ARGAblog: Schwarz-Weiss

 
Einige VertreterInnen der Politgilde erfreuen sich einer neuen Idee: eine schwarze Liste, auf der säumige Krankenkassenprämien-nicht-ZahlerInnen aufgeführt wären. Vordergründig zur Vorwarnung von Spitälern, Notfallstationen oder ÄrztInnen. Nicht unerwünschter Nebeneffekt: der Pranger und die erzieherische Komponente. Einmal mehr sieht die Sache, von ganz nah betrachtet, etwas komplexer aus, als sie sich in den Reden und Schlagzeilen präsentiert. Einzelne RednerInnen versteigerten sich zur Aussage, dass es wohl nicht angehe, dass Leute statt die Krankenkassenprämien zu bezahlen, in die Ferien führen oder gar ein Auto kaufen würden. Ich sehe Menschen, denen das Geld auch bei kargen Ansprüchen einfach nicht reicht, weil sie keine Arbeit haben, von Sozialhilfe leben müssen oder trotz Arbeit nicht auf einen existenzsichernden Lohn kommen. Oder eine andere Gruppe, deren Partner (es sind meist Männer…) das Geld ins Spielcasino, Restaurant oder Bordell tragen – während sich die Frau zehnmal überlegt, ob sie für ihre Kinder oder sich eine ärztliche Unterstützung in Anspruch nehmen solle. Denn angenehm ist es nicht, wenn frau nur gegen Barzahlung eine Beratung und Medikamente bekommt… Notfallbehandlungen können nicht verwehrt werden,doch es gibt zig andere Erkrankungen, die kein Notfälle sind, aber mittel-oder längerfristig negative Auswirkungen haben und behandelt werden müssen. Mit den nicht bezahlten Prämien in die Ferien zu fahren, käme dieser Gruppe von Betroffenen nicht in den Sinn, weil sie nämlich froh sind, wenn sie genug Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen.
Die Folgen der euphorisch bejubelten Liste: u.a. höherer Medikamentenkonsum, Verschleppung von Erkrankungen mit Spätfolgen, Bestrafung unschuldiger Menschen (auch Kinder), Diskriminierung und Bloss-Stellung. Statt schwarze Listen zu propagieren, wäre ein forciertes Engagement für eine kostengünstigere Grundversorgung effektiver und menschenfreundlicher: Gesundheitszentren zum Beispiel, in denen gut ausgebildetete Pflegefachleute Bagatell-Fälle und bekannte Verläufe begleiten und betreuen… und und…

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