Archiv der Kategorie: Kulinarik

Eigenbrötlerin

Compis können einiges, doch sie transportieren weder den Duft noch das Knistern und schon gar nicht die knusprige Krume dieses meines „Hausbrotes“. Hunderte davon – nein, ich übertreibe nicht – haben den heimischen Backofen verlassen und sind (nur mit frischer Butter drauf!) zu Hauptdarstellern geworden. Am zweiten Tag gerne mit Comfi, Pomeranzen oder Quittengelee, in jedem Fall Homemade, da weiss frau genau, was für Früchtchen und wieviel (wie wenig!) Zucker drin sind. Das Brot ist auch am Tag vier noch bestens, kein Muffen, kein Schimmel, kein drohender Zahnverlust. Es riecht nach Getreide, nach was anderem ist extrem unerwünscht, folgedessen ist die Zutatenliste kurz: Mehl, davon ein Teil aus frischgemahlenem Getreide (Dinkel, Weizen, Roggen, je nach dem), Wasser, Salz und zwei mickrige Gramm Hefe. Zeit ist der entscheidende Faktor: vom Moment des Teiganrührens bis zum fertigen Brot s.o. dauert es rund 24 Stunden. Also nix da für Eilige, die kaufen ihr Brot besser, es gibt ja noch einige wenige Bäckereien, die Brot backen. Mit dieser langen Gehzeit entwickelt das Getreide den intensiven Brotduft, wenn du ihn riechst, fällt dir im besten Falle das Brot deiner Kindheit ein – hmm, vorausgesetzt du bist fünfzig und drüber! Im Magazin des Tages-Anzeigers schreibt Christian Seiler (Link folgt) über einen Bäcker in Wien, dessen Brotzubereitung sage und schreibe 144 Stunden daure. Der Bäcker ein Tüftler, leidenschaftlich besessen von seiner Brotvision, die KundInnen danken es und sollen die Brote bis zum allerallerletzten Krümmel essen. Mir fallen genau jetzt die Bilder aus dem Film „We feed the world“ von Erich Wagenhofer ein, wie baggerschaufelweise Tonnen von Brot „entsorgt“ werden und es bleibt wohl Wunsch, dass Brot wieder weit mehr sein kann als ein geschmackloses Wattestück, das ein paar Stunden nach dem Kauf weggeworfen wird. Für Neugierige: mein Brot entsteht leicht abgeändert nach einem Rezept in vier Teilen auf dieser Seite.

Der Konfitürenbaum

Auf den ersten Blick sieht es aus wie jedes andere Kirschbäumchen. Etwas schütter vielleicht, aber doch recht flott in Form geschnitten. Mit Wetterglück, und wenn die Bienen Kraft zu Flug- und Sammelzeit finden, werden gegen Ende Juni jene raren Früchte pflückreif sein, die es ganz selten noch auf Märkten oder direkt beim Obstbauern zu kaufen gibt. Es sind die herben, säuerlichen, hellroten, in reifem Zustand fast glasig durchscheinenden Weichselkirschen, die kaum mehr kultiviert werden. Aus diesen kugeligen, farbintensiven Früchten lässt sich eine Konfitüre einkochen, deren einzigartiger Geschmack mit Bittermandelnote mich beim Zubettgehen fragen lässt, wann man sich zum Z’morge erheben könne ……

Die Ersten

aus der Schweiz natürlich!, grün und beim ersten Mal mit fast nichts dazu um ihren grasig-erdigen Geschmack samt buttrigem Mark unverfälscht zu spüren, die Anleihe an Spinat oder Avocado, ihren leicht herb-metallischen Nachgang. Vorfreudig erwartet – die eingeflogenen, unfairen Ästchen  Spargeln lassen wir liegen – am ihrem Marktstand in St. Gallen, hier (und anderswo) gibt’s die Guten, offen – falls Du eine einzige kaufen möchtest. Einkaufen übrigens und der Verlust einer einzigartigen Adresse in St. Gallen wird demnächst Thema sein.