Die Kletterrosen sind still in Bewegung und schlängeln sich in fruchtbarem Grün dem Himmel entgegen, überlagert von einem Meer weisslichrosa-farbigen Blüten. Dazwischen lauern prall und satt die Knospen in spürbarer Ungeduld, ihrer Bestimmung zu folgen, sich lustvoll zu öffnen und sich in Zartheit zu entfalten. Sie verströmen einen märchensüssen Duft, für den es in der menschlichen Sprache keine Begriffe gibt, der aber in seiner Intensität bewusstes Wahrnehmen bewirkt.
Täglich bewundere ich die strahlende Pracht. Kaum merklich findet zur gleichen Zeit Veränderung statt. Zart löst sich Blütenblatt für Blütenblatt, um engelsgleich schwebend, spielerisch und sich spiralförmig leicht drehend zu Boden zu sinken, dem Zerfall entgegen. Erschüttert erkenne ich im rhythmischen Tanz die Vergänglichkeit und den Kreislauf des Lebens.
Tanz des Lebens. Manchmal lässt er mich zappeln wie eine Marionette, die keinen Boden unter den Füssen spürt, unfähig zu entscheiden oder zu handeln. Bewegungslosigkeit und Starrheit sind Ausdruck davon. Doch vermehrt gelingt es, zum eigenen Tanz zu finden und sich auf ihn einzulassen.
Im Rhythmus der Musik überlasse ich mich bewusst der Sprache meines Körpers und Herzens. Durch die Bewegung finde ich Lust und Spass an der eigenen Ausgelassenheit. Ich fühle meinen Körper, fühle mich warm und wohltuend lebendig. Drehend und wendend entfaltet sich mein Innerstes und ich bestaune lächelnd seinen Reichtum. Chaotischer und ekstatischer wird der Tanz. Ich gerate in Hitze und meine zu zerfliessen. Schweiss verbreitet seinen Duft und verbindet die Tanzenden. In der Begegnung mit ihnen werden meine Verletzungen und Grenzen sichtbar und Tränen fliessen. Die wortlose Anteilnahme und menschliche Zuwendung wirken heilend. Im Inneren fühle ich weich und warm, wie sich etwas zart entfaltet und Schönheit ausstrahlt. Erschöpft sinke ich dankbar in die Stille der Bewegungslosigkeit.