Archiv der Kategorie: Unterwegs

Bevor der Winter… Teil drei von drei

Irgendwo standen die Worte, die Bezeichnung einer Gegend. Vielleicht noch eine vage Beschreibung, vielleicht auch nicht; möglicherweise eine sich aus den Gehirnnebeln schälende Erinnerung an Erzählungen Dritter, eine Passage aus einem Buch, ein Bild, was auch immer. Nicht immer so klar wie damals, als die schreibende Leserin das Buch „Arturos Insel“ von Elsa Morante las und vom Verlangen gepackt wurde, den Ort des Geschehens, die 4 qkm kleine Insel Procida zu besuchen. Wie in Umbrien, wo die Sibillinischen Berge riefen, waren es nun in Südfrankreich die Maurischen Berge, die ihren Lockruf aussandten. Marseille im Rücken und abseits die Tummelplätze der Glitzerwelt, folgte eine Reise durch unendlich ausgedehnte Wälder, wie vorzeitliche, waldpelzige Tiere lagen Hügel an Hügel, ab und zu ein Pass, eine Erhöhung, die in diesem grünen Blatt- und Nadelmeer nichts mehr als die eigene Winzigkeit sichtbar macht, dann rechts und links Dickicht, sehr selten eine Mas, ein Gehöft, ob da noch jemand lebt und wie?
Plötzlich waren sie da, diese roten Baumstämme. Erst wähnte man sich Zeuge eines menschlichen Frevels geworden zu sein, beim genauen Hinsehen zeigte sich jedoch, dass da ein System und Gründe dahinter stehen müssen und beim Nähertreten war es klar: das sind Korkeichen! Von solchen Bäumen stammen also die Korkzapfen, die zwar selten, dann aber vorfreudig dem Flaschenhals entzogen werden!

IMG_2599Zwölf bis fünfzehn Jahre soll es dauern, bis zum ersten Mal Kork geerntet werden kann, die erste abzutragende Schicht wird als „männlicher“ Kork bezeichnet, dieser ist qualitativ minderwertig und kann nur zu Isolationszwecken verwendet werden. Kork ist nachwachsend, alle folgenden Ernten sind „weiblicher“ Kork und können kommerziell genutzt werden. Die reisende Schreiberin erinnert sich an einen Bodenbelag aus Kork, eine sehr angenehme, weiche und warme Unterlage. Fast als wäre noch etwas Südwärme drin… Wer mehr nachlesen will, findet hier detaillierte Infos. Die Verwendung von Kronkorken oder Zapfen aus künstlichem Material verändert die Situation/Lebensweise der Menschen und Landschaften in den Mittelmeergebieten, in denen die Korkeichen heimisch sind.

Bevor der Winter… Teil zwei von drei

Das Wasser der Cèze hat in der Nähe der südfranzösischen Ortschaft Roque-sur-Cèze tiefe Schrunden, Tümpel und Kanäle in die Kalkfelsen gefressen. Wasserfälle und Strudel, stille „Seelein“ und lautes Wasserrauschen bilden eine eigenartige Landschaft, welche die Kraft des Wassers (im Sinne von „steter Tropfen……“) eindrücklich sichtbar machen. Warntafeln verbieten das Baden in den Sautadets de Cèze, es sollen über dreissig Menschen umgekommen sein, was aber viele BesucherInnen wenig beeindruckt. Die Schreibende hat in diesem Fall die Füsse lieber auf dem Trockenen, sind doch schon die waghalsigen „Klippen“sprünge der sich im hormonellen Überschwang befindlichen jungen Männer kaum mitanzusehen. Ausser natürlich von den jungen Begleiterinnen, welche die buhlenden Jungs waghalsigen Kerle und ihre Vorführungen halb bewundernd halb schaudernd verfolgen …

Bevor der Winter … Teil eins von drei

Bevor der Winter Einzug hält, die Erinnerungen blasser werden und die Bilder schier unauffindbar, ein Blick zurück in spätsommerliche Reisezeit. Am Rande des südfranzösischen Dorfes Roussillon bringen Ockersteinbrüche eine ganz besondere Farbe in die Umgebung. Fast unwirklich der Kontrast zu den grünen Pinien, changierend zwischen zinnoberrot, purpur und dunklem Safran. Bereits die Römer sollen rund um Roussillon Ocker abgebaut haben. Heute führen zwei Lehrpfade durch die Steinbrüche und die Erdfarbe trägt frau höchstens zwischen den Zehen heimwärts. Wer mag, liest hier mehr zu dieser bizzaren Landschaft.

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Lichtsuchend

Lichtsuchend – nicht nur, die Urabsicht ist noch nicht spruch- bzw. schreibreif – also des Lichtes wegen unterwegs beglückt die Engadiner Landschaft mit all ihren ausgeprägten Merkmalen. Tiefblauer Himmel, gelb leuchtende Lärchen, Arvenwälder, der Flug eines Adlers oder die Stille während des Aufstiegs zur Alp Tavrü. Weil dieser Blog keine Werbeseite für ohnehin bekannte Ziele sein will hier die Notiz einer nicht gesuchten, jedoch sehr erfreulichen Begegnung auf eben dieser Fahrt.
Im Albulatal produzieren einige Bauern rund um Marcel und Sabina Heinrich-Tschalèr die „verrückten Bergkartoffeln“. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das von Pro Specia Rara und www.bio-suisse.ch unterstützt wird und das u.a. im Buch Das kulinarische Erbe der Alpen, erschienen im www.at-verlag.ch, vorgestellt wird. Alles rund um die Idee, das Konzept und die Sorten ist auch hier nachzulesen. Die Bauern bieten alte und rare Kartoffelsorten an, ein Glücksfall hierzulande, wo gute Kartoffeln (sehr leider) rar geworden sind. Die Sorten sind dem Anbauort angepasst, haben sowohl vom Aussehen als auch vom Geschmack her ausgeprägte Eigenheiten und werden mit Empfehlungen zur Verwendung verkauft. Die Kartoffeln können ab Hofladen gekauft werden, was vermutlich für die Wenigsten eine Option ist, sie werden auch verschickt oder können an bestimmten Orten (bisher nur Umgebung Zürich) abgeholt werden. Die kochende Schreiberin kannte das Projekt aus besagtem Buch und irgendwie fiel es ihr auf der Reise wieder ein – das muss doch hier irgendwo sein – das elektronische Gerät bestätigte dies – stoppp, hier ist es!!!!..
Und so kam es, dass Stunden später Corne de gatte auf eine zwar rudimentäre aber nicht minder gute Art zu Gschwellten köchelten… und andere Sorten wie Ditta oder Röseler auf ihre Verwendung warten. Einmal mehr: ein gutes Grundprodukt, Fleur de sel, wer mag etwas Butter und/oder Käse – mehr braucht es nicht, diese Härdöpfel haben nichts gemein mit muffigen, nassen Knollen…
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Viel Vegi und wenig Wurst oder wie es wirklich ist …

„Wie Göttin in Frankreich“ könne frau/mann essen, wird prophezeit, wenn ein besonderes delikates Mahl gekocht oder angeboten wird. Die Schreiberin kennt keine Göttinnenwelten, weder französische noch irgendwelche anderen, wohl aber seit gut zwanzig Jahren ausserhäusliche Speiseangebote für vegetarisch lebende Menschen. Vegetarisch meint in ihrem Fall seit gut 7300 Tagen weder Fleisch noch Fisch, ohne Wenn und Aber, No-Olma-Bratwurst oder jambon weiss nicht was. Gründe gibt es einige, ein anderes Lebewesen zu töten um es zu essen ist für die Schreibende ein unerträglicher Gedanke, vom Tun nicht zu sprechen. JedeR hat ihre/seine Gründe und es ist mehr als müssig, darüber überhaupt noch Worte zu verlieren. Es gibt genügend Möglichkeiten, sich neben der ethischen Frage über die diversen Miseren in der Tierhaltung, der Getreideverschwendung etc. zu informieren, ebenso zur Frage des Fleischessens in bezug auf die eigene Gesundheit. Fast wie im Märchen von Hänsel und Gretel mutet es an, wenn Fleischkonsum durch die „glückliche“ Tierhaltung legitimiert werden soll. Die Hexe füttert Hänsel, damit er Fett ansetzt – warum wissen alle Grimmleser… Damit soll nicht geschmälert werden, was engagierte, nachdenkende Tierhalter in den letzten Jahren im Dasein ihrer Tiere verbessert haben. Die Schreiberin hat vor Urzeiten mit genau solchen Gedanken („die Tiere hatten es wenigstens gut…“) Fleisch gegessen, heute befällt sie beim Nachdenken Gruseln und Scham.
Genug Prolog. Unterwegs sein heisst auch auswärts essen, eine Zeitlang in Napoleons Landen, wo derselbe seinen Landsleuten jeden Sonntag ein Huhn in den Topf wünschte… Vielleicht gibt es Regionen in Frankreich, wo bekannt ist, dass auch ohne karnivore Teile gekocht werden könnte oder vielleicht hatten die Reisenden einfach Pech (zweimal auch Glück, davon weiter unten!) – nach weiss nicht wievielen Speisekarten durchlesen blieb meist ausser chèvre chaud auf Salat nichts ausser der Dessertkarte. Salate, Vor- und Hauptspeisen zuhauf, irgend ein Tierstück ist immer drin. Wir wollen das Problem nicht dramatisieren – niemand litt Hunger, es gab ja feinsten Ziegenkäse, Baguette und Trauben – unverständlich bleibt dieses eingefahrene, nicht nachdenkende Vorgehen vieler Restaurants bzw. deren Köche.

Bevor hier weiter Wünsche produziert werden, zwei bauchherzerfreuende Beispiele – so könnte es also auch sein: Ein Abend, schon angenachtet, die Reisenden etwas ermattet vom Tag, der Suche nach „siehe oben“ – eine letzte Adresse, die Karte fleischig wie immer. Puuh… mal fragen, wer weiss. Der Chef Typ „gmögiger“ Franzose begrüsst persönlich, noch bevor sich die Reisenden setzen, stammeln sie ihre Wünsche und siehe da, no problem, sagt er und mann/frau solle ihm vertrauen, Vorspeise und ein Hauptgang, ob das gut sei. Entzückt wird Platz genommen, Weisswein mit Cassis kennt die Servicefachfrau nicht, wieder taucht der Patron auf und erfüllt den Wunsch. Es war gut und das unkomplizierte Eingehen hat ihm nebst einem Lob den Eintrag in eine entsprechende Plattform gebracht, auf dass Andere auch in den Genuss kommen (und er eines Tages ganz selbstverständlich ein Vegi-Menü anbietet…:-) Es sah nach einem nicht festgehaltenen Amuse bouche so aus:

Das rosarote Etwas auf dem Vorspeisenteller ist kein Lachs, sondern eine Art eingelegter Rettich, der einem – hauchdünn geschnitten – erst auf eine falsche Fährte führt.  Die zweite Überraschung war ein Bistro in Collobrieres in den maurischen Bergen, wo ein charmanter Wirt seinen Chefteller (siehe grosses Beitragsbild ganz am Anfang) so gestaltete, dass lediglich die Wurst vorne rechts für den mitreisenden Herrn gedacht war und die ganze übrige Vielfalt fleisch-fischfrei war.  Soo gut, dass es einige Zeit später so aussah…
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Eine etwas anders geartete, nicht minder bedenkliche Seuche grassiert hierzulande in Restaurants und Betriebskantinen. Da glauben Kochleute, mit dem Ersetzen des Fleisches durch höchst fragwürdige Tofuprodukte sei das lästige Vegetarierproblem gelöst. Sie verschliessen die Augen vor der Herkunft ihrer Sojaprodukte (sprich Brasilien, Gentechnik, Regenwaldabholzung etc.) ebenso wie vor der Tatsache, dass viele dieser Fleischersatzprodukte stark verarbeitet und durch diverse Hilfsstoffe fragwürdiger Herkunft zu etwas Fleischähnlichem gemacht wurden. Nein, es ist NICHT okay, quasi eine „ersetzen-durch“-Funktion durchzuführen und nicht weiter über eine gesundes, ausgewogenes Vegi-Angebot nachzudenken! Lesen bildet (meistens) – es gibt Unmengen von vegetarischen Kochbüchern, in denen Inspirationen zu holen sind und die zeigen, wieviel ungehobene Schätze brach liegen. Mann/Frau müsste es wollen und dann vielleicht auch fleischessenden Zeitgenossen die eine oder andere speichelflussanregende Variante anbieten. Was ist beispielsweise mit den vielen Getreidesorten? Den zig Reissorten? Allen Hülsenfrüchten? Den vielen Gemüsevarianten? In der italienischen Küche gibt es unzählige Rezepte die vegetarisch sind, seit ewig, aus einfachen, guten Zutaten. Es gibt ein paar wenige Orte, an denen Menschen kochen, die sich von einer starren Menügestaltung (Fleisch im Mittelpunkt, die Beilagen drumherum) gelöst haben und eine kreative, lustvolle, vegetarische (oder gar vegane, aber das wäre wieder ein ganz anderes Thema…) Küche anbieten, oft unter dem Einfluss der Weltküche.
Und wenn es dann doch ab und zu Tofu sein darf,  bitte von dem, dessen Sojabohnen in der Schweiz angebaut wurden und der von einer Frau verarbeitet wird, welche die Zubereitung in ihrer Heimat kennengelernt hat. Auch hier gilt: ab und zu, dafür gute Qualität und fair produziert.
Es besteht Handlungsbedarf – nicht nur an dem Ort, an dem an erster Stelle des vegetarischen Menüs steht: „Fleischbouillon Maximilian“….

 

Mitgebracht

Die Kleinstteilchen sprich Raviolini lagen in einem Geschäft für frische Pasta in Aosta. Suppenlöffel- und mundgerechte Teighüllen, unter denen sich die Reisende die eine oder andere Füllung vorstellte, natürlich allesamt vegetarisch. Fremdgefüllte Pasta kommt nicht ins Haus, es sei denn, eine nahestehende Person würde sie fertigen, was aber so gut wie ausgeschlossen ist. Also Linguine, Spaghetti & Co. einpacken und den Ort der Verführung wieder verlassen. Einen Tag später spielt der Zufall: beim Spaziergang zu den römischen Hinterlassenschaften und zum (zu vernachlässigenden) Markt fällt der Blick in einen Gastro- und Küchenladen. Auf der Einkaufspendenzenliste steht ein spezielles Messer, um das Eigenbrot einzuschneiden und ein zwei andere Küchenhilfsmittel, welche im Osten des Landes bisher nicht auffindbar waren. Also hinein in den Tempel und was sieht das Auge: DIE FORM! Die Form, um genau jene Teilchen zu fabrizieren, die am Vortag die Mundsäfte angeregt hatten. Keine lange Entscheidungsfindung wie sonst so oft (weil die Küche mit dem Notwendigen ausgestattet ist, weil nur Gegenstände ins Haus sollen, die regelmässig verwendet werden etc.etc.) Nichts davon, zack! – auf den Ladentisch und schon wartet die Form im Rucksack (dem ewigen) auf die Heimreise durch den grossen Berg.
Die Dinge sind vorläufig an ihrem Platz, die Arbeitsaufnahme in Sicht, draussen Regen und Nebel und Besuch angesagt. Allerbeste Gelegenheit, DIE FORM genau jetzt auszuprobieren. Die allerkleinsten Ravioli als Suppeneinlage, logischerweise in einer selbstgemachten Gemüsebrühe, so der Plan. Und so hat sich die Sache entwickelt – wobei gleich eine Vorbemerkung gemacht werden will: Die Angaben sind rudimentär, mehr zwecks einer vagen Vorstellung denn eines genauen Rezeptes. Die kochende Schreiberin hegt die Vermutung, dass die Schilderung nicht unbedingt dazu angetan ist, Gleiches in Angriff zu nehmen…

1) Aus Hartweizenmehl, einer Prise Salz, 2 Tl. Olivenöl und Wasser einen eher festen Teig herstellen und etwa eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Sieht so aus:
IMG_27382) Während der Teig an der Kühle ruht, die Füllung zubereiten: Im Falle der Schreiberin heisst das, durch den Regen in den Garten waten, Mangold schneiden, dazu Petersilie, Schnittlauch, eine Röhre Luftzwiebeln und drei Halme Schnittknoblauch. Zurück in die warme Küche, Mangold waschen und blanchieren, Kräuter schneiden, alles zusammen mit einem TL Sauerrahm im Cutter fein pürieren. Mit Ricotta (bitte KEIN Industrieprodukt!!) und wenig geriebenem Käse – diesmal Parmesan, könnte auch Pecorino oder vom einheimischen Sbrinz sein; mischen, würzen mit Muskat (frisch gerieben!), Pfeffer aus der Mühle, Meersalz, Piment d’Espelette, wenig Kräutersalz. Die Masse muss so fein sein, dass sie mit dem Spritzsack appliziert werden kann!

3) Den Teig vierteln, drei der Viertelstücke wieder in den Kühlschrank geben. Das erste Viertel zuerst mit dem Wallholz etwas auswallen, so dass die Teigplatten anschliessend (mehrmals, auf immer feinerer Stufe) durch die Nudelmaschine „gewalzt“ werden können.
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4) Eine der ausgewallten Nudelplatten auf die Raviolini-Form legen, ganz sachte leichte Vertiefungen formen, damit die Füllung richtig aufgetragen werden kann. Die Füllung in den Spritzsack geben, wenig (knapp haselnussgross) Füllung auf die Vertiefungen setzen, die zweite Teigplatte sorgfältig darüber legen und mit sanfter Hand etwas andrücken! Mit dem Wallholz sachte darüber fahren, damit die Trennungszacken sichtbar werden. Diese Arbeit erfordert besondere Sorgfalt!
IMG_2744IMG_2747IMG_27525) Die Stunde der Wahrheit: Der erste Sturzversuch! Fallen sie aus der Form oder fallen sie nicht? Beim ersten Versuch bewegen sie sich keinen Millimeter, mit der Messerspitze werden alle leicht angehoben und dann auf ein Küchentuch (ohne Waschmittel- und gar Weichspüler-Geruchsrückstände, sonst riechen die Preziosen danach!!) gestürzt. Puuh! Mühsam! Langwierig! Aufgeben? Nein! Hirnen, was der „Fehler“ sein könnte! Zu warmer Teig, weil die Küche durchs gleichzeitige Brotbacken und das knisternde Ofenfeuer warm ist ?? Form ausmehlen? Versuch 2: Teig ist kühler und die Form ganz fein ausgemehlt. Und siehe da! Einer Schokolade nicht unähnlich liegen sie nun da und müssen nur noch voneinander getrennt werden.
IMG_27586) Das Ganze insgesamt viermal gemacht, Gang 2,3 und 4 gelingen problemlos, das ergibt rund 200 solcher Minis. Es ist ein Tag in der Mitte des Septembers 2014, gerade mal 10 Grad, frau denkt ans Heimkommen nach einem arbeitsreichen Tag, ans Schneestapfen, den Wind der durch die Hainbuche und ums Haus pfeift und an die Möglichkeit, aus einer der Eisschrank-Schubladen eine gute Handvoll gefüllte Pasta zu holen, in einer feinen Gemüsebrühe ziehen zu lassen, Kräuter oder allenfalls geriebenen Käse (ja, mögen nicht alle, die schreibende Köchin schon) darüber und dann…. sich wärmen lassen von der „Suppe“, den Erinnerungen und der Freude am Gelingen… mehr braucht es nicht, weil es viel ist, mit Freude und guten Grundprodukten gefertigt.
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IMG_2763Nachtrag:
Es fallen Teigreste an, diese werden natürlich weiter verwendet. Die Streifen mit dem Teigrädli in eine beliebige, kleine Form schneiden, antrocknen lassen und entweder innerhalb einer Woche verwenden oder einfrieren.  Sie werden als Einlage zum Beispiel für einen Teller „Past‘ e fagioli“ verwendet.

Markt in Bagnols-sur-Cèze


Ein paar Augenblicke südfranzösischer Markt – die mannigfaltigen Gerüche, Wärme und Licht vermag dieses Medium nicht zu übermitteln…

La Grande Ombrière Marseille und anderes…

Nein, da ist beim Einfügen des Bildes nichts falsch gelaufen! Auf dem Quai des Belges in Marseille steht dieser „Sonnenschirm“: ein 46 x 22 m grosses Dach aus poliertem Stahl auf acht schlanken Säulen. Die von Norman Foster entworfene Decke spiegelt das Geschehen auf dem Granitpflaster unter ihm, zeigt Menschen, ihre Bewegungen, Aktion. La Grand Ombrière bietet öffentlicher Kunst einen Raum und spendet schwitzenden Stadtläufern Schattenmomente.
Die Bauten, die hier ausgewählt und in den letzten Tagen vorgestellt wurden, sind lediglich ein kleiner Ausschnitt einer gewaltigen Stadterneuerung und Erweiterung. Die ganze Uferzone entlang des engeren Stadtgebietes ist bzw. wird erneuert. Bis im Jahre 2020 soll diese Aktion abgeschlossen sein und Marseille eine neue „maritime Fassade“ erhalten. Die Visite hinterlässt ambivalente Eindrücke – auf der einen Seite eine Häufung spannender Werke in Flanierdistanz und ganz nah die ungeliebte Seite der Stadt: Schmutz, heruntergekommene Viertel und vielschichtige soziale Reibungsflächen. Irgendwie wünscht frau sich einen Zauberstab, um den imaginären, schier unüberwindbaren Wassergraben, der zwischen den Architekturhighlights und den vielen in die Jahre und in die Krise gekommenen Quartieren und Menschen liegt, zu beseitigen. Auf dass die Erneuerung eine wirkliche wäre: eine, welche Wege und Möglichkeiten öffnet in eine befreiendes, gerechteres und zukunftsweisendes Zusammenleben. Hier wären neben Top-Architekten noch ganz andere Fachleute gefragt…
Zum Schluss der Marseille-Serie ein paar weitere Stadtbilder, bitte zum Vergrössern Bilder anklicken!


Tour CMA-CGM Marseille

Im Traum gestaltete sich die Sache folgendermassen: Die Reisenden würden vom Alten Hafen herkommend mit dem modernen Tram ins Quartier La Joliette fahren, möglichst nahe zum unübersehbaren, hoch aufragenden Turm, den die Architektin Zaha Hadid entworfen hat. Dort angekommen, würden sie auf direktestem Wege zum Eingang marschieren, allenfalls ein paar Euro Eintritt zahlen, um dann mit dem Lift ins oberste Stockwerk zu fahren. Denn dort wäre gewiss ein sehr modernes Restaurant mit einer phänomenalen Aussicht über die Stadt Marseille. Kühle Getränke und wer weiss vielleicht sogar ein Buffet mit Mezze würden diese Visite auf eine gute Art abrunden…
Es war so: Das moderne Tram fuhr. Zwei Haltestellen, dann blieb es stehen und die Reisenden (noch) sitzen. Bis der Tramführer kam und beschied, dass heute hier Endstation sei. Dies obwohl Schienenführung und Fahrplan anderes sagten. Also gehen, immerhin mit einem klaren Ziel und der Chance, auf diesem mühsamen Marsch in der Mittagshitze  interessanten Bummel unterwegs das eine oder andere zu entdecken. Ausser Autos schien niemand unterwegs zu sein, nicht einmal ein Strassenhändler mit einem kühlen Wässerchen, das knurrende Geräusch aus der Magengegend wurde vom Stadtlärm, dem Wind und Schiffshörnern überdeckt und die Reisenden schluckten tapfer und mit der Aussicht auf Höheres ihren Speichel.
Unvermittelt steht der „Turm“ da, mann/frau vergisst Hunger und Durst, schweigt, staunt, schaut, legt den Kopf in den Nacken, versucht sich irgendwo einzuklinken in dieses Werk, seine Proportionen, die Bauweise. Die Nackenhärchen mögen sich in den Meerwind stellen ob soviel Mut, Entschlossenheit und der Fähigkeit, einen solchen Bau zu realisieren. Doch irgendwann klopft der Traum wieder an, die Reisenden suchen einen Eingang und erst hier und jetzt fällt ihnen auf, dass sie noch immer die einzigen Menschen sind. Die Scheiben sind dunkel getönt, drinnen scheint sich etwas zu bewegen, Hoffnung keimt auf. Wie von Geisterhand gesteuert, öffnet sich die Türe, ein Sicherheitsbeamter tritt ans Mittagslicht, blinzelt und will auf französisch wissen, ob wir etwas suchen würden (die anständige Form von „was habt ihr hier zu suchen?!). Die Reisenden suchen alle verfügbaren französischen Worte, erklären dem jungen – in eine Uniform gesteckten – Mann, dass sie gerne hinauf fahren würden, ins oberste Geschoss bitte. Geht nicht, das hier ist alles privat, kein Zugang! Erst mal schlucken, so jäh enden Träume und dann die Enttäuschung ausdrücken. Der kleine, stammelnde Vortrag der Reisenden scheint einen minimalen Eindruck gemacht zu haben, das Gesicht des jungen Mannes wird weicher, er kann sogar lächeln. Vielleicht sind die Reisenden ganz einfach DIE Abwechslung in seinem langweiligen Wachsonntag, jedenfalls erzählt er dann, dass der Turm dem weltweit drittgrössten Schiffstransport- und Logistikunternehmer gehört, einem Libanesen, der von hier aus zusammen mit seinen Kindern das Unternehmen leitet. Er zeigt im Hafen liegende Schiffe und Container mit dem CMA-CGM-Emblem, welches auch vor dem Turm platziert ist. Auf die Frage, ob er den Chef (und Auftraggeber für diesen Büroturm) schon mal gesehen habe, antwortet er, ja, fast täglich. Der Turm sei aus Sicherheitsgründen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, es sei schon schwierig genug, die wochentags ein- und ausgehenden 2300 MitarbeiterInnen zu kontrollieren… Dass er Sarde sei und dass ihm dieser moderne Baustil nicht gefalle, vertraut er den BesucherInnen noch an, dann zieht er sich wieder zurück. Etwas später fährt ein Motorrad vor, ein Pizzakurier läutet, der Wachmann erscheint wieder, nimmt ihm die Lieferung ab und verschwindet wieder im dunklen Turmesinnern.
Die Reisenden weilen noch, sehen die Tramstation, die vermutlich nur an Arbeitstagen bedient ist und staunen ob einer Kühnheit, welche in ihrer Gänze erst aus der Distanz wirklich erfasst werden kann. Zum Vergrössern Bilder anklicken!


FRAC Marseille

Quasi im Vorbeigehen (frau geht ja viel in einer Stadt und dies vorzugsweise absatzfrei…) begegnet den Durchreisenden diesesr als Ausstellungsgebäude genutzte Bau des Japaners Kengo Kuma. Im FRAC (Fonds Regional d’Art Contemporain Provence-Alpes-Cote d’Azur) wird zeitgenössisches Kunstschaffen ausgestellt, leider waren genau an diesem Tag die Türen turnusgemäss verschlossen. So blieben plattgedrückte Nasen und ein starres Nackengefühl, um den hinter den alten Docks von Marseille mitten im Quartier La Joliette aufragenden Bau wenigstens von aussen zu beäugen. Die aus Recycling-Glas hergestellten Platten, welche rund um die Fassade des FRAC hängen, sind Blickfang, erinnern an in den Wind gehängte Kleidungsstücken. Das um die Mittagszeit gleissend helle Licht verleiht der obersten Glasreihe eine Lichtkrone und beleuchtet das unmittelbar in eine Zeile älterer Bürokomplexe eingefügte Gebäude. Das Wort „schön“ im Umgang mit Kunst, Architektur oder Aussehen steht auf meiner persönlichen geht-gar-nicht-Liste, was kaum verhindert, dass es ab und zu zwischen den Lippen hervor will. Die verspielte Seite der Betrachterin freut sich u.a. an der farbigen Lichtinstallation, leider konnte (noch) nicht eruiert werden, wer sie geschaffen hat.

Randbemerkung:
An dieser Stelle geht es weder um Kritik noch um eine Einordnung: dazu gehört weit mehr Hintergrundwissen und Zeit, als uns zur Verfügung steht. Was die Gedanken sein können: Eindrücke im Vorbeigehen, Beobachtungen Aussenstehender, kurze Betrachtungen vielleicht. Den Durchreisenden bieten sie immer wieder Anlass, Fragen rund um soziale, gesellschaftliche, ökologische, zukunftsweisende und menschenwürdige Aspekte des Planen und Bauens im weitesten Sinne zu wälzen. Was nicht wenig ist, meine ich!