt frau höchstens zwischen den Zehen heimwärts. Wer mag, liest hier mehr zu dieser bizzaren Landschaft.

IMG_2274 IMG_2263 DSCN4839 IMG_2271 DSCN4838 IMG_2266IMG_2260