Frühlingswetter

Zitat meiner Tochter, die seit dem Ende der Sommerferien die 1. Klasse besucht: „Es ist schön im Frühling.“

Nun, da bin ich gleicher Meinung wie meine Tochter. In Erinnerung haben wir wirklich, dass es im Frühling schön ist. Ja, mit dem „schön“ wollte es dieses Jahr einfach nicht so recht klappen, vor allem der Sommeranfang liess zu wünschen übrig. Einen Vorteil hatte es, denn das wechselhafte Wetter bescherte uns allerhand Gesprächsstoff. Da meinte doch der Briefträger, dass man von einem Schaltjahr kein gutes Wetter erwarten könne. Auch die Nachbarin wusste darüber Bescheid. Auf jeden Fall sieht meine Tochter diese Tatsachen weniger eng als wir Erwachsenen. Ich habe mich Anfang Jahr entschieden, dieses Jahr das Gärtnern zu lassen, Zufall oder nicht? Auf jeden Fall lebe ich nun in der Illusion, dass ich einen grünen Daumen habe, denn das letzte Jahr beschenkte mich mit einer super Ernte. Leider habe ich noch niemanden getroffen, der das Wetter selber verändern konnte, dies wäre sicher der letzte Schrei… Damit nicht nur der Frühling, sondern auch das Wetter schön ist.

Buch

Zwischen Fiktion und Wirklichkeit

Seit je bin ich von Büchern umgeben, sogar in der Nacht, wenn ich in meinem Bett, das gleichzeitig auch als Bücherschrank funktioniert, schlafe. Ich frage mich aber nun, angeregt durch Lisa Tralcis Projekt, ob es nun ein spezielles Buch gibt, das mein Schicksal massgebend beeinflusst und geformt hat. Diese Frage kann ich nicht eindeutig beantworten. Sicher ist, dass Jan Slauerhoff, ein holländischer Schiffsarzt, Dichter und Schriftsteller, mich als Jugendlicher sehr beeindruckt hat. Slauerhoff, der sich mit Camões, einem Poète maudit, verwandt fühlte, streifte ruhe- und rastlos auf den Ozeanen und an fremden Küsten umher. Sehnsüchtig auf der Suche nach dem Glück, ohne irgendwo einen Heimhafen zu finden. Aus heutiger Sicht glaube ich vielmehr, dass Slauerhoff meine romantischen Sehnsüchte nach der Ferne gestillt hat. Seine Gedichte fanden also in meiner Seele einen guten Nährboden. Die Wirklichkeit verlief dann viel unspektakulärer. Mit dem Ozean wurde nichts, immerhin schaffte ich es rheinaufwärts, leider nur Binnenschifffahrt, nach Schaffhausen am Rheinfall und fühlte mich schon bald sehr daheim in der Schweiz.

Nischen

Als ich von Ihrer Zeitung das mir zugedachte Wort erhielt, war ich für einen Augenblick fassungslos, da es mich zu einem Zeitpunkt antraf, wo ich mich selbst in einer Nische befinde, voller Erinnerungen an den liebsten Menschen, den ich an eine andere Nische verlor.

Nische – was für ein schönes Wort! Es berührt einen sofort. Es klingt nach Rückzug, Stille, Frieden und Geborgenheit. Sind wir nicht alle unentwegt auf der Suche nach einer Nische? Wohl jeder von uns braucht Nischen. Eine Nische mit Erinnerungen an Vergangenes, Verlorenes, gelebtes Glück. Eine Nische für kleine Geheimnisse. Eine verborgene Nische mit noch Unbekanntem, das es zu entdecken gibt. Eine Nische ist auch unser Zuhause, wir schliessen die Tür und die Welt bleibt draussen. Und nicht zu vergessen sind die Nischen, in denen jene Menschen ruhen, die uns schon verlassen haben. Jetzt suche ich eine neue Nische, die mir den Weg in eine andere, neue Zukunft zeigen soll. Nischen, ein Wort, das sicher noch mit mehr als 1000 Zeichen beschrieben werden könnte.

Wehmut

War es wirklich Zufall, dass dieses Wort einem älteren Leser der Appenzeller Zeitung zugeteilt wurde?

Für mich bedeutet dies Rückschau zu halten auf einen längeren Lebensabschnitt mit vielen schönen, erfreulichen, aber auch eher traurigen Erlebnissen sowie Zeiten. Die schönen, erfreulichen sind in grosser Überzahl, was soll ich schreiben, auswählen?

Mit Wehmut denke ich an die Zeit zurück, als die Arbeitsplätze (noch) sicher waren, kaum oder keine Angst vor Entlassungen bestand, Hektik und Stress kleiner waren und wo man noch Zeit fand/hatte zu schreiben. Als fast jedes Dörfchen seine Poststelle hatte und der Pöstler den persönlichen Kontakt zur Bevölkerung pflegte, alles per Post Gesandte zustellte, auch Pakete und Geld. Alle Achtung für den Fortschritt und die stetige, rasche Entwicklung, besonders auf dem Gebiet der Kommunikation. Heute muss man vieles über Internet oder E-Mail (sofern überhaupt eingerichtet) lesen bzw. empfangen – ach, wie unpersönlich.

Die heutigen Feriendestinationen stimmen mich manchmal auch etwas wehmütig. Früher, als das Ferienland Schweiz noch sehr gefragt war im Sommer und Winter, als zum Beispiel für uns Herisauer Kinder die Ferienkolonie im Hemberg die tollsten Ferienwochen waren – und heute, nicht mehr gefragt, kein Interesse an diesen kameradschaftlichen und Freundschaft fördernden Erlebnissen. Gefragt sind Fernost, Karibik, Afrika oder, wenn etwas bescheidener, eine der Mittelmeer-Inseln. Mit weniger Wehmut denke ich zurück an die vielen Berg- und Skitouren mit meinen beiden Freunden und die schönen, erholsamen Wanderungen mit unseren Gattinnen, wohlbewusst, dass mit dem Alter die «Beschwerden» einen ermahnen, «kürzer zu treten», bescheidener zu werden. Nun geniessen wir die Zeit im Alter und, wenn auch manchmal mit etwas Wehmut, plaudern und erinnern wir uns gerne an die vielen schönen gemeinsamen Erlebnisse.

Küsse

Mögen Sie Küsse? Welche? Die Klebrigen? die feucht Schmatzenden? Die Verschwörerischen, die politisch Korrekten … oder die politisch demonstrativen Bruderküsse? Die nicht, aber die Schwestern-Küsse?! Etwa die nachhaltigen Bio-Lippenstift-Küsse? Die Curryküsse, Käseküsse, Knoblauchküsse? Bier- oder lieber Weissweinküsse? Doch noch eher Nikotinküsse? Oder gar die süssen, die dunkel lockenden Negerküsse (pfui, rassistisch!)? Notfalls die luftig Hingehauchten, die elegant Gleichgültigen, die rechts -links -rechts -du -gehörst-dazu-Küsse?

Falls Sie jetzt den (heute schon geküssten?) Kopf schütteln und gar nicht draus kommen: Ich komme ja bei dieser Küsserei auch nicht mit!

Katze

Ich soll also zu Papier bringen, was mir zum Wort «Katze» einfällt. Das sind zunächst ein paar Redewendungen, wobei mir auffällt, dass fast alle einen leicht negativen Beigeschmack haben. Man sollte ja wirklich nicht die Katze im Sack kaufen. Alles wurde versucht, aber alles war für die Katze. Man wird immer wieder rückfällig, denn die Katze lässt das Mausen nicht. Sie sind wie Hund und Katze zueinander. Wer eine Nacht durchzecht, muss sich am andern Morgen nicht wundern, wenn er eine Katze hat, und weil er vielleicht zeitlich knapp dran ist, macht er halt Katzenwäsche. Katz- und Mausspiel kann für die Maus gefährlich werden. In der Nacht seien scheints alle Katzen grau. Und sollte es einmal Katzen hageln, welch ein Katzenjammer überall!

Wir hatten auch eine Katze. Ein entmannter Kater, «Mauz» hiess er. Mauz war ein hervorragender Mäusefänger. Am liebsten hätte er seine Beute auf dem Stubenteppich gefressen. Eine Katze, die Mäuse fängt, fängt auch Vögel, aber die hat sie nie ins Haus gebracht. So zu handeln hat Mauz rasch gelernt. Um eines habe ich unsere Katze immer beneidet: Sie konnte so genüsslich bequem und faul auf einer weichen Unterlage liegen und schlafen. Mauz ist tot. Er erreichte aber das stattliche Alter von 25 Jahren. So, nun habe ich die Katze aus dem Sack gelassen.

Geschichten

Geschichten laden mich ein zum Erzählen. Für mich bedeutet das Wort «Geschichten» ein Sammelbegriff von vielen verschiedenen Bereichen.

Geschichten bereichern, Geschichten helfen abladen, können lehrreich sein. Geschichten lassen manch Trauriges vergessen. Geschichten von früher können uns in Gedanken in längst vergangene Zeiten versetzen. Kindergeschichten haben für mich einen riesengrossen Stellenwert, und «Das», diese Geschichten, versuche ich weiter an meine Enkel zu geben.

Musik

Ist es wohl Zufall, dass das Los gerade mir das Wort Musik zugeteilt hat? Kaum ein anderes Wort beflügelt meine Gedanken mehr.

Musik hat ja so viele Gesichter. Für mich ist Musik ein gleichermassen wichtiges Lebenselement wie die Ruhe, gute Luft und Wärme. Ein harmonisches, klassisches Konzert lässt mir meine Arbeit leichter von der Hand gehen und steigert meine Kreativität. Ein Lied zu singen, zu jodeln, löst manch innere Blockade. Der Gesang der Amsel am frühen Morgen, die frühen Schreie der Mauersegler, der Klangteppich, den die Grillen an einem schönen Sommertag legen – all diese Töne empfinde ich als reinste Musik und sie stören mich nicht einmal in der von mir so geliebten und gesuchten Ruhe. Ich weiss, dass ganz viele Leute das Wort Musik für anderes brauchen: für monotones, dumpfes «Gerape» zum Beispiel, für disharmonische Komposition, die ich nicht verstehe und die mir in den Ohren weh tun. Ob bei diesen Leuten die von ihnen Musik genannten Töne auch diese Wärme in Körper und Seele erzeugen?

Begreifen

Bei mir ist es wohl nur die eine Sache, die ich nie ganz begreifen werde: die Männer. Richtig, keine Sache, sondern eine Spezies. Dies wurde mir wieder so richtig bewusst, als ich unlängst ein Gespräch unter Männern «be-lauschte». Darin ging es um die berühmten Weihnachtsgeschenke für deren Liebste. Der eine erzählte, dass er schon seit 23 Jahren seiner Frau jedes Jahr einen Pijama schenke. Der zweite überraschte vergangenes Jahr seine Gattin mit einem neuen Eimer, Mop und gelben Gummihandschuhen. Der dritte rennt seit zehn Jahren am 24. Dezember, kurz vor Ladenschluss, zum Juwelier und bittet diesen, ihm noch schnell «etwas Goldiges» in ein kleines Schmuck-Säckchen einzupacken. Nun habe er es aber letzte Weihnachten bis zur Bescherung in seiner Hosentasche vergessen. Fand die Hose samt Schmuck nicht am Bügel, sondern in der Waschmaschine wieder.

Da das gegenseitige Begreifen manchmal so schwer fällt, entledigen wir uns doch der Vorsilbe «be» und «greifen» nächste Weihnachten mit neuer Hoffnung in die Geschenk-Kiste!