Lebe, wie du, wenn du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben. Lebe in Liebe zu deinen Mitmenschen, es es Jesus vorgelebt hat. Er sagte: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Märchenland
Grün
der Frosch
er quakt ich
küsse ihn – oh mein
Prinz!
Schatzkammern
Merz kam nachts
Anagramm von
Überraschendes
Es begann schon, als der Brief der Appenzeller Zeitung kam; ja, ja, eine Mahnung. Abo nicht bezahlt. Kanns ja mal geben. In der gleichen Postsendung jedoch wird mir mitgeteilt, dass meine Einzahlungen gemacht worden sind, auch das Abo der Zeitung. Meine Neugier ist nun geweckt, haben wir vielleicht in einem Wettbewerb gewonnen? Nur, in welchem? Hab ja nirgends mitgemacht.
Nein, ein Wort wurde mir geschickt, mit der Bitte, mir Gedanken darüber zu machen, so eine Überraschung. Für mich bedeutet dieses Wort sehr vieles, sowohl positiv als auch negativ. Es ist vielseitig einsetzbar und das Salz in der Lebenssuppe. Überraschendes gibt es jeden Tag. So bin ich zum Beispiel angenehm überrascht, wenn unsere Kinder ihre Schuhe einmal an den für diese Utensilien gedachten Platz stellen, auch ein spontaner Besuch überrascht und freut mich immer wieder. Während der Schwangerschaft – mit der Überzeugung, die nur eine Mutter hat, zu behaupten, „ich glaub, es git en Bueb“ – war dann die Überraschung und Freude gross, als ein Mädchen zur Welt kam. So könnte man die Liste noch beliebig fortsetzen und ich denke, jeder von uns kann diesem Wort seine eigene Bedeutung geben, es wäre schade, wenn es nichts Überraschendes mehr geben würde.
Operation Hoffnung
Ein Brief der Appenzeller Zeitung liegt in meiner Post. Mein Wort: «Operation Hoffnung». Aber das sind doch zwei Wörter! Nun ja, sie scheinen also zusammenzugehören, sozusagen eine Einheit zu bilden und nur im Zweierpaket erhältlich zu sein. Aber sie gefallen mir zusammen eigentlich nicht, stören meine Empfindung. Zu sehr tönt mir das Ganze nach Abkommen. Nach geschäftlichem oder gar militärischem Agreement mit gesteuertem, zweckoptimistischem Ausgangscharakter. Ein bisschen mögliche Sonne nach dem Sturm oder «bewegen sie sich frei, aber gehen sie in diese Richtung!».
So erlaube ich mir, ein sprachliches Skalpell zur Hand zu nehmen und das Wort «Operation» einfach wegzuschneiden, operativ zu entfernen. Nun ist mir wohler, der Zustand ist ehrlicher, klarer. Das Wort «Hoffnung» ist bedeutungsvoller geworden und kann sich in seiner Tragweite entfalten, auch wenn ich den Anfang und auch das Ende dieser Bedeutung nicht ausmachen, geschweige denn erfassen kann. Denn Hoffnung ist ein sehr persönliches Gefühl, wir kennen es alle und haben uns schon oft seine Bekanntschaft ersehnt. Wenn ich es treffen durfte, hat es mich in eine Welt des Trostes und der Stille, aber auch in eine Welt der grossen Erwartung geführt. Schwierig – die Hoffnung nicht an erwartete Resultate zu knüpfen … Schlussendlich hat mich der Zustand «Hoffnung» oft auf mich selbst zurückgeworfen und auf die Erfahrung, dass mit Gefühlen und dem Glauben «in» oder «an» etwas immer etwas zu verändern ist.
Gewürze
Gewürze sind etwas Spezielles, jedenfalls für mich, denn man kann sie so vielseitig verwenden. Die Gerichte oder Gebäcke bekommen, je nachdem, wie man die Gewürze einsetzt, eine einzigartige Note im Geschmack. Mich faszinieren die unzähligen Gewürzarten und ich probiere gerne neue Gerichte aus. Leider gelingen mir nicht alle …
Vielfältig
Dieses meistens positiv verwendete und bewertete Wort hat mich ganz spontan in eine gute Stimmung versetzt.
Gerade fünfzig Jahre alt geworden, habe ich mich auch mit allen Gefühlen von Älterwerden, weniger vital, weniger Wertsein auseinandergesetzt.
Ich betrachte mich im Spiegel und sehe meine vielen Falten im Gesicht. Es nützt nichts, sich gegen die Gefühle dabei zu wehren, man sieht es an den Falten…
Ich bin vielfältig! Es ist nicht mehr zu verbergen: Zufriedener, mit leichtem Stolz, gehe ich mit der neuen Bewertung in den Alltag.
Natur
Natur ist ein Wort, das uns tagtäglich begleitet. Gibt es etwas Wertvolleres? Sie umgibt uns von morgens bis abends. Wir leben mit ihr. Schon unseren Enkeln bringen wir sie näher, indem wir ihnen die Zusammenhänge erklären. Gibt es überhaupt etwas Schöneres als sich in der Natur aufzuhalten? Wir haben das grosse Privileg, von purer Natur umgeben zu sein. Da sind unsere Vögel, die bei uns brüten, und Schmetterlinge lassen sich auf Blumen und Büschen nieder, welch herrlicher Anblick! Zum kleinen Weiher kommen unzählige Frösche, um zu laichen, doch auch Molche, Kröten und Libellen gibt es zu beobachten. All unsere freie Zeit gehört der Pflege der Natur. Das Erste, was ich am Morgen angehe, ist ein Rundgang durch mein Paradies, denn es gibt viel Neues zu entdecken und auch festzustellen, so zum Beispiel, ob Fuchs und Igel oder Marder in der Nacht zu Besuch waren. Was immer die Natur uns bietet, ist nicht käuflich, kostet nichts, aber bereitet unsagbar viel Freude. Natur ist Labsal für die Seele. Es stimmt uns unsagbar traurig zu hören, dass täglich Tiere und Pflanzen aussterben durch die Unvernunft des ach so klugen Menschen. Woher nimmt der Mensch das Recht, derartige Eingriffe zu tätigen und Unersetzliches zu zerstören? Natur kann auch Glaube sein!
Abgrenzen
Klara gibt ein Fest. Sie hat Freiraum geschaffen für sich selbst. Gefeiert wird das «Abgrenzen». Selbstverständlich gehören auch die Zwillinge «Grenzen setzen» und «Grenzen ziehen» dazu. Sie haben ihren Bruder, den «Grenzschutz», mitgebracht. Kaum begrüsst, wird auch allen klar, dass er unverzichtbar ist in dieser Runde. Ungeladen rückt nämlich der andere Teil der Verwandtschaft heran. (Ob mütterlicher- oder väterlicherseits ist nicht mehr herauszufinden.) Schon von Weitem hört man sie rufen: Wir wurden ausgegrenzt, wir lassen uns das nicht bieten – wir versetzen Grenzen – wir lösen Grenzen auf – wir überschreiten sie. Eine helle Stimme ruft unentwegt: Wir bauen Brücken, eine andere: Schmetterlinge fliegen frei. Wie unterschiedlich und eigenartig klingen die Rufe aus diesem Lager. Klara ist verwirrt. Unvermutet steigt ein Traum in ihr auf. Der Traum von spontaner Begegnung und grenzenloser Freiheit. Mit einem tiefen Atemzug wendet sie sich wieder ihren Gästen zu. Heute ist das «Abgrenzen» ihr Fest und sie will es in vollen Zügen geniessen. Sie bittet den Grenzschutz auf seinen Posten. Sie weiss, sie wird in Kürze ein weiteres Fest feiern, zu gerne möchte sie die anderen Verwandten kennen lernen.
Kometenstaub
Wie alle Himmelskörper umgibt auch Kometen die Aura des Geheimnisvollen; man weiss immer noch sehr wenig über diese nur selten mit blossem Auge erkennbaren Trabanten der Sonne. «Kometenstaub» kommt mir als Wort mit innerer Spannung vor: Es kombiniert den erhabenen Kometen mit Staub, dem in der Regel jegliche Erhabenheit abgeht. Dennoch weckt «Kometenstaub» keine negativen Gefühle, sondern wird als schon fast magischer Begriff empfunden. Offenbar genügt die Erhabenheit des Kometenbegriffs, um den Staub zu adeln. Damit nicht genug: Der Staub, den der Komet auf seiner den Gesetzen der Schwerkraft gehorchenden Reise durchs Sonnensystem von sich gibt, macht ihn überhaupt erst sichtbar. Der Kometenstaub ist also die Ursache für den leuchtenden Kopf (fachsprachlich die Koma genannt) und den wundersamen Schweif dieser Himmelserscheinungen, die uns entzücken und unsere Vorfahren in Angst und Schrecken versetzten.