Archiv der Kategorie: ARGA

Trotz-dem zum Dritten

Die Schreiberin ist auch eine Gärtnerin. So jätend, säend und topfend unterwegs hat der Kopf Reisefreiheit, denkt vor und zurück und begreift dann (einmal mehr): die Gegenwart gilt es zu leben, wie gestern oder vorvorgestern ist nichts mehr und in die Ferne schauen wäre ein Blick in die Kristallkugel. Körperliche Arbeit hilft, Frischluft und – neben anderem – der dosierte Konsum von News-Meldungen. Nichts wird wahrer oder besser oder schlimmer, wenn es zehnmal gehört und sich zum unverdaulichen Kloss verdichtet, hockt und handlungslahm macht.
Mit dem Unkrautwurzelstecher unterwegs. Unerwünschtem den Garaus machen oder Versamtes retten, um es andernorts anzusiedeln. Manchmal braucht die Schreiberin diese Gerätschaft, um eine gedankliche Pfahlwurzel zu kappen. Keine Angst, nur vorstellungsmässig! Nein, es wird nicht für den Rest des Lebens SO sein. Auch nicht ein Jahr. Hoffentlich.

Nistkugel für die Zaunkänigin: sie macht sich rar. Andere werden die geschützte Hülle schätzen.
Hoffnungshimmel
Der alte John Seymour stand mir zur Seite… das Beet für die Sprinter von Marbach
Nix für Allergiker

Trotz-dem zum Ersten

Milane und Bussarde fliegen, ein Buntspecht ebenfalls, im Garten ist in jeder Ecke und auf jedem Fleck unbeirrtes Drängen ans Licht und ins Wachsen zu beobachten, die Wildbienen tanzen von Blüte zu Blüte, die Schreiberin hat aufgehört, stündlich Zahlen, Vermutungen und Aussichten zu erfahren.
Das Jetzterleben eine ungeahnte Verdichtung: persönliches Erleben und die Ereignisse im Aussen verzahnen sich auf eine nie gedachte Art, latent ist da ein Gefühl, im unguten Traum zu sein. Aufgewacht. Viele Gespräche mit Menschen – alle am Telefon – (da spricht sich oft leichter) obwohl die Schreiberin am liebsten, na was wohl…. In den Gesprächen tauchen Ängste auf, Sorgen und Befürchtungen. Unsicherheit und die Frage, was da noch alles kommen könne. Mutmassungen und Hypothesen, Gedanken zur Moral.

Lebenskraft auch. Krautige Energie. Gut.

Die Herznahrung der Schreiberin. Lichtblicke am Tag eins.

Lieblinge: Chilipflanzen


Sturm und Drang

Poststurm über den Hügel wandernd, auf der Suche nach den Zeichen des Frühlings, der diesjahr so viel mehr ist als ein Frühling sonst, so also unterwegs, trifft die Hügelgeherin diese entwurzelten Lärchen im ohnehin schon dezimierten Kleinwald. Nun, es ist zu hoffen, dass Baumliebe und Vernunft den Ausschlag geben für Nachwuchs und Erhalt.

Balsam für die plangende Frühlingsseele fand sich auch. u.a. die Knospen der Päonien, dieses jährlich wiederkehrende Wunder der langjährigen Begleiterin…

 

helmikuu

Aufgewacht in einen traumhaft schönen Wintermorgen – sagt die Schreiberin, die sich immer (noch) als Sommerfrau bezeichnet. Die aufziehende Morgensonne, Schneehügel lichtkosend, zunehmend verwandelt sich die Landschaft in ein grosses Glitzern, in der Luft rosablaue Färbungen, der Himmel eine Bläue, in der zu versinken sich anbietet, schön, ganz einfach schön. Die Finnen, – irgendwo scheint sich das was anzubahnen – die Finnen also nennen den Februar helmikuu, was so viel heissen soll wie Perlenmonat. Passt!

Mondvogel

Zurück – für kurz oder lang – wer weiss das schon, nach langer Abwesenheit, in der auch das Passwort für den Einstieg zwischen die Ritzen gefallen ist… seit Anbeginn dieser Notizen schwankend, was Sinn macht und was lediglich Zeit frisst und doch ab und zu auch erfreut, weil das eine oder andere auf diese Weise festgehalten und nochmals lesbar ist.
Im Garten des Wunderns und der täglichen Dankbarkeit ist dieser Falter aufgefallen, bis dato unbekannt. Das Netz bietet hier gute Dienste, es ist ein Mondvogel aus der Familie der Zahnspinner. https://de.wikipedia.org/wiki/Mondvogel
Ihn zu bestimmen erinnerte die Gärtnerin an ihr einstiges Vorhaben (zugegeben: etwas spleenig): sie träumte davon, eine Art Pflanzenkataster zu erstellen und dabei alle auf dem ihr zur Verfügung stehenden Grundstück wachsenden Pflanzen zu erfassen und in die „botanische Ordnung“ zu stellen. Die Betrachtung eines winzigen Ausschnitts zeigt etwas von den Dimensionen, die ein solches Vorhaben annehmen würde. Die Idee dazu entstand einerseits aus der Motivation, alle Pflanzen zu kennen, sie richtig benennen und einordnen zu können, andererseits auch aus dem Staunen über die Vielfalt. Während viele Landschaften einfach ausgeräumt sind, ist hier ein wunderbarer Gartenkosmos entstanden, ein Ort, an dem sich Viele und Vieles wohlfühlt. Pflanzen, Tiere und Menschen.
Vermutlich wird anderes dringlicher sein als dieses Wunschvorhaben. Ganz aufgegeben ist es (noch) nicht.

 

Apium graveolens var. rapaceum

äähm… oder viel einfacher Sellerie bzw. Knollensellerie heisst der bärtige Geselle, der am letzten Januartag dem Garten auf 1000 müM entrissen wurde. Die beste Vorratskammer, für einmal, war er doch knackig frisch und duftend, trotzdem fragt frau sich angesichts der stossenden Tulpen, ob das kurze Wintergastspiel nun Premiere und Derniere gewesen ist oder ob dereinst, im nahen März oder April vielleicht doch noch… „sigs wies wöll“ – er, der Bärtige fiel in die Suppe, aus dem nächsten, dem letzten, wird’s Salat geben, Winter hin oder her.

Schneebesuch(er)

Der erste Besucher an diesem winterlich wirkenden Samstagmorgen, an dem die ARGA-Menschen länger als sonst am Frühstückstisch sitzen bleiben, ist Herr Reineke junior. Er wähnt sich völlig unbeobachtet und wälzt sich im Puderzuckerschnee, bevor er rund ums Lärchenhäuschen rast. Er weckt Erinnerungen an jenen Artgenossen in der Toskana, der jeweils neben den Gartentisch kam, an dem die Ferienleute sassen und assen. Kulturfolger – wie die Stadtfüchse oder die Krähen… Dass hier keine Jagdflinte steht, kann er nicht wissen…

Das Bild ist unscharf, Überwachungskamerabilder halt…

Eigentlich…

wartet ja „Nordwärts Teil 3“ auf seine Fertigstellung, doch heute erwies SIE der schreibenden Gärtnerin ihre Referenz. Eine Kreuzspinne (davon gibt es ganz viele Sorten), alle spinnen die so genannten Radnetze und werden deshalb auch Radnetzspinnen genannt. Als Spinnenfan würde sich die Schreibende nicht bezeichnen, doch sie lebt in friedlicher Koexistenz mit Mama Weberknecht und ihrer Sippe, wohlwissend, dass dies für Andere Grund zur Flucht wäre. Der Biss einer Kreuzspinne sei unangenehm aber „unrelevant“, so weit soll es nun doch nicht kommen…

Im Nebel

…..Fast ein wenig überraschend ist er ins Land gekrochen. Vor Wochenfrist war man sich noch einig, dass sich das Grün der Laubbäume wacker halte, heute schon präsentieren sich Wälder und Gehölze im Herbstfarbenrausch – in der Intensität  allerdings  gedämpft durch den Licht- und Wärmeschlucker Nebel, der zudem alles mit Nässe betüncht. Feuchte, modriger Geruch und sehr beschränkte Sicht in monotones Grau hemmt die Motivation, sich draussen aufzuhalten. Sogar die ARGA Katze macht einen Buckel und lungert missmutig durch den Garten (vielleicht auch etwas geplagt von üblen Vorahnungen auf die weisse Pracht, die dann ihren Aktionsradius über Wochen erheblich einschränkt). Umso aufregender, wenn sich  gleich vor dem Haus das eine oder andere in Szene setzt. Dem Feuchtwetter wird nachgesagt, dass es „pilztreibend“ sei – leider reichte die freie Zeit in diesem Jahr nicht, diese Regel zu überprüfen, obwohl die hier Schreibenden einem exquisiten Pilzgericht aus Eigensammlung ganz und gar nicht abgeneigt sind. Schon die Formen, Farben und Namen dieser Fruchtkörper sind ja zum Schwelgen – geschweige denn ein Gericht mit frischen „Pfifferlingen“ peppig  gewürzt mit Pulver eines getrockneten „Habichts“ und optisch abgerundet mit ein paar Trichterchen von „Totentrompeten“.

Und heute, quasi über Nacht und aus dem dichten Nebel taucht nun also eine Gruppe dieser eigenartigen Gesellen im Garten auf. Ein Gewächs, dem das Feuchtgraue meines Erachtens geradezu anzusehen ist. Eine Herbstlorchel ist’s – die Herbstschwester der Morchel, die den Kulinarikern wohl bestens bekannt ist. Die Existenz dieses Schlauchpilzes war mir bekannt, und obwohl sie nicht selten sein soll, hatte ich bis dato noch keine reale Begegnung. Umso erfreulicher, dass sich der Pilz in unserem Gartenhabitat wohl zu fühlen scheint. Die Frage, wie solche Gewächse eines Tages  „einfach so“  aus dem Boden spriessen, kann nur mit Vermutungen halbwegs beantwortet werden. Wir haben sie stehen lassen, diese sehr eigenwillig geformten Gewächse, deren kulinarischer Wert umstritten ist – stattdessen haben wir beschlossen, die letzten Auberginen in die Bauchwärme zu befördern…

 

 

 

Besuch: so oder so

Seine Anwesenheit auf den Karden, deren Höhe das der 173,5 cm grossen Schreiberin (fünf cm sind den zunehmenden Jahresringen geschuldet…) übertrifft, freut: Ein Admiral, pazifistisch, versteht sich und Hummeln in grosser Zahl. Beide scheinen genau wie Distelfinken eben diese stachligen Gewächse zu lieben. Andere Besucher hingegen machen sich grad etwas unbeliebt, allen voran ein Tier, das in der Beliebtheitsskala der Hügelbewohnerin einen Spitzenplatz einnimmt (einnahm??): Herr Rehbock jun. Ihm fiel in einer der lauen Nächte nichts Schlaueres ein, als fremde, lange gehegte Kletterrosen einfach abzufressen, ebenso eine Taglilien-Pflanze (neue Sorte der Sativa, letztes Jahr gepflanzt…) sowie – und das ist die Tat, welche die Liebe um einige Grade kühlt – wenn auch vorübergehend, wie es mit der Liebe ja oft so geht – also der freche, pubertierende und asymetrisch gehornte Paarhufer frass hemmungslos alle Seerosenblätter aus dem Wassertrog. Unglaublich, am Tag darauf äugte er ohne sich zu schämen vom Garten her in die Küche der Schreiberin (welche das nicht wahrnahm der es aber später rapportiert wurde) und in der Folgenacht besass er die Dreistigkeit, ein über den Wassertrog gelegtes Gitter zu verschieben um eine weitere Wasserpflanze zu fressen. Menschenhaare müssten ausgelegt werden oder getragene Socken, wird einem empfohlen. Zwischen den verbliebenen Rosenzweigen liegt nun ein getragenes Kleidungsstück, Haare lassen geht nicht, weil sie eh schon kurz getragen werden… Frida die Hügelkatze taugt nicht als Pflanzenschutzkatze, eine Rehscheuche muss her, sehr bald!
Die zweite Garnitur der eher unerwünschten Besucher sieht so aus:

063

Zu was sich diese Raupen entpuppen, weiss die Gärtnerin nicht – weil die Kapuzinerkresse doch recht üppig schiesst, wird ihnen der Frass vorläufig  zugestanden. Weniger erwünscht sind die lästig grünen, fast unsichtbaren Raupen der Kohlweisslinge… die nächtlichen Besuche der Schnecken gehören in die gleiche Kategorie. Würde doch die Kröte, die in Kompostnähe gesichtet wurde, Schnecken fressen…