Archiv des Autors: Lisa Tralci

ARGA’s Grüne und ein Irrläufer

Schöne Ostertage !

Angesichts der meteorologischen Gegebenheiten mit einem Bildstreifen aus Griechenland…. Aufnahmen: Charles Martin

Eigenbrötlerin

Compis können einiges, doch sie transportieren weder den Duft noch das Knistern und schon gar nicht die knusprige Krume dieses meines „Hausbrotes“. Hunderte davon – nein, ich übertreibe nicht – haben den heimischen Backofen verlassen und sind (nur mit frischer Butter drauf!) zu Hauptdarstellern geworden. Am zweiten Tag gerne mit Comfi, Pomeranzen oder Quittengelee, in jedem Fall Homemade, da weiss frau genau, was für Früchtchen und wieviel (wie wenig!) Zucker drin sind. Das Brot ist auch am Tag vier noch bestens, kein Muffen, kein Schimmel, kein drohender Zahnverlust. Es riecht nach Getreide, nach was anderem ist extrem unerwünscht, folgedessen ist die Zutatenliste kurz: Mehl, davon ein Teil aus frischgemahlenem Getreide (Dinkel, Weizen, Roggen, je nach dem), Wasser, Salz und zwei mickrige Gramm Hefe. Zeit ist der entscheidende Faktor: vom Moment des Teiganrührens bis zum fertigen Brot s.o. dauert es rund 24 Stunden. Also nix da für Eilige, die kaufen ihr Brot besser, es gibt ja noch einige wenige Bäckereien, die Brot backen. Mit dieser langen Gehzeit entwickelt das Getreide den intensiven Brotduft, wenn du ihn riechst, fällt dir im besten Falle das Brot deiner Kindheit ein – hmm, vorausgesetzt du bist fünfzig und drüber! Im Magazin des Tages-Anzeigers schreibt Christian Seiler (Link folgt) über einen Bäcker in Wien, dessen Brotzubereitung sage und schreibe 144 Stunden daure. Der Bäcker ein Tüftler, leidenschaftlich besessen von seiner Brotvision, die KundInnen danken es und sollen die Brote bis zum allerallerletzten Krümmel essen. Mir fallen genau jetzt die Bilder aus dem Film „We feed the world“ von Erich Wagenhofer ein, wie baggerschaufelweise Tonnen von Brot „entsorgt“ werden und es bleibt wohl Wunsch, dass Brot wieder weit mehr sein kann als ein geschmackloses Wattestück, das ein paar Stunden nach dem Kauf weggeworfen wird. Für Neugierige: mein Brot entsteht leicht abgeändert nach einem Rezept in vier Teilen auf dieser Seite.

Neuland – eine Filmbegegnung

Eineinhalb Kinostunden in denen ich beeindruckt, gebannt und bewegt den Bildern der Regisseurin Anna Thommen folge: in ihrem vielfach ausgezeichneten Dokfilm „Neuland“ zeigt sie eine Basler Integrationsklasse, in der ein engagierter, boden-ständiger und warmherziger Lehrer mit enorm grossem Einsatz versucht, seinen SchülerInnen (junge Menschen zwischen 17 und etwa 20 Jahren) die deutsche Sprache und unsere „Gebräuche“ nahe zu bringen. Die jungen Menschen stammen beispielsweise aus Afghanistan, Eritrea oder der Türkei. Sie tragen persönliche Schicksale und die Auswirkungen politischer Ereignisse mit; müssen sich neben der neuen, nicht einfach zu erlernenden Sprache, der Mühsal des sich bewerben müssens und ihrem je individuellen „Weh“ auch mit schwierigen Wohnsituationen, Nebenarbeiten und dem völligen Fehlen eines präsenten familiären Netzes auseinander setzen.
Der Lehrer scheint auch nach zwei Jahrzehnten Arbeit in diesem Umfeld zuversichtlich und optimistisch geblieben zu sein. Er ist seinen SchülerInnen gegenüber offen, will gewisse Regeln eingehalten haben und setzt sich vermutlich weit über das übliche Mass dafür ein, dass seine „Schützlinge“ im Arbeitsleben Fuss fassen können. Mich haben neben den Bildern, den Schicksalen und dem Engagement des Lehrers die Hürden beeindruckt, welche sich den jungen Menschen mit mangelhaften Sprachkenntnissen entgegen stellen. Hier geborene Jugendliche sehen sich einer Berufswelt gegenüber, die viel fordert und Menschen mit noch zu entwickelnden Kompetenzen rasch aussondert – um wieviel schwieriger wird es da für Menschen, die bereits bei einem Telefonat zwecks einer Schnupperwoche ihren Namen dreimal nennen müssen und (noch) nicht perfekt imstande sind, auszudrücken, was sie möchten. Gerade diese Bilder schmerzen – weil frau mitgeht mit den Hoffnungen, den Wünschen und miterlebt, wie solche platzen – was auch Schweizer Jugendlichen geschieht – doch hier mutet es an wie ein Schlag in die Magengrube. Der Film ist eine wunderbare, nahe, fast zärtliche Hommage an Menschen, Gesichter und Geschichten. Absolut empfehlenswert!

Die Ersten

aus der Schweiz natürlich!, grün und beim ersten Mal mit fast nichts dazu um ihren grasig-erdigen Geschmack samt buttrigem Mark unverfälscht zu spüren, die Anleihe an Spinat oder Avocado, ihren leicht herb-metallischen Nachgang. Vorfreudig erwartet – die eingeflogenen, unfairen Ästchen  Spargeln lassen wir liegen – am ihrem Marktstand in St. Gallen, hier (und anderswo) gibt’s die Guten, offen – falls Du eine einzige kaufen möchtest. Einkaufen übrigens und der Verlust einer einzigartigen Adresse in St. Gallen wird demnächst Thema sein.

 

 

 

 

 

 

 

Einjähriges Silberblatt

Das Einjährige Silberblatt – trotz des Namens eine zweijährige Pflanze – hat letztes Jahr ihre Grundblätter ausgebildet und blüht jetzt im ARGA-Garten. Aus diesen Blüten entstehen später die auffälligen Samenschoten, die transparent – monden – und filigran wirken und über einen längeren Zeitraum ihre zarte Schönheit bewahren. Silberlinge stammen ursprünglich aus dem südeuropäischen Raum – ARGA liegt auf knapp 1000 m.ü.M.

Galsan Tschinag

Durchblätternd
Das Familienalbum
Mit den verblichenen Fotos
Erkennst du:

Pilz bist du gewesen
Zum Baum gewachsen
Und nun unterwegs
Zum Fels

Nichts kann dich
Von der Erde lösen
Der du entwachsen
Die Inschriften der Bergsteppe
Schimmern in dir

Unterwegs zum Fels
Ist dein Heimweg

in: Wolkenhunde, Waldgut Verlag