nachkommen der Märzin

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sind DU/die farbdünung
wasser ums beet der seerosen

ich wandre dich aus
wie das blinde auge
des leuchtturms
zuvorkommt der not

ich will die sieben hügel
die küste rufen
ins weisse laken
bevor die sonne nachterstirbt

sieh die rote stadt
ist unsere geduld
nicht mehr

José F.A. Oliver in: Austernfischer marinero Vogelfrau. Verlag Das Arabische Buch 1997, Berlin.
Mit Holzschnitten von Cristian Korn

Kirche San Giovanni Battista in Mogno

Bilder transportieren einen ersten Eindruck – die vom Architekten Mario Botta entworfene Kirche Giovanni San Battisto ist in ihren Dimensionen (damit sind nicht Grössenwerte gemeint) wohl nur vor Ort zu erfahren, bzw.zu erleben. Sie steht in Mogno im Lavizzaratal, einem Seitental des Valle Maggia. Der Rundbau ist getreu einer der Maximen Botta’s grösstenteils aus ortsvorhandenen Materialien gebaut. Heller Marmor aus Peccia und dunkler Tessinergneis wechseln im Mauerwerk lagenweise und erzeugen mit meisterlicher Verarbeitung vor allem im Innenraum aussergewöhnliche Spannung auf der optischen Ebene.

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Was in diesem Raum möglicherweise tiefer und länger berührt oder bewegt, mag jede Besucherin und jeder Besucher für sich beantworten. Je nach Prägung des Betrachtenden sind es Anklänge an unendliche Tiefe, ein Hingezogensein zu Dimensionen jenseits alltäglicher Erfahrungen, das Aufbrechen namenloser, fast schmerzhafter Sehnsucht oder spirituelles Angesprochensein, das nicht an ein einziges, religiöses Denksystem gebunden ist.

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Genau wie bei den Bildern, die einen Bruchteil „transportieren“, sind hier alle Beschreibungen Fragmente und können eigenes Sehen, Erleben und Betroffensein nicht ersetzen. Wenn es gelingt, eine so hohe Verdichtung von Idee, Durchsetzung, Einbettung in die Umgebung und Geschehnisse, Ausführungssorgfalt, Materialität, Umgang mit dem Licht und existenziellen Fragen zu schaffen, dann bleibt stummes Ergriffensein, Demut und die Anerkennung eines aussergewöhnlichen Werkes.

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Ausführlichere Infos finden sich beispielsweise hier oder auf der Seite des Architekten Mario Botta. Mehr über den Menschen Botta ist in diesem Text bzw. in diesem Buch zu lesen.
Die Bilder werden durch Anklicken grösser.

Nach einem Norden

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Nach einem Norden, sagen die Weisen,
genügt es, sich auf den Weg zu machen,
ohne ihn zu erreichen: der Reisen
Magie besteht in ihrem Verlauf.
nein, das Ziel ist nicht von Bedeutung;
es herbeizusehnen, ist Tollheit,
und es zu erreichen, wäre eine Häutung;
wer weiss, alleine zur Schwermut.
Denn das ist unsere Täuschung:
uns einen Lebenssinn zu geben,
der den Tod nicht beim Namen nennt,
sondern ihm artig schmeichelt.

Donata Berra in: Zwischen Erde und Himmel, Waldgut Verlag.

Nicht nur ein Quartier verarmt…

Der Tag der endgültigen Schliessung rückt näher – ein Geschäft mehr, dem unter anderem die „Geiz-ist … – Mentalität den Schnauf genommen hat. Die Bedeutung dieses Ortes für die Schreiberin habe ich an anderer Stelle (siehe Seite 26) ausgeführt, der Verlust ist hart, weil er ein Quartier trifft, das Entwicklungen mittragen bzw. aushalten muss, die ebenso zeitgeistig sind wie die unsäglichen Einkaufstempel an den ausfransenden Stadträndern. Es scheint, als seien auch die Tage der Postfiliale Riethüsli gezählt. Dies kaum wegen des unerwünschten Besuches sprich Einbruchs – nein, so genannte Sparmassnahmen, während andernorts, weiter oben, die Börsen prall gefüllt sind.
Die jüngeren und älteren Menschen, die bei Thomas Christen und seinem Team eingekauft haben, werden sich in der Stadt eindecken müssen, neben den Grossverteilern bleiben nicht mehr viele Ausweichmöglichkeiten – eine und ich meine die Wichtigste davon wäre diese Adresse, mindestens für alle jene, denen gesunde, faire und regionale Produkte  – und ein genossenschaftlich geführter Betrieb – am Herzen liegen. Daneben bleiben der freitägliche Bauernmarkt sowie der Mittwochs- und Samstagsmarkt mit ihren langjährig vertrauten Gesichtern und Produkten: sie und sie. Und sonst ist nicht mehr viel… kaum ein Käsehändler, der so eine Vielfalt, gerade auch von den innovativen Toggenburgern, beispielsweise von ihm oder vom käsenden Paar aus Andeer anbietet.
Wie sich die Schliessung des Quartierladens und ggf. der Post (die Unterschriftensammlung wird nicht gross beeindruckt haben) auf das Quartierleben und geplante Bautätigkeiten auswirken werden, wird sich zeigen. Sicher ist, dass noch ein Stück mehr Monokultur Einzug halten wird, dass ein herzwärmender, positiver und unterstützender Ort fehlen wird und dass ein menschenfreundlicher, nachhaltig denkender Ein- und Verkäufer abtreten wird/muss. Was nicht nur für die KundInnen ein herber Verlust ist, sondern auch für jene Lieferanten, die ihre Preziosen niemals einem Grossverteiler anbieten möchten. Und: ganz gewiss ein „Chef“, wie es sie viel zu selten gibt … einer der seine MitarbeiterInnen als grosse Familie sieht und entsprechend mit ihnen umgeht. Traurig, schade und ein Beispiel mehr für den steten Wandel.
Danke, Thomas, danke liebes Verkaufsteam – wir haben oft gelacht und das ist gut!

„Einliegerwohnung“

Auch hier hat es Jahre gedauert. Die Wohnung war sicher schon arg verstaubt seit der letzten Abnahme, aber das wird wohl kaum der Grund für das jahrelange Zögern der potentiellen Mieter und Mieterinnen gewesen sein. Grundsätzlich werden solche Angebote in meist landwirtschaftlich genutzte Gebäude gezimmert, um entweder die Tagjäger  (Falken) oder aber die Nachtaktiven (Schleiereulen) als Gäste in den Hofperimeter anzulocken. Oft nicht ohne den Gedanken des Eigennutzes natürlich, den beide Gattungen, die allenfalls einzuziehen gedächten, sind eifrigste Mäusejäger. Die Dachwohnung die ich seit Jahren beobachte, ist in der Stirnwand einer alten Scheune auf dem Hofareal eingerichtet. Hinter dem Einflugloch mit vorgelagertem Lande-und Abflugbrett, fast im Gibel des Gebäudes, ist eine grössere rechteckige Holzkiste ins Gebäudeinnere eingebaut. Immer zur Frühjahrszeit fanden sich Turmfalken zu Besichtigungsterminen (manchmal mit probewohnen) ein. Die Aufenthalte wurden immer wieder abgebrochen, wohl wegen der regen Betriebsamkeit des Bodenpersonals. So wie sich nun die Lage seit mehreren Wochen präsentiert, und so selbstsicher wie sich der Greif auf dem Foto gibt, gehe ich davon aus, dass es dieses Jahr klappen könnte und die Einliegerwohnung zu einer Falkenkinderstube wird……ich werde weiterbeobachten und gegebenenfalls berichten.

 

Nicht die feine Art …

Gartengedankenversunken kniet die Gärtnerin unter sich wiegenden Lärchenästen, die Hände wühlen im Humus, platzieren Regenwürmer um (ja, liebe E…. gell das würdest du gar nicht mögen!) und graben Platz für die Astilben. Das Geräusch ist ungewohnt, grad hinter mir: ich drehe mich um und sehe Frida die Katze den astlosen Stamm hinauf klettern und vor dem Vogelhäuschen lauschen. Das sind etwa fünf Meter ab Boden, welche die Tochter der Waldkatze ohne Mühe schafft, um dann mit ihren Pfoten ans bewohnte Vogelhäuschen zu tasten. Mein Schimpfen und ins Katzengewissenreden hat sie zwar zum Abstieg bewogen, wie lange sie dem Ort fernbleiben wird, steht anderswo. Ja! Sie bekommt regelmässig Futter und jagt auf den umliegenden Wiesen Mäuse. Bei aller Bewunderung für die Kletterkunst – das ist nicht die feine Art und gehört irgendwie gestoppt…

Erwischt – Jakob auf Abwegen

Gesehen hab ich ihn schon oft und zwar schwimmend im Seerosentrog, seit letztem Jahr mit Gefährtin, wobei ich gleich anmerke, dass ich mich bei den Felltieren besser auskenne als in der Welt der Amphibien. Vor zwei Jahren sah ich ihn (?) auf ARGA zum erstenmal, er wurde (grundlos) Jakob genannt, wie gesagt kam dann letztes Jahr noch eine oder einer dazu, so genau weiss ich das nicht und ich werde mich hüten, diesbezüglich genauere Nachforschungen anzustellen. Wenn die Tierchen wirklich Teichmolche sind, wie in den besuchten Quellen sprich im Netz beschrieben, würde es sich um eine Tierart handeln, die in der Schweiz rar geworden ist und auf der Roten Liste steht, das heisst gefährdet wäre. Gewässerverschmutzung, künstlicher Fischbesatz in Kleinstgewässern, das zunehmende Fehlen von Hecken und allgemeinen Versteckplätzen, Baumassnahmen oder die Strasse als bekannte Amphibiengefahr während ihren Wanderbewegungen sind mögliche Ursachen.
Von mir haben Jakob&Co. nichts zu befürchten; ich freue mich, dass sich der Lebensraum auf ARGA auch für diese Tierart als zuträglich erweist. Andererseits bin ich eine Vertreterin des Masses und hoffe, dass sie sich nicht verhundertfachen… Nach den Blindschleichen, denen ich als barfuss heuendes Kind damals noch öfters begegnete und deren Anblick mir stets ein leichtes Gruseln verursachte (ist erklärbar, gehört aber nicht hieher), sind mir die Vertreter dieser Gattung immer noch ganz leicht unheimlich. So auch dieser Minidrachen, der mir eines noch dunklen Morgens vor dem Hauseingang begegnete: (die Bildqualität ist mangelhaft)

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Zum Glück hab ich neben dem Gruseln eine gewisse Geistesgegenwärtigkeit und meistens ein kleines Gerät dabei, mit dem sich ein Bild machen lässt, auf dass ich später genauer feststellen kann, wer mir die Aufwartung gemacht hat. Denn meist sind diese Tierchen ja rasch wieder weg, ohne dass frau alle Merkmale registrieren könnte. Zurück zu Jakob: ein Zufall wohl, dass ich ihn heute morgen auf dem Heimweg vom Ausgang erwischt habe und es schaffte, das …Phone aus dem Fäsi zu klauben und ihn abzubilden.

Päonien – die Hauptgeschichte

Schneller als erwartet, schneller als alle andern und weit vor Pfingsten hat sie sich entrollt, ihre vielen Schichten sichtbar gemacht, die hauchzarten Blütenblätter der Sonne zugewandt. Den Duft, der dieser Blüte entströmt, kann ich hier nicht riechbar machen und das ist gut so. Sie ist die Hauptdarstellerin und dass sie nach all den Jahren ohne Blüte nun in dieser Farbintensität und mit betörendem Duft den ARGA-Garten schmückt, freut mein grünes Herz! Möge sie sich an ihrem Platz sehr lange wohlfühlen!

Päonien – die Vorgeschichte(n)

Das Mädchen am Fusse der Wilket (hier ist sie, sogar das Geburtshaus wäre auszumachen und drum vielleicht verständlich, das es, das Kind, der grünen Welt zugetan, ohne Parteibuch und dergleichen), also dieses Kind

Die Wilket

Die Wilket

mochte zwei Blumen besonders: einerseits die bunten Löwenmäulchen, mit denen sich bestens spielen liess und dann die üppige, schwere, sinnliche Päonie oder wie sie meist genannt wird: die Pfingstrose. Ich erinnere mich genau, wo die Staude stand. Und ebenso genau erinnere ich mich an die prallen Blütenkugeln, die ihre vielen Schichten fast immer weit nach Pfingsten öffneten. Was für ein Schauspiel in Rot! Ein so sattes, warmes, dichtes Dunkelrot, schwere, dicht gefüllte Blütenköpfe und gleichzeitig die seiden-zarte Feinheit der einzelnen Blütenblätter. Ich mochte die Farbe, das jährliche Wiederkehren, den Kontrast der dunkelgrünen Blätter zur roten Blüte. Ganz sicher hätte ich all das damals am Fusse der Wilket nicht sagen können, heute weiss ich es und auch, dass ich die Päonien ein paar Jahre aus den Augen verloren habe.

Es müssen bald zwanzig Jahre vergangen sein. Ich sah die Pflanze bei einem Grossverteiler (ja, so war es!). Eine Pfingstrose! Da kein Garten in Sicht war, pflanzte ich sie in einen Topf, ich wusste es nicht besser. Da stand sie, bildete jeden Frühsommer gesunde, schöne Blätter, deren Ränder eine braunrote Betonung aufwiesen und die Terrasse mitbegrünten. Doch eine Blüte erschien nie. Anfangs äugte ich jedes Frühjahr, ob sich da irgendwo eine pralle Kugel verstecke, doch nie war auch nur ein Ansatz zu sehen. Die Jahre vergingen, manchmal dachte ich, dass möglicherweise beim Verkauf das Namensschild der Pflanze vertauscht worden sei und diese meine Päonie eben gar keine sei sondern irgend eine Staude mit schönen Blättern. Auch gut! Sie kam mit, wohin ich zog. Auch beim bisher letzten Umzug war sie dabei. Stand noch ein Jahr im Topf, bis ich mit Erfolg andere Pfingstrosen pflanzte und mich an ihr „Schicksal“ erinnerte. Sie bekam, was ihr zusteht: einen Platz in der Erde, einen der gross genug ist und einer, an dem sie lange wird bleiben dürfen. Letztes Jahr im Frühjahr: nur Blätter! Das geschieht auch bei anderen, neu gepflanzten Pfingstrosen, ich gab die Hoffnung nicht auf und versorgte sie ihren Ansprüchen gemäss.
Dieses Frühjahr: drei Blütenkugeln! Nach etwa zwanzig Jahren! Sieht aus, als wäre sie eine der ersten, die ihre Blüten zeigen will. Sie macht mich dankbar, diese „meine erste“ Päonie. Und ich weiss nicht, ob es die Pfingstrose meiner Kindheit noch gibt…

Die Hauptgeschichte folgt!

Visite mit Suchbild

Das Frühstück vom 5. Mai 2014 wird mir in Erinnerung bleiben: nicht weil Brot oder Flocken so aussergewöhnlich gewesen sind, nein, es sind die beiden Damen, welche mir noch nie sooo nah ihre Aufwartung gemacht haben. Ich traute meinen Augen kaum – die Rehdamen vor meinem Gartenfenster. Da war zuerst eine, schaute mich lange an während ich mich ganz unbeweglich verhielt und nicht mal mein Mini-Fotogerät, das da auf dem Tisch lag, zu mir zu ziehen wagte. Dann schien sie herum zu schnuppern und plötzlich stand da noch ein zweites Reh. Am Waldrand sehe ich sie ja oft, sie bleiben auch stehen, wenn ich den Schotterweg entlang fahre – sie scheinen „meine“ Geräusche einordnen zu können. Ich mag Rehe sehr, ab und zu muss ich zwangsläufig solche sehen, die dem motorisierten Verkehr zum Opfer gefallen sind. Und nun heute dieser wunderbare Besuch! Die Bilder haben mich den ganzen Tag begleitet – ich fand es aussergewöhnlich, dass sie so nah zum Haus kommen. Dass der Herr Rehbock bereits zum zweitenmal die Knospen meiner Rose (gedacht als Kletterrose) gefressen hat, steht auf einem anderen Blatt. Die beiden Damen können das unmöglich gewesen sein. Die Bilder, die ich dann noch zu machen wagte, bleiben Suchbilder, doch sie sind da, die beiden Rehe!