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Ein (nicht nur) Appenzeller Haiku Beim Staudenhag dortSchlüsselblumen. – Bald sieht siekein Bauer mehr blühn.Lisa Tralci

Bodoni Poesieblatt: Die Lichtfängerin

 Die Lichtfängerin

An der Wäscheleine flattern meine Häute
die Lanugohaut und die meiner ersten Liebe
jene, unter der meine Kinder schwammen
neben der mit den feinen Rissen
die Landkarte, über die deine Finger strichen und
das zu eng gewordene Kleid

An der Wäscheleine flattern meine Häute
sie sind mir vom Leib gefallen
im Morgengrauen und beim höchsten Sonnenstand
im Spiegel meines Auges hast du sie durchlöchert
meine Nägel haben sie vom Leib gekratzt und
jede dem Wind geweiht

Die letzte wünsch ich mir
karminrot, lichtgebadet und geschmeidig

Die letzte wünsch ich mir

(LT)

Der Waldgut Bodoni Verlag schreibt über seine Bodoni Poesieblätter:

«Besser ein guter Text an der Wand als ein schlechtes Bild im Schrank.» – Warum umgeben wir uns zu Hause nicht mit guten Texten, guten Gedichten? Für Araber sind Kalligrafien der Heiligen Texte Bilder, Chinesen und Japaner schreiben Texte in die Bilder oder lassen die Texte ohne Bild wirken. Auch wir haben schöne Schriften; die alten Bleischriften zum Beispiel, die noch nicht auf pflegeleicht gestylt sind und oft eine eigenwillige Charakteristik ausstrahlen. Wir möchten dem Text eine gute Umgebung verschaffen, ihm vielleicht einige Akzente dazugeben – jedes Blatt soll eine Überraschung sein, ob im Reichtum des Aufwandes oder in der Kargheit der verwendeten Mittel. Prosatexte, Gedichte zum Schauen/Lesen. Von Hand mit Bleischriften gesetzt, von Hand abgezogen auf schönes Papier, Maschinenbütten, rein Hadern oder auch mal auf interessante Recycling-Papiere gedruckt. Jede Farbe ist ein Durchgang. Wenn für einen Text zu wenig Schrift vorhanden ist, bedeutet das für eine Farbe mehrere Durchgänge. Die Auflagen sind klein, 15 bis etwa 200 Exemplare. Von jedem Blatt machen wir 33 (teilweise auch 55) nummerierte, von Gestalter und Drucker (oder Autor/Autorin) signierte Exemplare, die sind meist auf noch schöneres Papier oder mit noch mehr Farben gedruckt. Die Farben werden von Hand auf die Verteilwalzen aufgetragen, so dass jedes Blatt ein individuelles ist. Manchmal verändern wir während des Drucks die Farben. Wir können bis zum Format 50 cm x 70 cm drucken. An einem Blatt arbeiten wir etwa eine Arbeitswoche, manchmal auch länger. So ist es klar, dass die Blätter nicht gerade wie Plakate an die Wand genagelt oder geklebt werden; ein anständiger Wechselrahmen lohnt sich da schon.“

Hier entstehen neben besonderen Büchern die Poesieblätter

Die Lichtfängerin (Text siehe Home)
Format: ca. 50 x 70 cm, Papier Plano Book sihl und eika, 120g (für die signierte Ausgabe my 360 SEND me, Antalis gerippt, elfenbein, 160 g), neun Druckfarben.

Preise und Bestellungen www.waldgut.ch

Auszeichnungen

2008

2. Preis „Das andere Museum“ Bürgerspital St.Gallen
Filz, Wort und Fotografie zum Thema „Begegnung mit dem Alter“

2004

Unter Kennwort: Toggenburger Lyrikpreis 2004

2001

Preis des PEN-Zentrums, Büro für Geschlechterfragen und entwürfe für den Text «Unbewohnt»

Kulturpreis des Kantons Appenzell Ausserrhoden

1998

Forum-claque-Preis für den Text «Vesna» in gegenrede

zu „Unbewohnt“ …

« … eine alltägliche Szene aus einer alltäglichen Geschlechtergeschichte wird als Spannungsfeld abgesteckt. Die Autorin Lisa Tralci beobachtet konzentriert, hellwach, scheinbar teilnahmslos. Mit einer genauen, klaren Sprache gelingt es ihr, auf knappstem Raum freizulegen, messerscharfe Konturen zu zeichnen und das Geschehen in gleissendes Licht zu tauchen. Ekel, Feigheit, Eiseskälte, um nur einen Bruchteil der verletzenden Erbärmlichkeiten hervorzuheben, der Text findet einen überraschenden, ungewohnten Zugang zum Schmerz. Er scheint auf, im Moment, als verstecktes, überdeutliches Zeichen in einem entstellten  Geschlechtergeflecht.
Ein unbarmherziger Text, einschneidend, am Rand des Erträglichen, der die Leserin, den Leser verstört zurücklässt.
(Inka Frey, Mitglied der Jury, in der Laudatio zum Preis des PEN-Zentrums, Büro für Geschlechterfragen und entwürfe)

Veröffentlichungen

Eine Auswahl:

Wechselfälle
Vom Umgang mit biographischen Herausforderungen.
Fotografie: Charles Martin/Text: Lisa Tralci
ISBN 978-3-85882-552-0 (www.appenzellerverlag.ch)

gegenrede.
Lyrik und Kursprosa. Appenzeller Verlag Herisau 1998
ISBN 3-85882-207-8 (www.appenzellerverlag.ch)

Silvesterchlausen.

Wo das Jahr zweimal beginnt. Ein Bildband. Marcel Gruben-mann Fotografie, Lisa Tralci Text. Appenzeller Verlag 1999.
ISBN 3-85882-245-0 (www.appenzellerverlag.ch)

Der Berg.
Kurzhörspiel im Rahmen des Projektes schwellenlos. Ostschweizer SchriftstellerInnen denken ins neue Jahrtausend. Coproduktion Radio DRS und ORG.
Regie: Margret Nonhoff. 2000. Vertrieb: radiokiosk@bluewin.ch

Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Anthologien und Tageszeitungen.