Lichtblicke

Lichtblicke sind wie Sonnenstrahlen, sie versöhnen uns wieder mit dem Leben, wenn es uns nicht gut geht.

Lichtblicke sind Menschen, die ein freundliches Wort für uns haben. Kinder, die uns anlachen, Nachbarn, die jederzeit bereit sind, uns zu helfen. Sie gehören zu den immer wiederkehrenden Lichtblicken. Lichtblicke sind Begegnungen mit kleinen und grossen Lebewesen in der Natur. Die Krankheit und das Sterben unserer kleinen Tochter hatten eine lange, dunkle Zeit zur Folge. Was für Lichtblicke waren da später die Enkelkinder, sie sind immer wieder Lichtblicke, bei jeder Begegnung. Es gibt im Leben immer wieder Tiefschläge und Enttäuschungen. Wenn wir unsere Lichtblicke sehen wollen, müssen wir die Augen aufmachen. Jeder von uns kann für andere Menschen ein Lichtblick sein, ich hoffe, dass ich das hin und wieder sein darf – ein Lichtblick.

Baden

«Baden mit und ohne» so hiess es in einem alten Schlager. Ich nehme an, damit ist gemeint – mit oder ohne Badehose. Badehosen sind für mich das schlimmste Kleidungsstück überhaupt – decken sie doch schonungslos auf, was sich an mir so im Laufe der Jahre an Polstern angesammelt hat. Dabei bade und schwimme ich sehr gerne. Am allerliebsten würde ich «ohne» baden und mich vom Wasser anziehen lassen. Ich stelle mir vor, baden bei Vollmond – ich gleite in einem Silberstreifen – angezogen mit einem Kleid aus silbrig-schimmerndem Licht. Oder ein Bad bei Sonnenaufgang im Meer – ich werde umhüllt mit lauter Gold. Das Schönste jedoch wäre ein Bad im Meeresleuchten. Die Tropfen glitzern wie Diamanten auf der Haut und ich erhalte ein Kleid aus Sternengewebe …
Wie im Märchen – die junge Frau erhält drei Nüsse – in der ersten ist ein Kleid so schön wie der Mond, in der zweiten ein Kleid so schön wie die Sonne und in der dritten ein Kleid so schön wie die Sterne und …
… vielleicht werden ja die Wünsche und Märchen wahr – bis dahin werde ich trotz Polstern und ungeliebten Badehosen mit Freude baden.

Grenzenlose

Mein grenzenloser Kampf mit der Zeit ist vor Beginn schon verloren, die Zeit bleibt grenzenlos. Da nützt der grenzenlose Zufall, «ausgewählt» worden zu sein, nichts mehr. Ist der Computer grenzenlos? Spontan fällt mir nur die grenzenlose Liebe, die grenzenlose Schönheit ein und sogleich negativ: grenzenloser Ärger und grenzenlose Angst, wobei ich an meinem kleinen Bruder denke, der seinerzeit jede Nacht um neun Uhr aus dem Schlaf gerissen wurde und weinte, heulte, schluchzte und nach zehn Minuten erschöpft auf das Kissen zurückfiel, wieder einschlief und am Morgen nichts mehr davon wusste und die Erwachsenen hilflos meinten, er sei von einer Person «besprochen» worden. Aus dem Weinkrampf des Kleinen schrie grenzenlose Angst. Grenzenlos weit, mächtig, schön war für mich der erste Blick auf das Meer und ich habe mir gelobt, jedes Jahr einmal ans Meer zu fahren. Ähnlich ging es mir im Westen der Staaten, wo ich unbedingt den «Stillen Ozean» sehen wollte. Dieser Wunsch war nicht grenzenlos, sondern sehr konkret. Grenzenlos war der Eindruck der unvorstellbaren Wasserfläche auf mich gewesen und ist es immer noch. Grenzenlos ist die Luft, der Sturm und unsere Ohnmacht den Elementen gegenüber. Öffnen wir die Zeitung, springen uns grenzenlose Zeitzeugnisse, grenzenlose Kriegsgefangenenbefragungen an und grenzenlose Trauer bemächtigt sich der Leser. Nicht genzenloses Golfen auf drei Golfplätzen und von meiner Nachbarin: Der Mann hat sein Werk mit einer grenzenlosen Frechheit realisiert, ich hätte eher «überzeugtem Mut» gesagt, doch hat mir diese Aussage zu einem authentischen Gedankensplitter verholfen und zu einem unschuldigen Schluss: Mein Vertrauen ist grenzenlos, oder warum nicht zu einem verkehrten Neuanfang:

Lose Grenzen.

Melancholie

Melancholie, der Stoff aus unwiederbringlichen verlorenen Glücksmomenten mit einem mittleren Anteil an Erinnerungsbitter. Wie der Duft der frisch angezündeten Zigarre noch im Raum schwebt, so schwingt sich die süss-herbe Erinnerung an verflossene Augenblicke durch Kopf, Körper, Seele und setzt sich im Herzen als Gefühl, süsses, verlorenes, unwiederbringliches, fest – es war so schön – es hätte können sein – Melancholie, das alles schliesst du ein.

Piazza

Piazza: Sonnenschein und Wärme. Was soll ich mit diesem Wort in einem herbstlichen Sommer wie wir ihn jetzt erleben anfangen? Ich erinnere mich an wolkenlose Himmel, Sonnenschein und Zeit zum Sein. Sitzen, zusammen mit Freunden an einem schattigen Plätzchen etwas abseits, gekühlte Getränke, Eis mit Früchten oder ein feines Essen mit einem Glas Wein; zu reden und philosophieren gibt es immer. Unter «Piazza» stellen wir uns, die wir hier im Osten der Schweiz leben, einen Platz der gesäumt ist von Bäumen, am liebsten Palmen, vor. Es soll Tische haben, möglichst ein Gewässer in der Nähe und eben Sonnenschein, Wärme und Zeit.

Piazza, laut Duden das italienische Wort für Marktplatz, wurde von uns kurzerhand mit einem anderen Inhalt gefüllt. Oder denken Sie etwa an einen Marktplatz wenn ich von «Piazza» schreibe? Ich stelle mir kein emsiges Markttreiben in aller Frühe vor. Stände aufbauen, Gemüse und sonstige leckere Dinge auftürmen, wie ich es mir von fremden Ländern gewohnt bin. Eher kommt bei mir Ferienstimmung auf, ein gemütlicher Ort an dem flaniert wird bis in die späten Nachtstunden. Piazza, Marktplatz mit Früchten und Markthändlern oder ein von Palmen gesäumter Platz mit Gartenbeizen und edlen Restaurants?

Toggenburg

Toggenburg ist eine liebliche, hügelige Landschaft, umringt von Bergen. Es hat vielseitige Traditionen, die den appenzellischen sehr ähneln.

Im Toggenburg gibt es viele sehr gute Sportler, zum Beispiel Simon Ammann, Jörg Abderhalden und Nöldi Forrer, die das Ländli weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannt machen. Früher waren es Willi Forrer und Walter Steiner und so weiter. Auch die Volksmusik und der Volksgesang sind weitherum beliebt und bekannt. Ebenfalls wird im Toggenburg der Natur und dem Bauernstand Sorge getragen. Auch der Baustil passt noch in den meisten Orten in die Landschaft.

Augenstern

Die «Augen» sind der Spiegel der Seele – und die «Sterne» die Leitspur am Himmel. Beide können strahlen, die einen eher tagsüber, die andern in klaren Nächten. Ein «Augen-Stern» wird somit dann entstehen, wenn sich die Seele eines Menschen strahlend zeigt. Der Gegensatz dürfte mit den Begriffen «eiskalte» Augen oder «seelenlose» Augen ausgedrückt werden – Zeichen für einen Menschen, der keine Vision mit sich trägt, ein Mensch, der keine eigene Leitspur hat, die sie oder ihn zum Strahlen bringt.

Unsicher werde ich bei dem Gedanken, ob Tiere «Augensterne» haben? Sie treten manchmal ja auch über die Augen mit uns in Kontakt. Ob sie wohl Visionen mit sich tragen, die sie uns mangels gemeinsamer Sprache nicht weiter übermitteln können? Sicher bin ich hingegen, dass die Augen für mich eines der wichtigsten Mittel zur gegenseitigen Kommunikation sind – und dass ich mit viel mehr Freude in «Augen-Sterne» schaue, die mir Lebendigkeit und Fantasie meines Gegenübers vermitteln – das verstehen Sie doch sicherlich?

Glückssucher

Glückssucher ist männlich. Ich bin weiblich. Ich wäre eine Glückssucherin. Wäre, wenn ich auf der Suche nach dem Glück wäre.

Wenn ich nach dem Glück suchen würde, müsste ich mir überlegen, ob ich wüsste, wo es zu finden wäre. Müsste wissen, ob sich die Suche lohnen würde. Lohnen, aber in welchem Sinne?

Und, wenn ich gar nicht suchen müsste, wenn es mir zufallen würde. Ohne zu suchen. Das Glück. Würde ich erkennen, dass ich es schon gefunden hätte? Gefunden, ohne zu suchen. Dann wäre ich glücklich.

Kräfte

Kräfte, die Mehrzahl von Kraft; löst bei mir mehr negative Gedanken aus. Wenn die Natur ihre Kräfte in Form von Stürmen und Blitzen auslöst, dann werden wir Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Ja ein Wirbelsturm, und solche kommen auch bei uns in Europa vermehrt auf, so verursachen diese Naturkräfte grosse Schäden an Kulturen und Gebäuden. Schlimm können sich auch die Kräfte unter der Motorhaube auswirken. In letzter Zeit mehren sich die Strassenunfälle, wo vorab junge Menschen diese Kräfte überschätzen und nicht mehr in ihrer Gewalt haben. Oft sind auch unschuldige Personen betroffen. Die Folgen lösen bei mir Wut und Trauer aus.

Positive Eindrücke werden hingegen bei mir geweckt, wenn ich das Wort in der Einzahl ausspreche: Kraft. Die Muskelkraft bei einem Athleten, wenn er sie beim Sportanlass, zum Beispiel als Kugelstösser oder als Schwinger, einsetzt. Die Kraft der Sonne, die uns täglich Licht und Wärme bringt. Das ist dann für mich nicht mehr menschliche, sondern göttliche Kraft. Nicht umsonst hat uns Jesus im Vaterunser gelehrt: Denn Dein ist die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen. Es ist gut so, dass nicht wir, sondern ein Höherer über Kraft und Kräfte bestimmt. Dies muss uns auch in Zukunft immer bewusst sein.

Stern

Ein Stern in Einzahl sagt mir wenig: Seit ich meine Augen mit Laser korrigieren liess, sehe ich zwar viel besser, aber dafür die Sterne doppelt. Und das empfinde ich als Privileg: Ich liebe den Sternenhimmel, und deshalb macht es doppelte Freude, eine doppelte Anzahl Sterne zu sehen …

Als Privileg betrachte ich es auch, im Appenzellerland in einer Gegend zu wohnen, die noch die Dunkelheit der Nacht kennt und so überhaupt erst den freien Blick in den Sternenhimmel erlaubt … Bei seinem Anblick geht es mir wahrscheinlich wie Ihnen: Es ist das beste Mittel dagegen, sich selbst und seine Probleme zu wichtig zu nehmen. Aus Sicht der Sterne sind wir aus Sternenstaub gemacht, vielleicht, um sie zu bewundern, doch so unwichtig wie für uns der Staub auf unseren Regalen …

Und dann gibt es da die menschlichen Sterne in meinem Leben. Nicht die Stars der öffentlichen Medien, die kommen und vergehen eher wie Sternschnuppen als wie richtige Sterne. Meine Stars sind Menschen, die mir etwas bedeuten, und denen ich etwas bedeute. Diese Sterne allerdings sind sehr wohl singulär, einzigartig jeder einzelne, und gerade wegen dieser Individualität liebenswert …