Archiv des Autors: Charles Martin

Neuntöter’s Mundvorrat

Die Natur beschert uns Eigenartiges – und nicht immer erschliessen sich uns die Abläufe und Hintergründe auf der Stelle. Oftmals begreift Mensch nur bei genauem und längerem Hinschauen und Beobachten. Diese Heuschrecke ist nicht in suizidaler Absicht in die Weissdornhecke geflogen und hat sich so fein säuberlich aufgespiesst.

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Der Vogel ist an einem Sonntag im Juli aufgefallen. Einerseits ein neuer Ruf und andererseits seine Aktivität in einer der nahen Hecken. Unschwer konnte er rasch als Neuntöter identifiziert werden. Die Freude über den nicht gerade alltäglichen Besucher steigerte sich ein paar Tage später, als die Altvögel bei der Fütterung von noch nicht ganz selbständigen Nestflüchtern beobachtet werden konnten. Es hatte also (bis dato unbemerkt) eine erfolgreiche Brut stattgefunden.

Der Neuntöter (auch Rotrückenwürger) ist ein Sperlingsvogel aus der Familie der Würger und ist nur noch gelegentlich anzutreffen. Sein Habitat sind mit dichten  Hecken und reichlich Buschwerk durchsetzte Wiesen in eher trockenen Lagen. Die Brut findet gut geschützt in eben diesen Hecken statt. Der Vogel hat die Gewohnheit, seine Beute bis zur Grösse von Mäusen in Dornhecken aufzuspiessen. Früher wurde behauptet, er lege sich so zuerst einen Vorrat von neun Beutetieren an, bevor er zum Verzehr schreite, deshalb sein ungewöhnlicher Name. „Unsere“ Neuntöter  haben sich als Fressplatz stets den selben Heckenabschnitt ausgewählt, wo ich nach mehrmaliger Nachschau auch die „gepfählte“ Heuschrecke fotografieren konnte. Dem uneingeweihten, zufällig hinschauenden Spaziergänger könnte diese Situation doch einiges Kopfzerbrechen bereiten…….

 

Erstflug

Allzulange dauerte die erste Flugreise des jungen Turmfalken nicht. Vielleicht war es ein allzu stürmisches Vorprellen, um die herbeigeflogene Beute der Eltern als Erster zu erreichen, vielleicht war es auch einfach der Mut des Erststarters. Am 13. Juli präsentierte der Jungfalke zum Fototermin für unseren Blog-Beitrag. Etwas ramponiert sass er auf einem landwirtschaftlichen Gerät und hoffte wohl auf die Unterstützung seiner Eltern.

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Wie erhofft, hat es also geklappt. Insgesamt haben drei Jungfalken die Behausung verlassen. Wir wünschen den „Ausfliegern“ gute Bedingungen zum Start in ihr Leben als selbständige Vögel.

In Kürze werde ich über einen weiteren nicht gerade alltäglichen Bruterfolg berichten……

 

 

Vögel ohne Flügel

Sie sind im Kulturland des Mittellandes zu einer raren Gattung geworden. Am ehesten findet man sie noch in lichten Waldpartien, in kaum genutzten Krautstreifen, Kiesgruben oder ausgeschiedenen Schutzgebieten. Umso mehr ziehen sie unsere Blicke und Bewunderung auf sich, wenn sie ihre Pracht sozusagen am Wegrand entfalten… die einheimischen Orchideen, die alle unter strengem Schutz stehen und doch immer seltener vorkommen. Es sind heikle Gewächse, die auf die ihnen entsprechenden Standorte angewiesen sind und keinerlei Eingriffe wie mulchen, mähen oder düngen ertragen.
Das obige Exemplar trägt den fantasievollen und wohlklingenden Namen „rotes Waldvögelein“ und blüht seit Jahren im Juni in einer kleinen Gruppe an einem südwestexponierten Abhang mit lichtem Buchenaufwuchs – hoffentlich noch lange!

„Einliegerwohnung“

Auch hier hat es Jahre gedauert. Die Wohnung war sicher schon arg verstaubt seit der letzten Abnahme, aber das wird wohl kaum der Grund für das jahrelange Zögern der potentiellen Mieter und Mieterinnen gewesen sein. Grundsätzlich werden solche Angebote in meist landwirtschaftlich genutzte Gebäude gezimmert, um entweder die Tagjäger  (Falken) oder aber die Nachtaktiven (Schleiereulen) als Gäste in den Hofperimeter anzulocken. Oft nicht ohne den Gedanken des Eigennutzes natürlich, den beide Gattungen, die allenfalls einzuziehen gedächten, sind eifrigste Mäusejäger. Die Dachwohnung die ich seit Jahren beobachte, ist in der Stirnwand einer alten Scheune auf dem Hofareal eingerichtet. Hinter dem Einflugloch mit vorgelagertem Lande-und Abflugbrett, fast im Gibel des Gebäudes, ist eine grössere rechteckige Holzkiste ins Gebäudeinnere eingebaut. Immer zur Frühjahrszeit fanden sich Turmfalken zu Besichtigungsterminen (manchmal mit probewohnen) ein. Die Aufenthalte wurden immer wieder abgebrochen, wohl wegen der regen Betriebsamkeit des Bodenpersonals. So wie sich nun die Lage seit mehreren Wochen präsentiert, und so selbstsicher wie sich der Greif auf dem Foto gibt, gehe ich davon aus, dass es dieses Jahr klappen könnte und die Einliegerwohnung zu einer Falkenkinderstube wird……ich werde weiterbeobachten und gegebenenfalls berichten.

 

Märit

Bern pflegt nicht nur den „Zibelemärit“. Dienstags und Samstags bieten die „Märitlüt“ in der Bundesstadt ihre Waren an hunderten von bunten Ständen feil. Besonders der noch etwas umfangreichere Markt am Samstag sei empfohlen. Sei es um zu „gwundern“ oder natürlich um sich mit Rohprodukten einzudecken, die sonst nicht in dieser Frische und  Auswahl angeboten werden. Wir beginnen unseren Rundgang gleich beim Südaufgang des Bahnhofsbauches, auch als „Löbegge“ bekannt (wenn wir Glück haben mit Posaunenfanfaren) und biegen dort in die Schauplatzgasse ein. (Die Fotos können durch Anklicken vergrössert werden)

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Am Rand der charakteristischen Laube, die Bern’s Gassen eigen sind, reihen sich Stand an Stand. Schnell wird klar, dass die Gemüsebauern aus dem nahen Seeland stark vertreten sind. Nicht selten kommen Familienbetriebe seit Generationen mit ihren Waren auf den Berner Markt. Ende Schauplatzgasse treten wir hinaus in’s Gewimmel des Marktgeschehens auf dem Bundesplatz. Hier wird die ganze Fülle des Marktes offenbar. Gemüse in allen Varianten, Farben und Qualitäten, von exotisch bis bodenständig, von (viel) bio bis (wahrscheinlich) hors Sol wird angepriesen. Daneben prachtvolle Blumengestecke, Setzlinge und Mengen an Früchten, Käse, Pilzen, Dörrfrüchte und der vielen Gaumenfreuden mehr.

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Uneingeweihte gehen nun davon aus, dass der Marktbesuch beendet sei und man zum Kaffee schreiten könne (Märkte besucht man ja vorzugsweise früh am Tag),  der Berner Markt bietet aber mehr! Der für mich beschaulichste Teil des Geschehens erschliesst sich erst nach einem kurzen Bummel vom Bundesplatz via Amthausgasse Richtung untere Altstadt. Vorbei am altehrwürdigen „Cafe du Theatre“ über den Casinoplatz mündet unser Weg in die Münstergasse. In einer der ältesten Gassen Bern’s stehen hier die Stände beidseits der Strasse dicht an dicht. Das Angebot ufert hier bis mediterran und oriental aus, was nicht heissen will, dass das Einheimische zu kurz kommt. Es gibt Sirup, grüne Datteln, Dauerwurst, Ananas, Büffelfleisch, Harissa und prachtvolle Käseauslagen, ob deren Fülle die heutige Wahl ein Versprechen an das Nachbarkäsli für den nächsten Samstag ist.

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Hier  kann sich das Auge satt sehen, der Magen wird stimuliert und die Einkaufstasche füllt sich. Wenn es Sommer ist, werden wir nun nicht abgeneigt sein, uns nach dem Gewimmel in der Münstergasse via Münsterplatz auf die Münsterplattform zu einem Kaffee mit Aussicht zurückzuziehen, (nicht ohne beim Passieren des Münsterportals kurz vor dem Anblick des Jüngsten Gerichtes zu erschauern).

Es darf gesagt werden, dass wir auf diesem Marktbummel auch gerade einem schönen Teil bekannten und weniger bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt die Aufwartung gemacht haben. Um das Mass voll zu machen, flanieren wir vom Münster via Münstergässchen in die Kramgasse hinüber, der wir stadtaufwärts folgen, um auf diesem Weg noch dem „Zytglogge“ die Referenz zu erweisen. Nebst dem kunstvollen Glockenspiel und den Trauben von fotografierenden Touristen hat der Zytglogge auf seiner unspektakulären Nordseite nämlich noch eine kleine Einrichtung die ich und andere  ortskundige Männer oft zu nutzen pflegen – anstatt im Bahnhof bei „Mäk-Kliin“ für 2 Fränkli ! tun wir’s hier gratis.

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Zuwanderung

Gestern bildeten sich nach intensivem Nachtregen schon wieder Pfützen in Teilbereichen bodenverdichteten  Kulturlandes. Wie in den vergangenen Jahren, etwa in der Mitte des wetterlaunischen Monates, begegneten mir auf dem Weg zum Stall bei einer dieser Wasserstellen zwei Rostgänse.

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(Bilder: Vogelwarte Sempach)

Durch ihre Grösse und Färbung fallen die Vögel, die eigentlich aus den Steppengebieten Asiens und Nordafrikas stammen, im hiesigen Landstrich auf. Seit mehreren Jahren sind diese Wasservögel, deren Ursprungstiere wahrscheinlich entwichene Tierpark-und Volierenexemplare waren,  hierzulande zu erfolgreichen Brutvögeln geworden. Die Elterntiere zeigen während der Brutzeit gegenüber anderen einheimischen Vogelarten in ihrem Aufenthaltsgebiet ein äusserst agressives Verhalten. Dadurch haben sich die eingewanderten Fremdlinge ohne Papiere und Asylentscheid bereits einen arg ramponierten Ruf als problematische Neozoen geschaffen. Durch den Klimawandel, schier unkontrollierbarem, weltweitem Warenverkehr und anderen global wirksamen Einflüssen, passt sich auch die Tier-  und Pflanzenwelt dem Weltenwandel an. Die Schweiz und unlängst auch die EU haben in diesem Zusammenhang millionenteure Aktions-Beobachtungs-und Massnahmenprogramme gegen „schädliche Neophyten (Pflanzen) und Neozoen (Tiere) beschlossen.
Wer im hochinteressanten, lehrreichen und zudem noch unterhaltsam zu lesenden Buch „Naturgeschichte(n)“ von Josef H.Reichholf gelesen hat, wird sich zu dieser Entwicklung allerdings eine andere überzeugende Meinung bilden können  – und die Gefiederten, inklusive Zufliegern, werden ihre Lebens-Raumentwicklung eher nach den anarchistischen Grundsätzen der Naturregeln, als nach menschen-ersonnenen Programmen und Massnahmen vorantreiben.

 

 

 

 

 

 

Der Konfitürenbaum

Auf den ersten Blick sieht es aus wie jedes andere Kirschbäumchen. Etwas schütter vielleicht, aber doch recht flott in Form geschnitten. Mit Wetterglück, und wenn die Bienen Kraft zu Flug- und Sammelzeit finden, werden gegen Ende Juni jene raren Früchte pflückreif sein, die es ganz selten noch auf Märkten oder direkt beim Obstbauern zu kaufen gibt. Es sind die herben, säuerlichen, hellroten, in reifem Zustand fast glasig durchscheinenden Weichselkirschen, die kaum mehr kultiviert werden. Aus diesen kugeligen, farbintensiven Früchten lässt sich eine Konfitüre einkochen, deren einzigartiger Geschmack mit Bittermandelnote mich beim Zubettgehen fragen lässt, wann man sich zum Z’morge erheben könne ……

Trittbrettsurfer

Mir wurde da eine Nische geschaffen. Ein Platz, der mir die Möglichkeit bietet, mich ab und zu der Weltwebgemeinde mitzuteilen. Mein Themenspektrum wird sich bevorzugt dem Tier-und Pflanzenreich widmen – dem wilden und dem domestizierten und dessen weiterem Umfeld. Sehr früh – zum 9. April – haben sich heuer z.B. die ersten Rotbuchenblätter entrollt und das kaum nur in der Umgebung Bern’s, von wo aus ich meist zu berichten pflege….quasi als Trittbrettsurfer auf dieser Seite also.  Ein DANKE meiner Gastgeberin.