Ein Brief von der Appenzeller Zeitung? Schon wieder eine Rechnung? Diesmal nicht! Titel des Briefes: «Eines von 286» und dann die Erklärung. Am Schluss des Briefes das Wort «Gegensätze».
Und nun? «Hirnen» oder: die Zeit verstreichen lassen und man hört nichts mehr von mir, bis die Eingabefrist abgelaufen ist. Auch nicht gerade die Art des feinen Mannes. Zum Glück ist wieder einmal Regen angesagt, im Gegensatz zum letzten Sommer! Im Internet (der Technik sei Dank), Suchmaschine Google, erscheinen 35 500 Eintragungen unter «Gegensätzen». Und das in nur 0,1 Sekunden! Diese Menge verwirrt mich (die Technik sei verflucht). Ich habe eine Idee. Frau Tralci hatte eine Idee. Während eines Jahres hat sie jeden Tag aus der Zeitung ein Wort ausgeschnitten. Es sind 286 Wörter zusammengekommen. 286 Geschichten sollen, mit Bezug auf das erhaltene Wort, erzählt werden. 200 von ausgelosten und 86 von ausgewählten Leserinnen und Lesern.
Auch der Bildhauer Horst Bohner hatte eine Idee. Zeitungsnotiz vom 29. März 2004: Jeden Tag des Jahres 2003 modelliert der Schweizer Künstler Horst Bohner eine Figur. «Art Tagebuch in 365 Figuren» nennt er die Arbeit. So sind 365, je nach Tagesform und Gemütsverfassung unterschiedliche Werke entstanden. Nicht die Idee, sondern die Art der Darstellung im Vergleich zu Frau Tralcis Idee ist das Gegensätzliche. Die dritte, ähnliche Idee, aber in der Darstellung auch gegensätzlich, hatte ich als Hobby-Fotograf. In meinem 70. Lebensjahr habe ich jeden Tag eine Polaroid-Foto gemacht. Notabene nur eine, auch wenn sie zu hell oder zu dunkel geraten war, sie blieb die «Pola des Tages». So entstanden auch hier 365 Arbeiten, je nach Stimmung und/oder Tagesform unterschiedlich (gegensätzlich) in Sujet und Darstellung. 286 Geschichten, 365 Bronze-Figuren, 365 Polaroid-Fotos. Drei gleiche Ideen. Drei gegensätzliche Darstellungen! Was wäre der Mensch, die Welt, das Leben ohne Gegensätze!