Der Bub ist elf. Zum Glück darf er derzeit mit seinem Bruder und zwei anderen Kindern in den Wald. Letzte Woche war er bereits dort, er mag es, zu graben, Steine umzukehren, genauer hinzuschauen. Und so kam es, dass er auf obigen Schädel stiess. Was den andern Kindern ein lautes „wäääh“ entlockte, faszinierte ihn. Er grub den Schädel (vermutlich Fuchs) ganz aus, zog seine Mütze ab und legte den Schädel hinein, um ihn so nach Hause zu tragen. Mit dem Schädel in der Mütze stand er hin und verkündete: „Meine Grossmutter sammelt Totenschädel!“.
Die Schreibende hat die Gesichter der KInder nicht gesehen. Den Schädel aber hat der (sehr vermisste, ach diese Zeiten) Enkel in den Milchkasten (400 m vom Haus entfernt) gelegt. Jetzt liegt der Schädel hier an der Sonne.
Nein, eigentlich sammelt sie gar keine Totenschädel. Im Garten liegen zwei, mehr zufällig fanden sie den Weg dorthin. So wie ein paar Hörner. EIn Rehgeweih. Eine Zahnreihe. Wer weiss, was noch kommt.
Archiv der Kategorie: ARGA
Trotz-dem zum Zweiundzwanzigsten
Eigentlich wäre heute eine andere „Geschichte“ vorgesehen gewesen… doch eine heute erlebte Geste MUSS zwingend erwähnt werden. Sie ist verbunden mit der aktuellen Situation. Die schreibende Leserin hatte via Mail Bücher bestellt und zwar in der schönsten Buchhandlung der Schweiz. Sie hatte darum gebeten, das Paket so klein wie möglich zu machen, damit es dann im so genannten Milchkasten Platz fände und ein Abholbesuch bei der Post vermieden werden könne. Heute nun, an diesem frühlingshaften Sonnentag – der Gärtner und die Gärtnerin waren wo eben diese Gattung zu dieser Jahreszeit ist – wurde ein Rufen hörbar. Sichtbar wurde die Inhaberin der kleinen feinen Buchhandlung, welche die Bücher höchtspersönlich vorbei brachte. Unglaublich! Mit der nötigen Distanz überreichte sie die Büchertasche, die Leserin traute ihren Augen kaum. Damit ich sie sicher nicht holen müsse und weil sie sowieso einen Spaziergang mache… Hei! Wenn das nicht ein superlieberkundenbindender Akt ist….
Trotz-dem zum Einundzwanzigsten
Wäre *30* eine Zahl, um diese Reihe abzuschliessen? Dachte die Schreibende heute. Ein im Garten und weit von C entfernt (auch gedanklich) verbrachter Sonnentag, ohne Geschichte und ohne lange Worte, dafür mit einer kleinen Bildstrecke.
Trotz-dem zum Neunzehnten
Herzwärmendes in Tagen wie diesen …
(veröffentlicht nach Rücksprache mit dem Urheber)
Trotzdem-zum Siebzehnten
An diesem Tag, an dem der tiefblaue Himmel das Wort Hoffnung mehrfach auflädt, die Worte Worte sein lassen …
Trotz-dem zum Vierzehnten
Freudensammlung 2
Zum erstenmal seit langem ohne Mütze draussen, Stirnband im Rucksack.
Engelwurz und Fingerhüte scheinen sich vom Frost zu erholen.
Der alte Mann am Waldrand, der Reiswellen (Pöscheli, hätte mein Grossvater gesagt) machte.
Die Kinder, die ich von ferne im Wald herumspringen sah.
Dankbarkeit.
Gespürt, dass das eben begonnene Buch einen Sog entfaltet.
Genügend Briefpapier da. Marken auch.
Siegfried (der Winterlauch) keimt. Die seltenen Tomatensorten ebenso wie die Kardinalswicke.
Bei dibiost die heutige Zeitung erwischt.
Die Stille und viel unverplante Zeit.
Der Gegenspieler bekommt (noch) keinen Auftritt.
Trotz-dem zum Zwölften
Der bedeckte Himmel passt zur Tagesbefindlichkeit. Seit langem als DER Tag markiert, ist er jetzt in der universalen Monothematik ertrunken. Den Austritt aus dem aktiven sprich bezahlten Berufsleben hatte sich die Schreiberin doch ein ganz kleines bisschen anders vorgestellt. Gedacht war, nach einem intensiven Arbeitstag (und sie waren intensiv, auf diversen Ebenen…) zusammen mit dem kleinen Team engagierter Frauen essen zu gehen und sich von den Vorgesetzten, den Kollegen und Kolleginnen im Betrieb zu verabschieden. Peanuts, sicher, im Vergleich zu wirklich grossen, sich täglich manifestierenden Problemen! Und doch, auch traurig…
Im Nachdenken über diesen Stachel zeigt sich ein wiederkehrendes Muster. Immer wieder ergaben sich in den letzten Jahrzehnten Situationen, in denen bewusster Abschied unmöglich geworden ist. Die Bandbreite geht dabei von unerwarteten „Austritten“ in beruflichen Feldern bis zu freiwillig gewähltem Sterben. Dazwischen alles weiter Denkbare.
Frau versucht, eine Haltung des „abschiedlichen Umgangs“ zu kultivieren. Schliesslich könnte jede Begegnung die letzte sein. Die Lehrabschlussprüfung ist noch nicht bestanden!
Für heute und für die Seele gabs die Zeitung von gestern via e-paper der geschätzen Bibliothek (ach) und einen zweiten Kaffee.
Trotz-dem zum Zehnten
Freudensammlung 1
Sommerblumen keimen
Rote Lärchenzäpfchen vor dem Bürofenster
Keine Frostschäden im Frühbeet
„Meinen“ Kailash gesehen
Postkarten erhalten
Neue Briefmarken
Im Geiste viele Details eines Rastplatzes erinnert (Isola del Piano – ach…)
Grosse Freude, dass ein online-teaching klappt
Der winzig kleine Hoffnungsschimmer im Radiogespräch mit dem Tessiner Kantonsarzt
Radio generell
Gelacht
Dem Bussard beim Suchen von Nistmaterial zugesehen
E-Mail und whatsapp
Der Gegenspieler bekommt (noch) keinen Auftritt.
Trotz-dem zum Achten
Den Aussenhahn abgestellt.
Frostwächter in Betrieb.
Hoffnungssaaten zugedeckt.
Es wird kalt.
Trotz-dem zum Fünften
Die selbstverordnete Tagesstruktur scheint sich bis auf Weiteres zu bewähren. Zwei Telefongespräche: eines mit Rom (nein, weder Vatikan noch Quirinal!). Nach wie vor haben dort Mann und Frau in der Wohnung zu bleiben, Ausnahmen sind Einkaufen, Apotheken- oder Arztbesuch. Man hat jetzt Hunde, viele Hunde und diese müssen raus. Wo früher la macchina e il trafico pazzesco waren, wird gejoggt. Keine Ahnung, ob es dafür eine Sonderbewilligung gibt. Der Arbeitsplatz im Hotel (400 Zimmer, arabischer Eigentümer) ist weg, ob/wann und wie frau da entschädigt wird, steht in den Sternen.
Bevor das Telefon wieder läutet, bleibt Zeit für einen Gedankengang zum Thema Hausarrest Ausgangssperre: Sie gehen von kürzer werdenden Muskeln aufgrund fehlender Bewegung, Vitamin D3-Mangel, psychischer Verstimmung bis hin zum Hirnmuskel. Okay, den gibt es so nicht. Eine meiner gscheiten Lehrerinnen pflegte zu sagen: wenn du einen Marathon laufen willst, musst du trainieren. Soll dein Geist dich klug unterstützen, trainier ihn! Wach, achtsam und kritisch bleiben, gerade jetzt, hiesse das…
Ob die Schreiberin Tipps geben könne, wie er am besten ein Sachbuch machen solle. Fragt der 5.-Klässler. Thema? Der zweite Weltkrieg. Schluck. Es entwickelt sich ein spannendes Gespräch über Blickwinkel, Geschichtsschreibung, Wissen vor und hinter dem Vorhang, Oral History, unterschiedliche Quellen etc. . Konkrete Vorgehenstipps gabs dann auch noch.
Und: Gesät, pikiert und der drohenden Muskelverkürzung entgegengewirkt.