Der Bub ist elf. Zum Glück darf er derzeit mit seinem Bruder und zwei anderen Kindern in den Wald. Letzte Woche war er bereits dort, er mag es, zu graben, Steine umzukehren, genauer hinzuschauen. Und so kam es, dass er auf obigen Schädel stiess. Was den andern Kindern ein lautes „wäääh“ entlockte, faszinierte ihn. Er grub den Schädel (vermutlich Fuchs) ganz aus, zog seine Mütze ab und legte den Schädel hinein, um ihn so nach Hause zu tragen. Mit dem Schädel in der Mütze stand er hin und verkündete: „Meine Grossmutter sammelt Totenschädel!“.
Die Schreibende hat die Gesichter der KInder nicht gesehen. Den Schädel aber hat der (sehr vermisste, ach diese Zeiten) Enkel in den Milchkasten (400 m vom Haus entfernt) gelegt. Jetzt liegt der Schädel hier an der Sonne.
Nein, eigentlich sammelt sie gar keine Totenschädel. Im Garten liegen zwei, mehr zufällig fanden sie den Weg dorthin. So wie ein paar Hörner. EIn Rehgeweih. Eine Zahnreihe. Wer weiss, was noch kommt.
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Ostwärts – eine Rückschau
Winter ist Vorreisezeit oder Zeit für Kopfreisen – sorgsam wollen die karg zur Verfügung stehenden Ferientage des neu angebrochenen Jahres eingeteilt und geplant werden. Zeit aber auch für eine Revue auf die Ostreise des vergangenen Jahres. Ostreise ? Ja….unser Entscheid, eine Region in Ostpolen an der weissrussischen Grenze zu besuchen und zu erkunden, stiess auf oftmaliges Nachfragen. Sowenig wie wir konnten die Bekannten Ostpolen als Feriendestination einordnen. Uns war es ernst, und wir hatten zudem guten Grund, da in jener Region bekannte, aus hiesiger Enge Ausgewanderte einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb bestellen. In loser Folge also ein paar Kurzberichte von Erlebtem, Gesehenem und Er-fahrenem anlässlich dieser ungewöhnlichen Reise, die doch oftmals auch während des jetzigen Alltags immer wieder Bilder zu Kopfe steigen lässt.
Am Morgen des 31. August ist der „Moritz“ mit dem Nötigen beladen, um uns gute 14 Tage grösstmögliche Unabhängigkeit zu ermöglichen. Wir haben beschlossen, in einigermassen flottem Tempo bis in die Nähe von Dresden durch die Weiten unseres Nachbarlandes zu fahren. Wir schaffen es mit den unvermeidbaren Kaffeepausen, anlässlich der einen wir noch den Apfelvorrat aus Wildsammlung anreichern können, bis rund 40 Kilometer vor Dresden, wo wir einen einfachen, unspektakulären Übernachtungsplatz neben einem offenbar unbefahrenen Schmalspurbahntrasse finden. Wahrscheinlich heute nur noch eine Nostalgiebahnstrecke von Nossen bis Freiberg. Mit Sichtungshunger auf die Stadt Dresden ungestörte Nachtruhe tief im Sachsenland – zu unserer Kindheit noch hinter dem eisernen Vorhang in der DDR.
Lichtschrein
heute ist
bitterstoff
in meinen gedanken
die seele
aber liegt im
lichtschrein
(Thomas Jenelten)
Ein Haiku zum Winter
Dort vor dem Tore,
Wo es sofort bergauf geht,
Die Winterbäume
Shiki
Bevor der Winter… Teil drei von drei
Irgendwo standen die Worte, die Bezeichnung einer Gegend. Vielleicht noch eine vage Beschreibung, vielleicht auch nicht; möglicherweise eine sich aus den Gehirnnebeln schälende Erinnerung an Erzählungen Dritter, eine Passage aus einem Buch, ein Bild, was auch immer. Nicht immer so klar wie damals, als die schreibende Leserin das Buch „Arturos Insel“ von Elsa Morante las und vom Verlangen gepackt wurde, den Ort des Geschehens, die 4 qkm kleine Insel Procida zu besuchen. Wie in Umbrien, wo die Sibillinischen Berge riefen, waren es nun in Südfrankreich die Maurischen Berge, die ihren Lockruf aussandten. Marseille im Rücken und abseits die Tummelplätze der Glitzerwelt, folgte eine Reise durch unendlich ausgedehnte Wälder, wie vorzeitliche, waldpelzige Tiere lagen Hügel an Hügel, ab und zu ein Pass, eine Erhöhung, die in diesem grünen Blatt- und Nadelmeer nichts mehr als die eigene Winzigkeit sichtbar macht, dann rechts und links Dickicht, sehr selten eine Mas, ein Gehöft, ob da noch jemand lebt und wie?
Plötzlich waren sie da, diese roten Baumstämme. Erst wähnte man sich Zeuge eines menschlichen Frevels geworden zu sein, beim genauen Hinsehen zeigte sich jedoch, dass da ein System und Gründe dahinter stehen müssen und beim Nähertreten war es klar: das sind Korkeichen! Von solchen Bäumen stammen also die Korkzapfen, die zwar selten, dann aber vorfreudig dem Flaschenhals entzogen werden!
Zwölf bis fünfzehn Jahre soll es dauern, bis zum ersten Mal Kork geerntet werden kann, die erste abzutragende Schicht wird als „männlicher“ Kork bezeichnet, dieser ist qualitativ minderwertig und kann nur zu Isolationszwecken verwendet werden. Kork ist nachwachsend, alle folgenden Ernten sind „weiblicher“ Kork und können kommerziell genutzt werden. Die reisende Schreiberin erinnert sich an einen Bodenbelag aus Kork, eine sehr angenehme, weiche und warme Unterlage. Fast als wäre noch etwas Südwärme drin… Wer mehr nachlesen will, findet hier detaillierte Infos. Die Verwendung von Kronkorken oder Zapfen aus künstlichem Material verändert die Situation/Lebensweise der Menschen und Landschaften in den Mittelmeergebieten, in denen die Korkeichen heimisch sind.
Bevor der Winter… Teil zwei von drei
Das Wasser der Cèze hat in der Nähe der südfranzösischen Ortschaft Roque-sur-Cèze tiefe Schrunden, Tümpel und Kanäle in die Kalkfelsen gefressen. Wasserfälle und Strudel, stille „Seelein“ und lautes Wasserrauschen bilden eine eigenartige Landschaft, welche die Kraft des Wassers (im Sinne von „steter Tropfen……“) eindrücklich sichtbar machen. Warntafeln verbieten das Baden in den Sautadets de Cèze, es sollen über dreissig Menschen umgekommen sein, was aber viele BesucherInnen wenig beeindruckt. Die Schreibende hat in diesem Fall die Füsse lieber auf dem Trockenen, sind doch schon die waghalsigen „Klippen“sprünge der sich im hormonellen Überschwang befindlichen jungen Männer kaum mitanzusehen. Ausser natürlich von den jungen Begleiterinnen, welche die buhlenden Jungs waghalsigen Kerle und ihre Vorführungen halb bewundernd halb schaudernd verfolgen …
Bevor der Winter … Teil eins von drei
Bevor der Winter Einzug hält, die Erinnerungen blasser werden und die Bilder schier unauffindbar, ein Blick zurück in spätsommerliche Reisezeit. Am Rande des südfranzösischen Dorfes Roussillon bringen Ockersteinbrüche eine ganz besondere Farbe in die Umgebung. Fast unwirklich der Kontrast zu den grünen Pinien, changierend zwischen zinnoberrot, purpur und dunklem Safran. Bereits die Römer sollen rund um Roussillon Ocker abgebaut haben. Heute führen zwei Lehrpfade durch die Steinbrüche und die Erdfarbe trägt frau höchstens zwischen den Zehen heimwärts. Wer mag, liest hier mehr zu dieser bizzaren Landschaft.
MuCEM Marseille
Das im Jahre 2013 eröffnete MuCEM (Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers) fällt BesucherInnen des Alten Hafengeländes in Marseille sofort auf: ein scheinbar ins Meer hinausragender, mit dunkler Netzhaut versehener Kubus, entworfen vom französischen Architekten Rudy Ricciotti. Die Ummantelung, Hülle oder der Überwurf wirken je nach Position des Betrachtenden unterschiedlich: filigran wie ein Spitzenkleid, einem Fischernetz gleich oder wie die kräuselnde Oberfläche der Meerhaut. Das Licht – an dem es der zweitgrössten französischen Stadt nicht mangelt – das durch das dunkle Überkleid des MuCEM ins Innere fällt, zaubert zart-tänzelnde Lichtspiele und bringt Leichtigkeit in die Strenge seiner Form. Die gebäudetragenden Säulen aus Beton haben organische Formen, gleichen Bäumen, Ästen oder Blumen.
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Besondere Wirkung haben die beiden anthrazitfarbenen Brücken aus Beton, welche einerseits das alte Fort mit dem MuCEM verbinden und andererseits das Museumsgelände mit dem Quartier du Panier. Diese Brücken sind Zugang und bilden einen Steg zwischen den Zeiten und der Stadtgeschichte. Für die früher vom italienischen Architekten Stefano Boeri gebaute Villa Méditerranée mag das nahe MuCEM eher schwierig sein. Die beiden Solitäre stehen zu nah, „Verliererin“ scheint die Villa zu sein.
Das gesamte ehemals alte Hafengebiet mit der Kathedrale La Major als Dritte im Bunde lässt die Besucherin oder den Besucher für Momente sprachlos werden: raffiniert, kühn und mutig erscheint die Erweiterung, welche anlässlich der Rolle der Stadt als Kulturhauptstadt realisiert wurde. Das beeindruckende Bild bleibt auch bei naher Betrachtung (was keine Aussage machen will zur Art, wie die Ausstellung kuratiert ist oder wie geschickt die Lichtführung in den Räumen ist…) genau so wie aus der Distanz, beispielsweise vom stadtwahrzeichentragenden Hügel herab!
Sehr fraglich hingegen, ob die hafenerneuernden, städtebaulichen Massnahmen das Befinden der Stadt bzw. seiner EinwohnerInnen (weit ab von Paris und damit entsprechend „abgehängt“ zu sein ) und die Eindrücke von Aussen (eine Stadt mit hoher Kriminalität etc.) verändern. Den Durchreisenden offenbarte sich ein paar Schritte abseits der Architekturpreziosen die eher unschöne Seite der Stadt und der Eindruck, dass Marseille und all die Menschen, die hier aus den verschiedensten Gründen stranden, oft schwierige Situationen auszuhalten haben.
In loser Folge werden hier einige weitere Bauten aus Marseille vorgestellt.
Erstflug
Allzulange dauerte die erste Flugreise des jungen Turmfalken nicht. Vielleicht war es ein allzu stürmisches Vorprellen, um die herbeigeflogene Beute der Eltern als Erster zu erreichen, vielleicht war es auch einfach der Mut des Erststarters. Am 13. Juli präsentierte der Jungfalke zum Fototermin für unseren Blog-Beitrag. Etwas ramponiert sass er auf einem landwirtschaftlichen Gerät und hoffte wohl auf die Unterstützung seiner Eltern.
Wie erhofft, hat es also geklappt. Insgesamt haben drei Jungfalken die Behausung verlassen. Wir wünschen den „Ausfliegern“ gute Bedingungen zum Start in ihr Leben als selbständige Vögel.
In Kürze werde ich über einen weiteren nicht gerade alltäglichen Bruterfolg berichten……