Wehmut

War es wirklich Zufall, dass dieses Wort einem älteren Leser der Appenzeller Zeitung zugeteilt wurde?

Für mich bedeutet dies Rückschau zu halten auf einen längeren Lebensabschnitt mit vielen schönen, erfreulichen, aber auch eher traurigen Erlebnissen sowie Zeiten. Die schönen, erfreulichen sind in grosser Überzahl, was soll ich schreiben, auswählen?

Mit Wehmut denke ich an die Zeit zurück, als die Arbeitsplätze (noch) sicher waren, kaum oder keine Angst vor Entlassungen bestand, Hektik und Stress kleiner waren und wo man noch Zeit fand/hatte zu schreiben. Als fast jedes Dörfchen seine Poststelle hatte und der Pöstler den persönlichen Kontakt zur Bevölkerung pflegte, alles per Post Gesandte zustellte, auch Pakete und Geld. Alle Achtung für den Fortschritt und die stetige, rasche Entwicklung, besonders auf dem Gebiet der Kommunikation. Heute muss man vieles über Internet oder E-Mail (sofern überhaupt eingerichtet) lesen bzw. empfangen – ach, wie unpersönlich.

Die heutigen Feriendestinationen stimmen mich manchmal auch etwas wehmütig. Früher, als das Ferienland Schweiz noch sehr gefragt war im Sommer und Winter, als zum Beispiel für uns Herisauer Kinder die Ferienkolonie im Hemberg die tollsten Ferienwochen waren – und heute, nicht mehr gefragt, kein Interesse an diesen kameradschaftlichen und Freundschaft fördernden Erlebnissen. Gefragt sind Fernost, Karibik, Afrika oder, wenn etwas bescheidener, eine der Mittelmeer-Inseln. Mit weniger Wehmut denke ich zurück an die vielen Berg- und Skitouren mit meinen beiden Freunden und die schönen, erholsamen Wanderungen mit unseren Gattinnen, wohlbewusst, dass mit dem Alter die «Beschwerden» einen ermahnen, «kürzer zu treten», bescheidener zu werden. Nun geniessen wir die Zeit im Alter und, wenn auch manchmal mit etwas Wehmut, plaudern und erinnern wir uns gerne an die vielen schönen gemeinsamen Erlebnisse.

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