Zwischen dem zwanzigsten und dem fünfundzwanzigsten Tag war klar, dass mit dem dreissigsten Tag diese Mitteilungsform beendet wird. Dreissig Tage lang hat die Schreiberin winzig kleine Fenster in ihr Dasein geöffnet und Mitlesende Teil haben lassen an einem Monat, in dem einige Brocken zu verdauen waren, Arbeitstitel: Quarantäne plus.
Gestartet aus einer auf einem Hügelmarsch (den sie sich nicht nehmen lässt) geborenen Idee und der doch ziemlich hartnäckigen, persönlichen Gewissheit, dass Struktur gerade in Zeiten wie diesen hilft unabdingbar ist. Irgendwann im Laufe des Tages galt es, einen Entscheid zum Thema zu fällen, sich Gedanken zur Umsetzung zu machen und zwecks besserem Kennenlernen der neuen, etwas komplexeren Kamera vielleicht auch noch ein einigermassen passendes Bild zu machen.
Ein Thema wählen heisst auch, auf einen Stein zu sitzen und in die innere Befindlichkeit zu schauen. Um sich dann irgendwo einzumitten in diesem Geschehen, in dem es uns nach wie vor weitaus besser geht als den meisten anderen Menschen. Was nicht bedeutet, das Angst, Wut, Unverständnis oder Sorge nicht trotzdem wuchern und sich zwischen oder über alles andere drängen. Gerade in solchen Momenten wurde der imaginäre Sitzplatz auf dem Stein wichtig. Ja, es gibt ein „ICH“, auch wenn ihm während dreissig Tagen lediglich ein indirekter Platz zugeteilt wurde – weil dieses „ICH“ keine bleibende Substanz hat und immer ein Teil von Allem ist.
Und: Der „Dreissigste“ hat im katholischen Kulturkreis eine besondere Bedeutung: etwa dreissig Tage nach einer Beerdigung* findet ein Gedenkgottesdienst statt – nach der ersten, intensiven Trauerzeit eine Gelegenheit, nochmals zusammen zu kommen und des/der Verstorbenen zu gedenken. Vielleicht das Schlimmste vorbei – sagt die Hoffnung und für die Schreibende der Moment, um sich zurück zu ziehen und dieses Fenster zu schliessen.
In diesem Sinne: ALLEN viel Gutes, Mut und Zähigkeit.
* Bedrückend, was aktuell in Sachen palliativer Nichtbegleitung/Sterben/Abschied und Beerdigung geschieht bzw. nicht geschehen kann.
Trotz-dem zum Dreissigsten
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