Ich werde umziehen. Aus eben diesem Anlass werden die Dinge, die frau so um sich hat, wieder einmal in die Hand genommen, gewogen in bezug auf ihren Erinnerungsgehalt, die Wertschätzung und der diesen Überlegungen folgenden Quintessenz: mitnehmen oder weggeben. Der Entscheid „mitnehmen“ ist der einfachste. In die Zügelschachtel und Deckel zu. Der Atlas, vor Jahrzehnten ein Geschenk meines Lehrmeisters zum Lehrabschluss, mit all den fehlenden Ländern, neuen Hauptstädten, andern Grenzen – soll er mitkommen oder in die Brocki wo ihn vielleicht jemand – ich weiss nicht wer – noch einmal aufblättert und ihm ein neues Zuhause gibt? (Ich frage mich ernsthaft, ob das überhaupt geschieht und wenn ja, nähme es mich wunder, wer so etwas weshalb macht und ich würde dem grossen Buch am liebsten eine Art Sender einbauen, damit ich sein weiteres Schicksal aus der Ferne verfolgen könnte…).
Was ist mit den vielen Postkarten, von denen ich nicht mehr in jedem Falle weiss, wer die Person ist, die da herzlich unterschrieben hat? Ich hänge an den Worten, die mir zugeschrieben werden und löse mich nur schwer von der im elektronischen Zeitalter schon fast anachronistischen Art der geschriebenen Mitteilung. Und doch: wann habe ich sie zum letztenmal angeschaut und gelesen? Ja genau, beim letzten Umzug!
Einfach, sehr einfach ist der Entscheid im Falle des unsäglich hässlichen Zwiebelhackers, der sicher teuer war, unnütz und ein Geschenk. Niemals würde ich eine solche Gerätschaft verwenden und ebenso wenig einen Toastdispenser, eine Vorrichtung, in der die getoasteten, warmen Brotscheiben serviert werden.
Der lange schwarze Mantel, in den ich mich so richtig einhüllen kann und den ich in den letzten Jahren vielleicht dreimal getragen habe? Der soo lang ist, dass ich damit ohne hohe Verheddergefahr keinen Bus oder Zug besteigen kann?
Die Glaskatze aus Murano, die ich einmal im Jahr abstaube und dann wieder hinter die Bücher stelle?
Und, und, und . . .
Ich habe (fast) alles weggegeben…