Das Paradies

gopf, ein wortgefäss gefüllt mit tonnenschwerer leichtigkeit, ein ort des ganzen, in dem nichts geteilt ist und das eine nicht das andere bedingt, nur eine ahnung: das paradies der leere

das füllhorn zum bersten voll

vom täglichen überfluss überflutet die sinneslandschaft das paradies, dieser garten eden am rande meiner seele möchte leer sein gänzlich leer sein als sei es übergang für die fantasie

weggehen und ankommen

Erdigem

Zufällig entdeckt, dass in meinem «das sollte ich mal durchschauen, sortieren, entsorgen»-Stapel dieser Aufruf steckt: Eines von 286. Es dreht sich nicht um irgend ein Wort, das ich leicht zur Seite schieben, vergessen könnte, sondern um erdigem! Erdigem! Das Wort lässt mir keine Ruhe. Setzt sich fest. Keimt zwischen Erdkrümeln. Setzt Bilder frei.

Mit erdigem Geschmack im Mund
Mit erdigem Klang im Ohr
Mit erdigem Fuss im Schuh
Mit erdigem Gesicht im Kopf
Mit erdigem Gefühl im Bauch
Mit erdigem Versprechen im Herzen
Mit erdigem Wein im Glas
Mit erdigem Zorn im Streit
Mit erdigem Vertrauen im Leben
Mit erdigem Leiden im Kontakt
Mit erdigem Übermut im Fluss
Mit erdigem Wachsen im Dasein
Mit erdigem Glück im Licht
Mit erdigem Mut im Berg
Mit erdigem Wohlwollen im Zentrum
Mit erdigem Duft…
Mit erdigem Gesang…
Mit erdigem Wissen…
Mit erdigem Lächeln.
Nicht mit feurigem, wässrigem, luftigem Lächeln…
Mit erdigem Lächeln im Augenblick.

Akzeptanz

Zuerst habe ich mich gefragt, was das Wort Akzeptanz bedeutet. Ist der Akzep-Tanz ein Appenzeller Volkstanz oder ist es doch die Bereitschaft, etwas Neues anzunehmen? Ich lege mich doch lieber auf die zweite Deutung fest.

Ich komme aus Barcelona, was bedeutet, dass ich hier in der Schweiz Ausländerin bin. Ich liebe mein Land, mit all den positiven und negativen Seiten, meine Sprache, meine Kultur und die Leute von dort. Seit zwölf Jahren lebe ich aber nun in Herisau, habe hier auch eine Familie, sehr gute Freundinnen und Freunde, viele Bekannte, und ich fühle mich sehr wohl, sehr zufrieden und von allen sehr gut akzeptiert. Akzeptanz hängt meiner Meinung nach sehr stark mit Respekt zusammen, Respekt vor anderen Menschen, Kulturen und Denkweisen. Ich denke, dass die Leute hier mich respektieren und akzeptieren, weil ich versuche, ihr Land wie mein eigenes anzunehmen – nur beim Winterklima ist mir dies noch nicht gelungen.

Früchte

Zuerst die übliche Tour: Googeln in den CH-Seiten. Erster Fund ist eine Saisontabelle Früchte, die lehrt, dass Kiwis von 12-3 Hauptsaison haben. Keine Nebensaison. Der zweite Link führt zu swissfruit.ch, wo betont wird, dass Schweizer Kirsch aus 100 Prozent Schweizer Kirschen gemacht wird und eine bekannte Frau gesteht: «Schweizer Früchte. Ich weiss warum». Die dritte Homepage droht «Rund 50 verschiedene Früchte versuchen Sie zu verführen» und ich frage mich, welcher ich die grösste Chance gebe! Sicher nicht der Vierfrucht, aus der diese scheussliche Skilagerkonfi hergestellt und in Riesenbüchsen angefüllt wird. Vielleicht würde das jene Frau etwas anders sehen, die davon schwärmt, wie sie im Vierfruchtpijama am Freiburger Waffenlauf teilgenommen hat und begeistert am Ziel angekommen ist.

Ich suche in der Zeitung Früchte: Die Firma X erntet die Früchte ihrer harten Restrukturierungsmassnahmen. Wie die den Entlassenen wohl schmecken? Der Ideenaustausch unter den Besamungstechnikern erwies sich als fruchtbar. Kein Kommentar. Willkommen in der Bananenrepublik! überschreibt der Generalsekretär der SVP seinen Artikel in der «Schweizerzeit», einem Blättli, das mir ein unbekannter Peiniger regelmässig zustellt. Irgendwie stehen Früchte auch für Negatives. Nicht so die schönen Früchtchen. Das sind Kinder und Jugendliche. Nicht die eigenen.

Gefühl

… ein einfacher Überbegriff für eine Vielzahl von Empfindungen. Gefühle drücken unser Befinden aus, beeinflussen unsere Entscheidungen, haben auch Macht über uns. Sei es in Form von Freude, Liebe, Glück und Zufriedenheit oder in Form von Schmerz, Wut, Trauer, Enttäuschung und Angst.

Wir Menschen sind auf der Suche nach dem Gefühl von Freiheit oder dem Gefühl von Harmonie. Vielleicht aber auch nach dem Gefühl der Macht oder der Überlegenheit. So vielfältig diese Gefühle auch sind, so viele Menschen stehen dahinter und nur schon das Gefühl von Glück bedeutet für jeden etwas anderes. So euphorisch oder niederschmetternd wir die Gefühle erleben, so einzigartig machen sie jeden einzelnen Menschen. Wie Johann Wolfgang von Goethe in Faust I schrieb: «Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch»!

Frauenspuren

Von Frauen im Bundesrat wird ein 150-prozentiger Einsatz verglichen mit Männern verlangt. Wir hoffen, dass Micheline Calmy-Rey als kompetente Vorsteherin des EDA noch lange jugendlichen Schwung ins Bundeshaus bringt.

Eine enorme Spur haben Frauen gelegt, was Küchenpolitik alles bewirkte, nach einer hundertjährigen Tradition der Landsgemeinde (das Frauenstimmrecht). Vreni Schneider hinterliess eine super Schneespur im schweizerischen Wintersport.

Selbstbehauptung

Ich behaupte mich selbst, ich setze mich durch, ich nehme mich ernst. Ich bin unabhängig, ich bestimme selbst, ich lasse mir nicht dreinreden.

Wie viel Selbstbehauptung ist gesund, wo beginnt der Egoismus? Gibt es den gesunden Egoismus, wie wärs, wenn ich nur noch unter Selbstbehaupteten leben würde? Ich bin solidarisch, ich bin Teil des sozialen Gefüges, ich bin auf andere angewiesen. Ich bin von andern abhängig, ich nehme Rücksicht … Hauptsache, ich kann mich behaupten. Ich behaupte, dass … Ich lasse mich nicht enthaupten … Ich bekopfe, dass … Ich lasse mich nicht entkopfen …

Träumen

Wir alle träumen.Träumen kann niemand verbieten, träumen kostet nichts. Träume können Wegweiser im Leben sein, sie können Lösungen für Probleme aufzeigen oder zwingen uns, uns selber zu hinterfragen. Man kann auch mit offenen Augen träumen und so viele Dinge idealisieren. Traumberuf, Traumpartner, Traumhaus, eine traumhaft schöne Landschaft oder ein traumhaft gutes Essen sind nur einige Beispiele. Hingegen Albträume und traumatische Erfahrungen wünschen wir uns überhaupt nicht. Ein behutsamer Umgang mit Träumen ist wichtig. Ich hoffe für Sie und mich, dass ab und zu ein Traum in Erfüllung gehen kann und es nicht heissen muss «aus der Traum». Wir alle träumen.

Sonne

Der Briefträger begrüsst das kleine Mädchen mit dem Namen Sonnenchind, was ohne Erklärung dem Kinde ein zufriedenes Gefühl gibt. Der mürrische, alte Mann fragt: Warum hast du so ein sonniges Gemüt? Stürme und Regengüsse verdecken der Sonne die Energie für den Blick auf alles Schöne, bis die Sonnenwärme wieder die Sonnenblumen im Garten erblühen lässt. Dankend schaut sie in die sonnigen, strahlenden Augen vom Grosskind, wartend auf den Sonnenuntergang.

Das Mittelmeer

Der nachfolgende Text stammt aus dem Werk Silvae 3, 5, 78-107 (mit Auslassungen). Es sind die Worte von Papinius Statius, der mit diesen Versen seine Gattin für eine gemeinsame Rückkehr von Rom in seine Heimatstadt Neapel gewinnen wollte. Er war ein Dichter des ersten Jahrhunderts nach Christus.

«Auch meine Heimatstadt Neapel liegt dort, wo sich Fremde so zahlreich niederlassen. In diese Gegend will ich dich führen, wo die Winter so lind und kühl die Sommer sich mässigen, wo das ruhige Meer ans Land friedliche Wogen treibt. Überall stiller Friede und das Glück eines beschaulichen Lebens, nie wird die Ruhe gestört, und Schlaf erquickt die Müden. Kunst und natürliche Schönheit, die Säulenhallen und Tempel, Feste und Spiele, fast zur gleichen Zeit wie die Feiern auf dem Kapitol, jenes fröhliche und ungezwungene Leben, das auf glückliche Weise römische Würde mit dem freien Wesen der Griechen vereint. Auch die Umgebung bietet in buntem Wechsel Vergnügen. Wahrlich, entzückend ist es, die dampfenden Bäder von Baiae aufzusuchen, die lieblichen Strände und Capri, wo unsicheren Seefahrern ein Feuer, hell wie der Mond, vom Turme her leuchtet, Ischias heilende Wasser und Stabiae endlich, das neue, wiedererstanden aus Trümmern und Asche (neu aufgebaut nach dem Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr.). Oh, ich könnte dir tausend Vorzüge meiner Heimat aufzählen, aber lass es genug sein, teure Gattin, denn sie hat auch mich erschaffen, für dich als deinen Mann fürs Leben.»