Archiv der Kategorie: Tiere

Neuntöter’s Mundvorrat

Die Natur beschert uns Eigenartiges – und nicht immer erschliessen sich uns die Abläufe und Hintergründe auf der Stelle. Oftmals begreift Mensch nur bei genauem und längerem Hinschauen und Beobachten. Diese Heuschrecke ist nicht in suizidaler Absicht in die Weissdornhecke geflogen und hat sich so fein säuberlich aufgespiesst.

300px-Neuntoeter   Männchen                         5160_1  Weibchen

Der Vogel ist an einem Sonntag im Juli aufgefallen. Einerseits ein neuer Ruf und andererseits seine Aktivität in einer der nahen Hecken. Unschwer konnte er rasch als Neuntöter identifiziert werden. Die Freude über den nicht gerade alltäglichen Besucher steigerte sich ein paar Tage später, als die Altvögel bei der Fütterung von noch nicht ganz selbständigen Nestflüchtern beobachtet werden konnten. Es hatte also (bis dato unbemerkt) eine erfolgreiche Brut stattgefunden.

Der Neuntöter (auch Rotrückenwürger) ist ein Sperlingsvogel aus der Familie der Würger und ist nur noch gelegentlich anzutreffen. Sein Habitat sind mit dichten  Hecken und reichlich Buschwerk durchsetzte Wiesen in eher trockenen Lagen. Die Brut findet gut geschützt in eben diesen Hecken statt. Der Vogel hat die Gewohnheit, seine Beute bis zur Grösse von Mäusen in Dornhecken aufzuspiessen. Früher wurde behauptet, er lege sich so zuerst einen Vorrat von neun Beutetieren an, bevor er zum Verzehr schreite, deshalb sein ungewöhnlicher Name. „Unsere“ Neuntöter  haben sich als Fressplatz stets den selben Heckenabschnitt ausgewählt, wo ich nach mehrmaliger Nachschau auch die „gepfählte“ Heuschrecke fotografieren konnte. Dem uneingeweihten, zufällig hinschauenden Spaziergänger könnte diese Situation doch einiges Kopfzerbrechen bereiten…….

 

Visite, die zweite

Die Gärtnerin absolviert an Tagen mit auswärtigen Verpflichtungen morgens und abends eine Gartenrunde. Schnecken ablesen, Schädlinge-Nützlinge beobachten, zwecks Erste-Hilfe-Massnahmen oder Planen des nächsten Essens aufgrund des Reifezustandes von Gemüse oder Salat. Rote und gelbe Krautstiele riefen an diesem Morgen nach baldiger Verwertung, Vorfreude für die Grünblattliebhaberin. Gratiniert, als Quiche oder zusammen mit Ricotta als Füllung für Cannelloni u.v.m., – sie mag es, mit dem zu kochen, was grad zur Verfügung steht. Ein Arbeitstag fliegt vorbei, die Gärtnerin ist wieder im Garten, auf den Stufen hinauf zum Gemüsegarten stockt kurz der Atem. Da stehen rote und grüne Krautstiel-Stengel, blattlos, in unterschiedlicher Länge. Kurz nur streift sie der Gedanke, ob sie selbst am Morgen in einem umnachteten Anflug die Blätter gemeuchelt habe – da sie jedoch morgens wach – wirklich früh wach! – ist, verwirft sie den Gedanken sogleich und geht näher. Da ist weiterer Mangel zu entdecken: es fehlen neben den Krautstielblättern Teile des Mangolds, eineinhalb pflückreifer Lattich und Teile eines Batavia sowie alle Blüten zweier Geranien, die auf einem Baumstrunk standen. Die forensische Ader der Gärtnerin sieht es rasch. Ein paarhufiges, wiederkäuendes, vegetarisch lebendes Tier war zu Besuch, die Spuren am Beetrand verraten den erneuten Besuch eines Rehs. Die kurze Entrüstung ist rasch verflogen, gehört doch dieses Tier zu jenen, welche die Gärtnerin besonders mag. Was nicht heisst, dass ich die jungen (dickwurstähnlichen) Dachse, die ich aktuell abends am Waldrand beobachten kann, nicht auch drollig finde… Zum Vergrössern der Bilder diese anklicken!

„Einliegerwohnung“

Auch hier hat es Jahre gedauert. Die Wohnung war sicher schon arg verstaubt seit der letzten Abnahme, aber das wird wohl kaum der Grund für das jahrelange Zögern der potentiellen Mieter und Mieterinnen gewesen sein. Grundsätzlich werden solche Angebote in meist landwirtschaftlich genutzte Gebäude gezimmert, um entweder die Tagjäger  (Falken) oder aber die Nachtaktiven (Schleiereulen) als Gäste in den Hofperimeter anzulocken. Oft nicht ohne den Gedanken des Eigennutzes natürlich, den beide Gattungen, die allenfalls einzuziehen gedächten, sind eifrigste Mäusejäger. Die Dachwohnung die ich seit Jahren beobachte, ist in der Stirnwand einer alten Scheune auf dem Hofareal eingerichtet. Hinter dem Einflugloch mit vorgelagertem Lande-und Abflugbrett, fast im Gibel des Gebäudes, ist eine grössere rechteckige Holzkiste ins Gebäudeinnere eingebaut. Immer zur Frühjahrszeit fanden sich Turmfalken zu Besichtigungsterminen (manchmal mit probewohnen) ein. Die Aufenthalte wurden immer wieder abgebrochen, wohl wegen der regen Betriebsamkeit des Bodenpersonals. So wie sich nun die Lage seit mehreren Wochen präsentiert, und so selbstsicher wie sich der Greif auf dem Foto gibt, gehe ich davon aus, dass es dieses Jahr klappen könnte und die Einliegerwohnung zu einer Falkenkinderstube wird……ich werde weiterbeobachten und gegebenenfalls berichten.

 

Nicht die feine Art …

Gartengedankenversunken kniet die Gärtnerin unter sich wiegenden Lärchenästen, die Hände wühlen im Humus, platzieren Regenwürmer um (ja, liebe E…. gell das würdest du gar nicht mögen!) und graben Platz für die Astilben. Das Geräusch ist ungewohnt, grad hinter mir: ich drehe mich um und sehe Frida die Katze den astlosen Stamm hinauf klettern und vor dem Vogelhäuschen lauschen. Das sind etwa fünf Meter ab Boden, welche die Tochter der Waldkatze ohne Mühe schafft, um dann mit ihren Pfoten ans bewohnte Vogelhäuschen zu tasten. Mein Schimpfen und ins Katzengewissenreden hat sie zwar zum Abstieg bewogen, wie lange sie dem Ort fernbleiben wird, steht anderswo. Ja! Sie bekommt regelmässig Futter und jagt auf den umliegenden Wiesen Mäuse. Bei aller Bewunderung für die Kletterkunst – das ist nicht die feine Art und gehört irgendwie gestoppt…

Erwischt – Jakob auf Abwegen

Gesehen hab ich ihn schon oft und zwar schwimmend im Seerosentrog, seit letztem Jahr mit Gefährtin, wobei ich gleich anmerke, dass ich mich bei den Felltieren besser auskenne als in der Welt der Amphibien. Vor zwei Jahren sah ich ihn (?) auf ARGA zum erstenmal, er wurde (grundlos) Jakob genannt, wie gesagt kam dann letztes Jahr noch eine oder einer dazu, so genau weiss ich das nicht und ich werde mich hüten, diesbezüglich genauere Nachforschungen anzustellen. Wenn die Tierchen wirklich Teichmolche sind, wie in den besuchten Quellen sprich im Netz beschrieben, würde es sich um eine Tierart handeln, die in der Schweiz rar geworden ist und auf der Roten Liste steht, das heisst gefährdet wäre. Gewässerverschmutzung, künstlicher Fischbesatz in Kleinstgewässern, das zunehmende Fehlen von Hecken und allgemeinen Versteckplätzen, Baumassnahmen oder die Strasse als bekannte Amphibiengefahr während ihren Wanderbewegungen sind mögliche Ursachen.
Von mir haben Jakob&Co. nichts zu befürchten; ich freue mich, dass sich der Lebensraum auf ARGA auch für diese Tierart als zuträglich erweist. Andererseits bin ich eine Vertreterin des Masses und hoffe, dass sie sich nicht verhundertfachen… Nach den Blindschleichen, denen ich als barfuss heuendes Kind damals noch öfters begegnete und deren Anblick mir stets ein leichtes Gruseln verursachte (ist erklärbar, gehört aber nicht hieher), sind mir die Vertreter dieser Gattung immer noch ganz leicht unheimlich. So auch dieser Minidrachen, der mir eines noch dunklen Morgens vor dem Hauseingang begegnete: (die Bildqualität ist mangelhaft)

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Zum Glück hab ich neben dem Gruseln eine gewisse Geistesgegenwärtigkeit und meistens ein kleines Gerät dabei, mit dem sich ein Bild machen lässt, auf dass ich später genauer feststellen kann, wer mir die Aufwartung gemacht hat. Denn meist sind diese Tierchen ja rasch wieder weg, ohne dass frau alle Merkmale registrieren könnte. Zurück zu Jakob: ein Zufall wohl, dass ich ihn heute morgen auf dem Heimweg vom Ausgang erwischt habe und es schaffte, das …Phone aus dem Fäsi zu klauben und ihn abzubilden.

Visite mit Suchbild

Das Frühstück vom 5. Mai 2014 wird mir in Erinnerung bleiben: nicht weil Brot oder Flocken so aussergewöhnlich gewesen sind, nein, es sind die beiden Damen, welche mir noch nie sooo nah ihre Aufwartung gemacht haben. Ich traute meinen Augen kaum – die Rehdamen vor meinem Gartenfenster. Da war zuerst eine, schaute mich lange an während ich mich ganz unbeweglich verhielt und nicht mal mein Mini-Fotogerät, das da auf dem Tisch lag, zu mir zu ziehen wagte. Dann schien sie herum zu schnuppern und plötzlich stand da noch ein zweites Reh. Am Waldrand sehe ich sie ja oft, sie bleiben auch stehen, wenn ich den Schotterweg entlang fahre – sie scheinen „meine“ Geräusche einordnen zu können. Ich mag Rehe sehr, ab und zu muss ich zwangsläufig solche sehen, die dem motorisierten Verkehr zum Opfer gefallen sind. Und nun heute dieser wunderbare Besuch! Die Bilder haben mich den ganzen Tag begleitet – ich fand es aussergewöhnlich, dass sie so nah zum Haus kommen. Dass der Herr Rehbock bereits zum zweitenmal die Knospen meiner Rose (gedacht als Kletterrose) gefressen hat, steht auf einem anderen Blatt. Die beiden Damen können das unmöglich gewesen sein. Die Bilder, die ich dann noch zu machen wagte, bleiben Suchbilder, doch sie sind da, die beiden Rehe!

Wohnungsbau – ornithologisch

Die gefiederten Mitlebewesen finden auf ARGA Wohnraum für ihre Brutgeschäfte, nebst Bedingungen, die ihrer Lebensweise zuträglich sind, hoffentlich! Noch sind von den angebotenen Wohnungen nicht alle besetzt: die Paare Baumläufer und Zaunkönigs sowie Meisens fänden noch einen geschützten Ort um für Nachwuchs zu sorgen. Bereits vermietet haben wir an Herr und Frau Hausrotschwanz (ihre Loftwohnung ist im Beitragsbild zu sehen), an das Konkubinatspaar Blaumeisis und ein Paar aus der Sperlingsfamilie hat eine freie Wohnung mehrmals besichtigt, scheint aber uneins zu sein. Glücklicherweise sind wir auf die Mieteinnahmen nicht unmittelbar angewiesen, so ist die Investition in drei Zaunköniginnenkugeln und das Wissen, dass es auch drei Jahre dauern kann, bis sie diese beziehen, aushaltbar. Drei Nistgelegenheiten sind es, weil Zaunköniginnen wählerisch sind: der Auserwählte ist angehalten, seiner Braut mehrere mögliche Wohnsitze zu zeigen, sie wählt dann die künftige Adresse, fast wie im Menschenleben… ja, wer brütet denn (meist)?

Virgilio Masciadri hat das folgende Gedicht geschrieben:

Sätze über das Singvieh
Das Protestpotential
des Hausrotschwanzes ist nicht zu
unterschätzen
sein gutbürgerlicher Habitus
im schwarzen Jackett mit dem
modischen
rostroten Pullover
hindert ihn nicht auf dem Geländer
der Terrasse ein grosses
Gezeter zu vollführen
über seine tieferen Beweggründe allerdings
lässt auch er
uns im Dunkeln

aus: Das Lied vom knarrenden Parkett, fund-orte 35 2010

Zuwanderung

Gestern bildeten sich nach intensivem Nachtregen schon wieder Pfützen in Teilbereichen bodenverdichteten  Kulturlandes. Wie in den vergangenen Jahren, etwa in der Mitte des wetterlaunischen Monates, begegneten mir auf dem Weg zum Stall bei einer dieser Wasserstellen zwei Rostgänse.

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(Bilder: Vogelwarte Sempach)

Durch ihre Grösse und Färbung fallen die Vögel, die eigentlich aus den Steppengebieten Asiens und Nordafrikas stammen, im hiesigen Landstrich auf. Seit mehreren Jahren sind diese Wasservögel, deren Ursprungstiere wahrscheinlich entwichene Tierpark-und Volierenexemplare waren,  hierzulande zu erfolgreichen Brutvögeln geworden. Die Elterntiere zeigen während der Brutzeit gegenüber anderen einheimischen Vogelarten in ihrem Aufenthaltsgebiet ein äusserst agressives Verhalten. Dadurch haben sich die eingewanderten Fremdlinge ohne Papiere und Asylentscheid bereits einen arg ramponierten Ruf als problematische Neozoen geschaffen. Durch den Klimawandel, schier unkontrollierbarem, weltweitem Warenverkehr und anderen global wirksamen Einflüssen, passt sich auch die Tier-  und Pflanzenwelt dem Weltenwandel an. Die Schweiz und unlängst auch die EU haben in diesem Zusammenhang millionenteure Aktions-Beobachtungs-und Massnahmenprogramme gegen „schädliche Neophyten (Pflanzen) und Neozoen (Tiere) beschlossen.
Wer im hochinteressanten, lehrreichen und zudem noch unterhaltsam zu lesenden Buch „Naturgeschichte(n)“ von Josef H.Reichholf gelesen hat, wird sich zu dieser Entwicklung allerdings eine andere überzeugende Meinung bilden können  – und die Gefiederten, inklusive Zufliegern, werden ihre Lebens-Raumentwicklung eher nach den anarchistischen Grundsätzen der Naturregeln, als nach menschen-ersonnenen Programmen und Massnahmen vorantreiben.